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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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viel unternehmen, sagte Friedrich und blickte stoisch in die
Runde, und Jenna legte ihre Hand auf seine und sagte, aber wir haben uns doch
so ein schönes Nest gebaut, und ich fragte mich, warum sie nicht einfach auch
heute Abend in ihrem Nest geblieben waren und brüteten, anstatt hier zu sitzen
und alle mit ihrer einfältigen Zufriedenheit zu langweilen.
    Um elf drehte Leo die Musik lauter und
Jenna redete dagegen an, damit wir hören konnten, wann der erste Brei gefüttert
wurde, und als sie um Mitternacht einen Stapel Fotos auspackte, die dasselbe
Baby von allen Seiten zeigten, Helena mit Zahn und ohne und mit einem
verzerrten Gesicht, das uns sagen sollte, hier wächst ein Zahn, stand ich auf
und sagte, ich muss melken. Leo guckte irritiert und Elisabet flüsterte,
schade, dass wir keine Kühe haben.

26
    Ich hatte den Telefonstecker
wieder hineingesteckt und Bo rief an. Ich muss doch wissen, ob du noch da bist,
sagte er und ich sagte, wo soll ich denn hingehen, ich kann dich doch nicht
allein lassen mit deiner Nachzucht, und Bo sagte, schön, denn wo bliebe ich
denn ohne dein ländliches Geschick.
    Manchmal reichte das Wochenende nicht,
um nicht über das zu sprechen, was nicht funktionierte, und dann riefen wir uns
an und schwiegen in den Hörer und lauschten auf den Atem am anderen Ende der
Leitung. Sagen konnten wir nichts, denn das, was wir dachten, stand auf dem
Index der verbotenen Themen ganz oben und irgendwann sagte Bo, ich muss melken,
oder ich sagte, ich muss los, und dann legten wir auf. Manchmal dachten wir
auch gar nicht nach über das Wesen der Dinge, dann dachten wir nur aneinander
und in so einem Manchmal rief ich Bo an und sagte, kannst du kommen, ich möchte
mit Siegfried in die Oper. Was soll sie dort, sagte Bo, sie bekommt einen
Kulturschock und dann ist meine Leitsau hin. Ich sagte, Siegfried ist mental so
unterentwickelt, das stinkt doch zum Himmel, und Bo sagte, wie heißt die Oper.
    Er hatte sich einen Stallhelfer
besorgt und eilig ein paar Sachen eingepackt. Dann war er in sein riesiges Auto
gestiegen und zu mir in die Stadt gefahren. Ein Bauer in meinen weißen Wänden,
sagte ich, als er vier Stunden später vor der Tür stand, und Bo sagte, hier
gibt es keine Bäume, kein Wunder, dass du so blass bist.
    Er warf seine Tasche in die Ecke und
sagte, ich will deine Wohnung nicht ansehen, zeig mir dich, und ich sagte, nach
der Oper, und Bo fragte, dauert die länger als ein Film. Seine Hände waren
plötzlich überall und wir schafften es gerade noch rechtzeitig zum ersten Akt,
während der Ouvertüre mussten wir noch unsere Haare richten. Das also ist deine
Oper, sagte Bo und sein Gesicht strahlte und er nahm meine Hand und die Musik
wurde vielfarbig.
    Wir saßen in der letzten Reihe, alle
anderen Plätze waren zu teuer, und wir sahen nicht viel, aber Bos Augen
wanderten unruhig durch den gewaltigen Saal. Er atmete tief ein und seine Hand
wurde nass und ich dachte, wie sehr ich dich liebe, und ich sagte, deine Hand
ist ganz nass.
    Während des zweiten Akts wurde Bo
ruhiger, er hatte meine Hand nicht losgelassen und ich sah nicht viel von der
Oper, was nicht nur an der Entfernung lag. Ich hatte sie schon so oft gesehen,
aber sie war nie so wundervoll wie an diesem Abend. Bo war ganz eingenommen von
ihr, er bewegte sich gar nicht mehr, und am Ende des zweiten Akts sah ich zu
ihm und Bo war eingeschlafen.
    Bo, sagte ich und schüttelte ihn, er
bewegte sich nicht und sein Mund klappte auf und er schnarchte und grunzte. Bo,
sagte ich ein wenig lauter, und die ersten Leute vor uns drehten sich mit
verständnislosen Gesichtern um. Bo wurde nicht wach, nur sein Schnarchen wurde
lauter, und in der kleinen Atempause zwischen den Schnarchern zog er laut
zischend die Luft ein. Ich sagte noch lauter, Bo, da riss er erschrocken die
Augen auf.
    Orientierungslos sah er um sich, und
als ich seine Hand nahm, um ihn zu beruhigen, rief er laut durch den Opernsaal,
die Ferkel müssen aus dem Wasser, anschließend sank er in seinen Sessel zurück
und wurde richtig wach. Mittlerweile hatten sich alle Besucher zu uns umgedreht
und schimpften und murmelten in unsere Richtung. Ich wurde rot und sagte leise,
Entschuldigung.
    Bo sagte zu der Frau vor sich, Ihr Hut
ist so groß, ich sehe nichts. Sie drehte sich wieder nach vorne und reckte
ihren Hals noch ein wenig mehr in die Höhe. So eine Frechheit, hörte ich sie
leise sagen, und Bo beugte sich vor und zu ihr hin und flüsterte, Sie haben so
viel Obst auf Ihrem

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