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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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nach einer Antwort ab, einem Rat, den ich ihr geben konnte,
aber ich war auf so etwas nicht vorbereitet und ich konnte mich auch nicht
daran erinnern, eine passende Notiz zu haben. Die Wörter durften mir nicht
ausgehen, nicht jetzt, dafür war es zu wichtig. Denn dass auch keine Wörter
Folgen haben, wusste ich nur zu gut.
    Romantik, sagte ich, das gibt es doch
gar nicht, das ist eine Vorstellung, ein Wunsch. Ada, sagte Elisabet, das ist
doch nicht dein Ernst. Sie rollte die Augen und sah mich an. Mein Gesicht wurde
heiß, denn ich hatte eine Antwort und ein unschlagbares Argument gegen die
Liebe. Das würde ich später unbedingt aufschreiben müssen.
    Mit unserer Sehnsucht nach Romantik
verdient die Industrie einen Haufen Geld. Sie ziehen uns über den Tisch und
lachen sich ins Fäustchen und wir merken es gar nicht. Denk doch allein an die
Gärtner am Valentinstag oder an die Parfümerien an Weihnachten. Romantik und
Liebe, das hat die Industrie erfunden, sagte ich und mein Gesicht glühte. So
mussten sich Börsenmakler fühlen, wenn die Kurve stimmte.
    Mit Romantik und Liebe wird Politik
gemacht, Geschichte geschrieben und dabei ist es doch nur ein Konstrukt,
schloss ich meinen Vortrag und ein Gefühl tiefster innerer Zufriedenheit
breitete sich in mir aus. Überzeugt lehnte ich mich zurück, und ich musste in
diesem Augenblick so ausgesehen haben wie mein Vater, als er mir mit einem
abgenagten Entenknochen gegenübersaß und geglaubt hatte, er würde meine Mutter
mit einer Putzfrau wieder zum Leuchten bringen. Ich wusste, dass sie nicht
geleuchtet hatte, und ich wusste auch, dass Elisabet mir nicht glauben würde,
und eigentlich wusste ich auch, dass sie recht hatte, aber wem nützte das denn?
Manchmal war es gut, wenn man die Dinge nüchtern betrachtete, so unrecht hatte
mein Vater gar nicht, als er sagte, in China essen sie Hunde.
    Elisabet hob den Kopf und sah mich
ungläubig an. Romantik und Liebe, das ist doch alles Illusion, sagte ich mit
Nachdruck und setzte ein überzeugtes Börsenmaklerlächeln auf. Aber Ada, sagte
Elisabet, es gibt doch nichts Romantischeres als das da, und ihre Hand ließ die
Haarsträhne los, die sie noch immer nervös bearbeitete, und deutete auf das
Foto mit dem großen rosa Schweinekopf, das an meinem Kühlschrank klebte und uns
mit großen Augen ansah. Die Kurve ging nach unten und es gab einen Börsencrash
mitten in meiner Küche. Elisabet grinste, ich nicht mehr. Was soll denn an
einem Schwein romantisch sein, sagte ich.
    Leo will ein großes Fest, sagte
Elisabet. Das sieht ihm ähnlich, dachte ich, sagte aber nichts, weil Elisabet
ihn heiraten würde, und weil ein Baby in ihr heranwuchs. Meinst du, es wird
gut, sagte sie und ich nahm ihre Hand in meine, obwohl ich das schrecklich
fand, setzte ein Gesicht auf, das ich von meiner Mutter kannte, und sagte, aber
sicher, alles wird gut.
    Dabei entzog ich mich ihrem Blick,
denn sie sollte nicht sehen, dass ich nicht daran glaubte, und sie sollte nicht
sehen, dass ich ihr nicht helfen konnte, denn gar nichts war gut. Leo würde in
jeder Stadt einer anderen Frau ins Gesicht greifen und mit seinen Lippen
saugende Geräusche machen, und Elisabet wusste das, und ich saß bei ihr und log
sie an und Bo war weg.
    Ich hatte ihn in sein Leben
zurückgeschickt und Bo war gegangen. Das war gut so und richtig, und ich wusste
das, und jedes Mal, wenn das Telefon nicht klingelte, war ich froh darüber.
    Und dennoch gab es Nächte, in denen
lag ich wach, und dann war da sein Gesicht und ein Vortrag über Landmaschinen,
und ich öffnete die Augen, und die Nacht schickte ihren schwärzesten Himmel
durch mein Fenster, und meine Füße juckten auch ohne Bo, und ich irrte durch
meine Wohnung, und nichts war voller Elektrizität, und niemand lag neben mir
und bewegte sich nicht und sagte leise, bleib bei mir.
    Wirst du kommen, fragte Elisabet
und ich sagte, wohin, und sie entgegnete unwirsch, zu meiner Hochzeit, was ist
mit dir los. Natürlich komme ich, und ich stand auf, nahm das Schwein von
meiner Kühlschranktür und warf es in den Müll. Du fehlst mir gar nicht, dann
klappte der Eimerdeckel zu und Elisabet sagte, Bo kommt auch.

21
    Welche Farbe hat ihr Kleid,
rief meine Mutter aufgeregt in den Hörer und ich konnte mir nicht erklären, wie
Elisabet ausgerechnet sie beauftragen konnte, die Dekoration der Feier zu
übernehmen. Was weiß ich, sagte ich und meine Mutter schnaubte. Ada, dass du
damit nichts anfangen kannst, war ja klar, aber du

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