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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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Vokalen pfiff es durch das Kirchenschiff,
dass es in den Ohren schmerzte.
    Wenn jemand berechtigte Einwände gegen
diese Bindung hat, fuhr er fort, so erhebe er jetzt das Wort oder er möge für
immer schweigen. Das Mikrofon pfiff laut und schrill und die Gäste in den
ersten Reihen hielten sich die Ohren zu.
    Ich stand auf und hob meine rechte
Hand. Alle Gesichter waren auf mich gerichtet, aber ich sah nur Bo an. Meine
Mutter zischte, was tust du, Ada, setz dich sofort wieder hin. Was haben Sie zu
sagen, schrillte es durch das Mikrofon, und nun drehten sich auch Elisabet und
Leo zu mir um.
    Die Liebe, sagte ich laut in die
Kirche und ich sah Bo an und es war so still wie den ganzen Nachmittag noch
nicht. Was ist mit der Liebe, donnerte es aus dem Mikrofon und nun hielten sich
auch die hinteren Bankreihen die Ohren zu. Der Liebe ist es egal, ob sie
Schweine ins Kino lassen, sagte ich, und nun drehten sich endgültig alle
Gesichter in meine Richtung, und es ging ein unbestimmbares Raunen durch die
Reihen.
    Der Pastor sagte nichts mehr und
blickte ratlos von der Kanzel. Ich sah in Bos Gesicht und er lächelte und
flüsterte, Siegfrieds Lieblingsfilm ist Men in black
2 , und die Leute drehten sich zu ihm um
und Bo sagte laut, Siegfried ist meine Leitsau. Ich sagte doch schon, dass der
Schweine hat, sagte mein Vater, als sich nun wieder alle Köpfe in meine
Richtung drehten, und meine Mutter murmelte, oh wie peinlich.
    Ich sah Elisabet an, liebst du ihn,
fragte ich laut. Natürlich liebe ich ihn, sagte sie weniger laut, und dann
sagte sie zu dem erstaunten Gesicht auf der Kanzel, machen Sie weiter, und sie
drehte mir den Rücken zu und ich blickte auf die riesige Schleife auf ihrem
Hintern.
    Wie peinlich, flüsterte meine Mutter
wieder, die nun nicht mehr heulte, und mein Vater sagte, wieso, so war
wenigstens mal was los in diesem Trauerverein, und er zwinkerte mir zu und ich
senkte verlegen den Blick.
    Als ich den Kopf wieder hob und nach
vorne blickte, sah ich direkt in das Gesicht der Dauerwelle, das mich böse
anfunkelte, und Bo flüsterte ihr etwas ins Ohr. Er drehte sich nicht mehr um
und sie warf ihre Haare zurück und ich hörte ihr albernes Lachen bis in unsere
Bankreihe.
    Leise sagte ich zu meiner Mutter, die
hat kein Benehmen, und sie sagte, da kenne ich hier noch jemanden. Sie blickte
stur nach vorne und vermied es, mich anzusehen. In diesem Moment schwor ich
mir, niemals zu heiraten und erst recht nicht Bo, den Bauerntölpel, der dort
saß und seinen Atem in das Ohr einer Dauerwelle hineinkriechen ließ und sich
nicht mehr umdrehte.

23
    Nach dem Gottesdienst
strömte die Festgemeinde auf ein nahe gelegenes Landgut, auf dem die
Hochzeitsfeier stattfinden sollte. Es war wie ein kleines Schloss und Leo gemäß
sollte es eine edle Feier werden. Wir werden heiraten wie Könige, hatte Leo
gesagt, und Elisabet war seinem Blick ausgewichen und Leo hatte getönt, meine
Prinzessin und ich.
    Mein Vater weigerte sich, mit dem Auto
dorthin zu fahren, wie es alle machten, da er froh war, einen Parkplatz
gefunden zu haben. Die paar Meter, sagte er und meine Mutter sagte, aber unsere
Garderobe, und er sagte, das schadet nichts, und so liefen wir los.
    Die paar Meter entpuppten sich als
fast vier Kilometer und so kamen wir auch zum Bankett zu spät und ich vermied
es, meine Mutter anzusehen, die zu meinem Vater sagte, jetzt bekommen wir
keinen Begrüßungssekt. Mein Vater sagte, das ist sowieso immer billiger Fusel,
das macht nichts. Ich musste grinsen, denn mein Vater glaubte tatsächlich, dass
es meiner Mutter um den Sekt ging.
    Sie wischte sich verlegen Staub und
Gräser von den Pumps und den Schweiß aus dem Gesicht, strich ihren Rock glatt
und mit einem Blick bedeutete sie mir, das Gleiche zu tun.
    Wie sind meine Haare, fragte sie, ich
sah die Verwüstung und sagte, sehr schön, und sie sagte, aber deine, Ada, und
fuhr mit den Händen durch das Kraut auf meinem Kopf und ich wusste, dass sie in
alle Richtungen abstanden. Ich hatte dickes, borstiges Haar und der Frisör
hatte zwei Stunden gebraucht, um daraus morgens eine Frisur zu machen. Die
hielt genau bis zu unserem Fußmarsch, denn der herbstliche Wind wehte scharf
und der zielstrebige Schritt meines Vaters hatte ein Übriges getan.
    Meiner Mutter sagte ich lieber nicht,
wie furchtbar sie selbst aussah, und auch mein Vater vermied es, ihr auf den
Kopf zu sehen. Wir warfen uns Blicke zu und waren uns einig, sie davon
abzuhalten, in die Nähe eines Spiegels zu

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