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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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du
wirst schon sehen. Sie ist sehr blass und ihr Gesicht glänzt wie eine
Schweinespeckschwarte, sagte mein Vater. Ja, sagte ich, eine
Schweinespeckschwarte. Jetzt hör aber auf, sagte meine Mutter streng zu meinem
Vater. Aber es ist doch so, sagte er. Ja, so ist es, eine
Schweinespeckschwarte, sagte ich.
    Danach konnte ich Elisabet nicht ins
Gesicht sehen, ohne dass mir eine Schweinespeckschwarte entgegenblickte, und
jedes Mal musste ich lachen. Da ich niemandem erzählte, worüber ich lachte,
denn ich hatte meinem Vater versprochen, es niemandem zu sagen, hielt Elisabet
mein Lachen für Zuneigung und die tat ihr gut.
    Der Gedanke, dass das Wesen der Dinge
an einem Band aus Buchstaben hing, versetzte mich in der Schule besonders
häufig in schwankende Stimmungen. Frau Hammer teilte meine Begeisterung nicht,
und um mich zu beruhigen, setzte sie mich neben Elisabet. So wurde ich im
Unterricht immer stiller, was daran lag, dass Elisabet einfach nicht sprach,
nicht mit mir und nicht mit den anderen. Nicht einmal mit Frau Hammer. Elisabet
sprach mit niemandem. Ihr Aus-sich-Herauskommen beschränkte sich auf eine ihr
besondere Art mich anzusehen, mir meine Bleistifte anzuspitzen und mein
Pausenbrot gegen ihres zu tauschen, wenn ich es so wollte. Es bestand darin,
dass sie mir meine Schultasche trug und mir wie ein Schatten folgte auf Schritt
und Tritt, und ich wunderte mich, dass mich das nicht störte.
    Somit beeinflussten wir unsere
schulische Laufbahn gegenseitig so positiv, dass wir in unserem ersten Zeugnis
im Betragen beide ein Ausgezeichnet erhielten, was niemand erwartet hatte.
    Auch Frau Hammer war sichtlich
zufrieden mit unseren Zeugnissen. Sie hielt unsere Entwicklung für ein Resultat
ihrer wohldurchdachten pädagogischen Entscheidung, und das Ausgezeichnet in Betragen gab
sie ihrer stillsten und ihrer aufgewecktesten Schülerin nicht zuletzt auch
deshalb, um zu unterstreichen, wie gut doch diese Entscheidung gewesen war und
dass es sich um ihretwillen doch gelohnt hatte, den weiten Weg hinunter ins
Dorf zu gehen und einen ganzen Abend bei diesen sonderbaren Leuten auf dem Sofa
zu verbringen, das neu war, und das bei strömendem Regen.
    Dass eigentlich mein Vater und seine
Schweinespeckschwarte alles zu verantworten hatten, wussten nur er und ich.
Verrate es niemandem, hatte er gesagt und mich in die Seite geknufft. Jetzt
knuffte er mich wieder in die Seite und hatte dabei den Weißt-du-noch-Blick im
Gesicht und ich sah Elisabet an, die nun nicht mehr glänzte, und ich wollte sie
nicht zu Leo gehen lassen, aber es war zu spät.
    Ich hätte ihr damals bei mir in der
Küche sagen sollen, dass sie ihn nicht heiraten sollte, und dass nichts gut
werden würde, und dass alle es wussten, und das Schwein im Müll hatte mir auch
nicht geholfen. Du fehlst mir gar nicht. Was sollte daran romantisch sein?
    Ich wendete meinen Blick ab von Elisabet
und sah, dass meine Mutter heulte. Mama, sagte ich verständnislos und sie
sagte, das ist so romantisch, und mein Vater sagte, Leo ist ein stattlicher
Mann geworden und er sieht stramm aus in seinem Anzug. Er warf mir einen
vielsagenden Blick zu und ich schüttelte mit dem Kopf, denn sie hatten es beide
nicht verstanden, und ich blickte nach vorne und sah direkt in Bos Gesicht.
    Er sah mich an und ich sah Bo an, und
ich konnte meinen Blick nicht lassen von diesem Gesicht und auch Bo drehte
seinen Kopf nicht wieder nach vorne. So saßen wir bewegungslos da und nach zwei
Strophen sagte meine Mutter, warum zwinkert er gar nicht, und ich zuckte
zusammen und sagte, was, und sie sagte, wenn jemand so lange auf eine Stelle
starrt, dann fangen doch die Augen an zu brennen.
    Ruhe, zischte eine Frau vor uns und
mein Vater klappte geräuschvoll das Gesangbuch zu und sagte laut in die Kirche,
das ist doch keine Beerdigung hier.
    Ada, formten Bos Lippen und ich
flüsterte, Bo, und mein Vater sagte, wie lange geht denn das noch, und ich sah
nach vorne und drei Frauen standen vor der Kanzel und lasen monoton einen Text
über die Liebe vor.
    Meine Mutter hatte die Augen
geschlossen, und vor uns wurde es unruhig in den Bankreihen und ich schloss
daraus, dass sie schon etwas länger lasen. Bo sah mich noch immer an, und es
gab keine Welt mehr um mich herum, alles war Bo.
    Hier haben sich zwei Menschen in Liebe
zusammengefunden, um das Leben von nun an gemeinsam zu durchschreiten, dröhnte
es von der Kanzel durch die Kirche. Der Pastor sprach in ein Mikrofon, das
übersteuert war, und bei den hohen

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