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AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

Titel: AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klein
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der Legislaturzeit von Ardobal von Xernico war jedenfalls kein Bedarf an einem Kaiser, der regierte.

    *

    Wie jedes andere Lebewesen im Imperium, welches über Geschichts- oder Allgemeinwissen verfügte, wusste auch Pox um den Regierungsstil des alten Kaisers Ardobal von Xernico, und spätestens nach der Übernahme des Amtes durch Cya von Aternia war auch dem letzten klar, welch passive Rolle dieser Kaisers während seiner Legislatur gespielt hatte. Aus dieser Perspektive heraus war es eine Sensation sondergleichen, als dieser doch bislang so phlegmatisch agierende Mann sich als einer der Drahtzieher der Rebellion und des Putsches präsentierte – und Erfolg nachweisen konnte. Gerade letzteres stellte die eigentlich Unerhörtheit dar, denn es gehörte zum allgemeinen Wissen, dass bereits vor 5 Jahren, als das Orakel Cya berufen hatte, von Ardobal der Versuch unternommen wurde, weiterhin die Herrschaft im Imperium zu behalten. Zu diesem Zweck erinnerten sich die beiden Entlassenen – der Kaiser und der Hohepriester – der Androiden-Verschwörung und fassten einen ähnlichen Plan: Sie wollten eine kleine Anzahl von Androiden, die im Obelisken arbeiteten, so umprogrammieren, dass diese auf ein bestimmtes Signal hin gegen die neue Kaiserin revoltierten und somit den neuerlichen Umsturz einleiteten. Damals war ihnen Elexi’ael von Zenit auf die Schliche gekommen, und seinem Vorgehen war es zu verdanken, dass alle umprogrammierten Androiden erkannt und re-programmiert worden waren, so dass der Plan des Kaisers und des Hohepriesters, die Macht zu behalten, als gescheitert galt.
    Und nun – 5 Jahre und eine gefühlte Ewigkeit später – hatte Ardobal von Xernico, den man weit ab der galaktischen Bühne vermutet hatte, das Unmögliche wahr gemacht: Es war ihm gelungen, die Kaiserin zu vertreiben, das Imperium zu stürzen und sich selbst zum zweiten Mal zum Kaiser zu ernennen. Dass er vermutlich nur eine Marionette des unbekannten Feindes, der das Imperium von außen wie von innen bedrohte, war, spielte dabei zumindest im Augenblick für alle Anwesenden nur eine nebensächliche Rolle.
    Der Schock über diese Enthüllung fiel nur langsam von den Personen in der Zentrale des Obelisken ab, und viele von ihnen gaben später an, über das plötzliche Auftauchen von Ardobal von Xernico mehr entsetzt gewesen zu sein als über den Putsch selbst.
    Pox’ synthetisches Gehirn kannte den Zustand des Erschrockenseins nicht, und so beschränkte sich seine Reaktion über das Erkennen des alten Kaisers darauf, alle ihm bekannten Fakten zu der Person Ardobals und seinem Werdegang zusammenzutragen, was unweigerlich die Geschichte der Androiden-Verschwörung und des gescheiterten Putschversuchs mittels der Roboter in seinem Aufmerksamkeits-Prioritäts-Hierarchieprogramm nach oben rücken ließ.
    Kaiser Ardobal von Xernico war sich offenbar seiner Wirkung voll bewusst, denn er verharrte still in seiner Position, als wolle er den Anwesenden genügend Zeit geben, seine Präsenz durch und durch wahrzunehmen. Ein triumphierendes, arrogantes Lächeln spielte um seine Lippen und verzerrte sein feistes Gesicht auf eine beinahe obszöne Art und Weise. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, doch waren sie kein Anzeichen von Nervosität, sondern eine Konsequenz seiner Fettleibigkeit, zugleich Symbol seiner fast körperlich spürbaren Widerwärtigkeit. In den Jahren seiner Regierung hatte er diese kultiviert als Zeichen der Verachtung, die er seinem Amt gegenüber verspürte, und in dieser Zeit war sie ihm so zu eigen geworden, dass er auch nach seinem Machtverlust weiterhin diese Persönlichkeit aufrecht erhielt. Pox’ psychologische Interpretationsprogramme, die zwar nicht zu seinen differenziertesten Funktionen zählten, aber immerhin einige grundlegende Erkenntnisse produzierten, die etwa der Alltagspsychologie humanoider Lebewesen ähnelten, kamen zu dem Schluss, dass es Ardobal tatsächlich wie der größte Triumph vorkommen musste, nun nicht nur das eigene Kaiseramt symbolisch ruiniert, sondern auch Cya als Kaiserin reell gestürzt zu haben.
    Nachdem er sich einige Augenblicke lang von allen Seiten hatte anstarren lassen, bewegte sich der Kaiser, unterstützt von seinen technischen Gehhilfen, mit quälender Langsamkeit durch die untere Ebene der dreietagigen Kommandozentrale, wobei er scheinbar willkürlich eine der Verwaltungs- und Steuerkonsolen der obeliskeninternen Systeme ansteuerte. Der junge Mann, der dort saß, versteinerte

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