Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
Vom Netzwerk:
könntest dich wenigstens für
Elisabet ein wenig ins Zeug legen. Sie ist doch deine Freundin.
    Ihr Kleid ist weiß, sagte ich, denn
alle Hochzeitskleider waren weiß, und meine Mutter schnaubte noch ungeduldiger.
Welches Weiß, fragte sie scharf, und ich hatte bis dahin nicht gewusst, dass es
unterschiedliche Weißtöne gab. Ein weißes Weiß, sagte ich, denn in meinem Leben
gab es schmutziges Weiß, wenn ich die Wäsche nicht richtig trennte, und
sauberes Weiß, wenn meine Mutter sie wusch.
    Ada, sagte meine Mutter ungeduldig und
ich sagte ihr, dass doch niemand in Schmutzig-Weiß heiratete, woraufhin sie
tief durchatmete, doch bevor sie loslegen konnte, sagte ich, frag sie selbst,
ich weiß es nicht. Aber du warst doch dabei, sagte meine Mutter, woran ich
jedoch nicht erinnert werden wollte.
    Elisabet hatte zehn Stunden
gebraucht, um ein Hochzeitskleid zu kaufen, und gerade ich musste mitkommen, um
ihr zu sagen, dass sie aussieht wie ein Sahne-Baiser. Ich saß auf einem unbequemen
Hocker und las in einer Frauenzeitschrift das Neueste aus der Cellulite-Liga
und beim vierten Kleid, das sie verunstaltete, tat mir der Hintern weh vom
Sitzen.
    Elisabet thronte auf einem Stuhl und
drei Verkäuferinnen mit zu viel Schminke im Gesicht hüpften um sie herum und
zupften mal hier und mal dort und steckten Nadeln in das Kleid. Für mich hatte
das alles etwas Masochistisches. Ich sah Elisabet an und versuchte das Gewicht
von meinem Hintern in die Beine zu verlagern beim Sitzen.
    Wie sehe ich aus, fragte Elisabet. Sie
sah mich an und ihr Gesicht war weiß wie Schnee, was an dem Kleid lag, das aus
Rüschen und Schleifen bestand und aus Elisabet etwas Unförmiges machte, das
einer Glocke ähnelte.
    Die drei Verkäuferinnen richteten
ihren scharfen Blick auf mich, und ich wusste, dass ich schon vor sechs Stunden
gegen sie in die Schlacht gezogen war, denn egal, wie viele Nadeln sie in die
Kleider hineingesteckt hatten und wie breit sie auch grinsten, ich fand kein
Kleid schön genug für Elisabet, denn sie sollte Leo nicht heiraten, was ich ihr
anders nicht sagen konnte.
    Wie eine schwangere Drohne, sagte ich,
kicherte und klappte meine Zeitschrift zu, aber Elisabet fand es nicht witzig,
und als sie vom Hocker stieg, weinte sie und sagte, ich heirate nicht.
    Ich zog den Hass der drei
Brautausstatterinnen, wie sie sich nannten, auf mich, und bevor sie mir mit
ihren langen Fingernägeln die Augen auskratzen konnten, zog ich ein Kleid aus
dem Schrank, reichte es Elisabet und sagte, probier das.
    Sie zog es an und es passte und sah
einigermaßen aus, wenn man davon absah, dass es ein Hochzeitskleid war und
keine Jeans, und ich den ganzen Abend mit Elisabet würde aufs Klo gehen müssen,
um die Röcke hochzuhalten, damit ihr nichts am Bein runterlief.
    Sie kaufte das Kleid und sagte, danke
Ada, du Wahnsinnige, und ich trug das Kleid nach Hause und hängte es in den
Schrank, der damit voll war. Elisabet wollte, dass ich es bis zu ihrer Hochzeit
bei mir aufbewahrte, damit Leo es nicht vorher sah, was ja Unglück brachte, und
ich dachte, dass es ein noch größeres Unglück als Leo eigentlich nicht geben
konnte, und willigte ein.
    Jedes Mal wenn ich eine Jeans oder
einen Pullover aus dem Schrank holen wollte, starrte ich gegen dieses
Tortenkleid und unwillkürlich musste ich an den Besamungstechniker denken, der
mit einer Spritze kam und ohne Kleider und Romantik dafür sorgte, dass eine Kuh
an den Mann kam.
    Den Kühen war es egal, ob sie in der
Stadt wohnten oder Schweine hatten, und ich wünschte mir, in meinem nächsten
Leben eine Kuh zu sein mit einem eigenen Besamungstechniker, der eine Frau war,
und einer modernen Melkmaschine am Euter.
    Kühe brauchen kein Kino, hatte Bo
gesagt, aber Bo war keine Kuh und ich dachte darüber nach, was ihm so alles
fehlte, und ich sah sein Gesicht vor mir, das zufrieden und klug war. Bo hatte
gesagt, du fehlst mir, Ada, komm zu mir und lass mich etwas gegen deine Blässe
unternehmen.
    Aber auch ich war keine Kuh und
deshalb saß ich hier in meiner kleinen Wohnung mitten in einem Kleiderberg und
sah ein, dass alle Versuche, nicht an ihn zu denken, nichts nützten, und ich
sah das Telefon an und verfluchte es, weil es nicht klingelte. Bo, sagte ich in
die Stille und aus weiter Ferne hörte ich meinen Vater sagen, er hat Schweine,
und meine Mutter kicherte, so eine Sauerei.

22
    Leo hatte sein Vorhaben,
eine große Hochzeit zu feiern, wahr gemacht. Schon die Kirche war brechend voll
und sie mussten

Weitere Kostenlose Bücher