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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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Umweltschützer erfreuen, für den Deichwächter ist sie der Auftakt zur nationalen Katastrophe. Nur eines haben diese Behörden gemein: Ihnen fehlt es an Geld und Mitarbeitern. Und ihre Aufgabe ist jeweils so kompliziert, dass sie auch unter Idealbedingungen kaum zu lösen wäre.
    Dass der Po trotzdem fließt, und zwar meistens da, wo er soll, ist eines der vielen italienischen Geheimnisse.
    Lunau war seit zehn Tagen in Ferrara. Sein Geld war aufgebrauchtund ein Großteil seines Audio-Equipments verloren. Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er die Partie verloren hatte. Balboni nahm seinen Beruf ernst, aber er kam mitsamt seinem Ermittlungsapparat nicht weiter. Was wollte Lunau da ausrichten? Idealismus und Dickköpfigkeit allein genügten nicht.
    Er dachte an die Worte, die Silvia ihm ins Ohr geflüstert hatte: »Bring ihn zur Strecke, tu’s für mich.« Wieso sollte er? Auftragsarbeiten hatte er noch nie akzeptiert.
68
    Es war Samstagmorgen. Plötzlich schien der Winter wieder Einzug gehalten zu haben. Ein kalter grauer Nebel hing über dem Fluss.
    Zappaterra parkte seinen Wagen vor der Blechbaracke, ließ den Blick über die Sandgrube schweifen und grüßte mit einer vagen Geste in die Runde. Die zwei Arbeiter, die einen Bagger reparierten, reagierten nicht. Sie hatten Zappaterra nicht gesehen, oder wollten ihn nicht sehen. Und das brachte ihn noch mehr auf.
    Andrea Zappaterra war mit schlechter Laune erwacht. Reinen Tisch zu machen war viel mühseliger als erwartet. Er musste immer noch ein Halstuch tragen, das die Kratzer verdeckte, im Gesicht zwei Pflaster. Und was Dany ihm zumutete, ging für seinen Geschmack auch zu schnell. Gemeinsame Wohnung, Trennung von seiner Frau. Und jetzt: schwanger.
    Gasparotto stellte sich tot, und Zappaterras Arbeiter trugen eine Miene zur Schau, die ihm nicht gefiel. Der Blonde hatte sogar gekündigt. Einen Monat nachdem Zappaterra ihm einen regulären Arbeitsvertrag gegeben hatte. Anderthalb Jahre langarbeitet er schwarz, und kaum hat er die ersten Privilegien, steigt ihm der Erfolg zu Kopf. Es war immer dasselbe. Man musste sie unter der Knute halten, sonst wurden sie aufmüpfig und arbeitsscheu. Es gab für einen Menschen nun einmal keinen besseren Antrieb als die Angst. Existenzangst.
    Zappaterra trabte die Metallstufen hoch, öffnete die Tür, warf seine Jacke im Vorraum auf die Ledercouch und betrat sein Büro. Es verschlug ihm für einen Moment die Sprache, er meinte, ein Gespenst zu sehen. Auf seinem Drehstuhl mit den gepolsterten Armlehnen, auf seinem 1200 Euro teuren Lederstuhl mit hydraulischer Höhen-, Lehnen- und Achsenverstellung saß eine Gestalt, die in allen Farben leuchtete. Das Gesicht war nur mit Mühe als ein solches zu erkennen, ein Ohr geschwollen wie ein aufgeblasener Spülhandschuh, Stirn und Wangen schillerten lila und gelb, in das Haar waren riesige Schneisen rasiert, in denen Mull und Pflaster klebten.
    »Was wollen Sie hier? Ich glaube nicht, dass das Ihr Platz ist«, sagte Zappaterra barsch, um seinen Schreck zu überspielen. Er hatte Kaspar Lunau inzwischen erkannt.
    »Sie bauen illegal Sand aus dem Fluss ab und verschiffen ihn.«
    Zappaterra verzog keine Miene und antwortete: »Raus aus meinem Sessel.«
    »Sie haben Di Natale umgebracht.«
    Zappaterra kam um den Schreibtisch und stellte sich neben Lunau. »Ich möchte nicht grob werden. Angesichts Ihres Zustandes.«
    Lunau stand auf und nahm auf dem einfachen Besucherstuhl jenseits des Schreibtisches Platz.
    »Michele Balboni ist in alles eingeweiht. Die Ermittlungen laufen neu an. Es ist eine zweite Obduktion durchgeführt worden.«
    »Sie wissen, dass ich ein Alibi habe.«
    »Das ist nichts wert. Der Todeszeitpunkt war falsch berechnet. Wo waren Sie, nachdem Sie mich im Hotel so überhastet verlassen hatten?«
    »Bei meiner Frau. Die Polizei hat ihre Aussage schriftlich.«
    »Sie waren mit Ihrem Auto unterwegs. Das habe ich selbst gehört.«
    Zappaterra zog die Mundwinkel nach unten und zuckte mit dem Kopf. Noch eine Variante, um Wurschtigkeit auszudrücken. »Ich habe niemandem ein Haar gekrümmt.«
    »Ist egal, wer diesen Job für Sie erledigt hat. Tatsache ist, er wurde für Sie erledigt. Und ich werde Sie überführen.«
    »Da bin ich mal gespannt.«
    Zappaterra lachte. Aber das nervöse Zucken, mit dem er seine Schultern zurechtrückte, verriet eine gewisse Gereiztheit.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Mikros unter dem Hemd haben. Deshalb lassen Sie uns nur in

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