AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
Techniksammler schweigend.
*
Die Lage an Bord des imperialen Raumschiffes Schwert des Lichts hatte sich gewandelt: Die zuvor zwar wachsamen, aber im Grunde genommen recht friedlichen Paramecs, welche den Raumer im Belagerungszustand hielten, hatten ihre Strategie geändert, und Szeszechun war sich sicher, dass dies mit der Kaiserin und ihrer Armee des Lichts zu tun hatte. Vor rund vierzig Minuten war zunächst Unruhe in den Belagerern entstanden, einige Soldaten waren abgezogen worden, anderer waren dafür gekommen, und schließlich erschienen bewaffnete Roboter und einige mobile Geschützstände. Zwar vertraute Szeszechun den Schilden der Schwert des Lichts , da erfahrungsgemäß keine Infanterie oder Artillerie gegen die Energiepanzerung von interstellaren Raumschiffen Chancen auf Erfolg hatte, doch wollte er auf Nummer sicher gehen, und so erhöhte er den Energieausstoß des Kraftwerks und leitete die Energie komplett in die Schilde.
„Werden die Schilde halten?“ stieß General Lutan von Zenit, der neben Szeszechun stand, hervor.
„Hochwahrscheinlich!“ erwiderte Szeszechun augenblicklich; der General war ranghöher als der Leibgardist und auch erfahrungsbedingt kompetenter – Szeszechun war weniger Truppenstratege als vielmehr Einzel- und Nahkämpfer. So empfand das Echsenwesen es als selbstverständlich, dass der General das Kommando in dieser Krisensituation übernahm, wobei ihm die Bereitschaft Lutans zur Verantwortungsübernahme eigentlich viel zu lange gedauert hatte. Doch offensichtlich hatte der ältere Mann die Strapazen der Flucht vom Obelisken nur schwerlich überwunden. Er wirkte teilweise verwirrt, bisweilen ängstlich und vor allem demoralisiert. Vermutlich würde es einiger Worte der Kaiserin bedürfen, um aus ihm wieder einen effektiven Streiter des galaktischen Imperiums zu machen, aber Cya von Aternia war eben nicht da, und Szeszechun wusste, dass seine eigenen Fähigkeiten zum Motivieren nicht ausreichen würden, denn – dies entsprach dem Kodex seines Volkes – für ihn zählten Disziplin und Moral mehr als Motivation und Volition.
Szeszechun wandte sich an den Computer. „Ich verlange eine genaue Analyse der Energieentwicklung der feindlichen Geschütze sowie eine Inbezugsetzung zu der Leistungsfähigkeit unserer Schilde!“ befahl er mit größtmöglicher Präzision.
Die Auswertung dauerte keine Minute. „Bei gleichbleibendem Energiegehalt sind die Schilde der Schwert des Lichts endlos attackierbar, ohne dass es zu Kapazitätsüberschreitungen kommt!“
Fast als hätten die Angreifer darauf gewartet, dass Szeszechun diese Information erhielt, sah das Echsenwesen in diesem Moment, wie sich mehrere Schleusen zu dem Hangar öffneten und einige weitere Geschütze hereintransportiert wurden. Szeszechun reagierte sofort und fragte erneut den Computer: „Ausgehend von unserer Maximalkapazität, verlange ich eine Berechnung, bei wie vielen Geschützen des bekannten Typus unsere Lage kritisch wird!“
Erneut verging nur kurze Zeit, ehe der Bordrechner antwortete: „Eine Verdreifachung der Geschützquanität oder – qualität führt zu einer Überlastung unserer Schilde nach einem Dauerbeschuss von 3, 42 Sekunden!“
Der kaiserliche Leibgardist stieß ein tiefes, grollendes Geräusch aus.
„Dann hoffen wir, dass die Zahl der Geschütze diesen Punkt nicht übersteigt, bis die Kaiserin eine Möglichkeit gefunden hat, die Situation zu unseren Gunsten zu klären!“ brummte er.
Und zum wiederholten Male verfluchte er die Lage, die ihn zu absoluter Untätigkeit verdammte.
*
Jenseits des schmalen Flures lag eine riesige Halle, etwa so groß wie der Hangar, in dem sich augenblicklich die Schwert des Lichts befand. Es gab mehrere Etagen und Ebenen, die mit Leitern und Brücken untereinander verbunden waren, wobei zahlreiche der Verbindungen nicht so aussahen, als wären sie zum gleichen Zeitpunkt konstruiert worden wie die restliche Zitadelle der Unendlichkeit, sondern eher nachträglich und dilettantisch eingefügt worden; Sara glaubte sogar, am anderen Ende der Halle eine wackelige Hängebrücke zu sehen.
So, wie sich das Innenleben des gewaltigen Raumes darstellte, fühlte sich das junge Mädchen von der Erde an die beinahe peinlich klischeehafte Vorstellung eines orientalischen Basars erinnert: Um vereinzelte Lichtquellen, die Sara noch nicht genauer identifizieren konnte, gruppierten sich zahlreiche Händlerstände unterschiedlichster Form und Größe: Es gab so etwas
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