Ada liebt
unterhielten sich die anderen über die stetig
steigende Scheidungsrate und welch großes Glück das doch sei für die Anwälte.
Elena fragte Elisabet nach ihrer Schwangerschaft, und Leo sagte mit
geschwollener Brust, der Schuss hat gesessen.
Ich griff unter dem Tisch nach der
warmen Hand meines hornochsigen Schweinehirten, und es wurde nicht nass und
nicht heiß, und weil wir nur noch eine Hand hatten auf dem Tisch, gab es für
uns keinen Nachtisch.
Jenna und Friedrich beteiligten sich
kaum an den Gesprächen und wenn Jenna mit Bo sprach, vermied sie fürsorglich
alle Fremdwörter und achtete auf einen überschaubaren Satzbau. Auch Friedrich
sprach langsamer, wenn er mit Bo redete und Bo sagte später zu mir, die halten
mich für gehirnamputiert. Ich lachte und sagte, du blöder Bauerntölpel, und
dann rannte ich die Treppe nach oben und Bo jagte mich in sein Schlafzimmer und
rief, dann lass den Tölpel mal ferkeln mit dem großstädtischen Superhirn, und
er drückte mich in seine Kissen und so wurde der Abend dann doch noch gut.
Nach dem Nachtisch stellte sich diese
gesättigte Ruhe ein, die eigentlich angenehm ist, aber in diese steife Runde
nicht hineinpasste. Leo wollte ein guter Gastgeber sein und fragte, wie geht es
Helena? Friedrichs Augen blitzten, als er sagte, ganz wunderbar, und Jenna
fügte hinzu, sie ist etwas dünn.
Elisabet atmete tief ein und hörbar
wieder aus und jeder merkte, dass sie schon wusste, was kam und kein Ende
nehmen würde. Ich guckte gespannt in die Runde und Jenna öffnete den Mund.
Helena nimmt nicht zu, sagte sie, wir
machen uns solche Sorgen wegen des Gewichts. Helena war Jennas und Friedrichs
neun Monate alte Tochter und da sie ansonsten nicht viel zu erzählen hatten,
füllten sie das Abendprogramm mit ausführlichen Vorträgen über sie.
Ich stille Helena, sagte Jenna, das
ist das Beste für ein Kind und sie nimmt einfach nicht zu, obwohl ich genug
Milch habe. Friedrich legte ihr den Arm um die Schulter und sagte, guckt euch
die Brüste an. Bo sagte, Rinder wachsen auch langsam, da kommt das Fett auf
einmal, über Nacht.
Aber es ist doch besser so, als wenn
sie so ein fettes Kind wäre, sagte Jenna mit Nachdruck und Elisabet verdrehte
die Augen und sagte höflich, ja, dick ist ungesund und nicht schön, und Leo
sagte, wenn wir dich erst melken.
Jennas Redefluss endete nicht, ich sah
sie an und stellte mir vor, wie Bo sie melkte und die Milch in
nichtsterilisierte Eimer kippte, und Friedrich würde ihn an der Schulter packen
und schütteln. Du Idiot, hörte ich ihn sagen, und da fragte Jenna, wie ist das
bei den Kühen, und Bo sagte, die bekommen keine Milch von der Mutter, die
bekommen Pulver, das industriell hergestellt wird, alles andere ist zu teuer.
Die armen Kälbchen, sagte Jenna und Bo
fragte, ist dein Kälbchen denn so viel besser dran, wenn es nicht satt wird,
weil du so dogmatisch bist, und Jenna schwieg beleidigt. Stillen ist das
Allerbeste für ein Kind, sagte Friedrich unterstützend und legte seinen Arm um
Jenna, als wollte er sie vor Bo beschützen.
Helena hat jetzt auch Haare, sagte
Friedrich. Bo lehnte sich entspannt zurück und sagte, Siegfried auch, sie sind
schwarz. Mache ich mich gut, flüsterte er in mein Ohr und ich sagte, du wärst
eine prima Hebamme geworden, und da küsste er mich sanft auf mein Ohrläppchen.
Als Jenna uns ihre dritte
Brustentzündung detailliert schilderte, hoffte ich, dass der Babysitter bald
anrief, weil das Kind an die Tankstelle wollte. Aber es rief niemand an, und so
redete Jenna wie ein Wasserfall über ihre Brüste und ihr Kind und Friedrich
schilderte nebenbei eine OP, die kompliziert war, und Bo erzählte, wie er einer
Kuh den Darm entfernen ließ, und als er den Geruch dabei schilderte, schenkte
Leo Wein nach.
Ich erzählte von den Frauen aus
England und als ich merkte, dass es niemanden interessierte, dehnte ich den
Vortrag aus. Bo verstand es und ergänzte meinen Bericht mit langen
Landschaftsschilderungen.
Elisabet verstummte im Laufe des
Abends völlig. Sie befürchtete anscheinend, dass die Hormone das aus Jenna
gemacht hatten und sie die nächste sein würde. Ich sagte leise zu ihr, du wirst
nie so werden, und sie fragte mich, wie kannst du das wissen. Dir reicht doch
so etwas nicht, sagte ich und dachte daran, dass Leo an sich schon ein
Kompromiss war, den sie einging, und ich war mir sicher, dass es mehr
Kompromisse in ihrem Leben nicht geben würde.
Seitdem das Kind da ist, kann man ja
nicht mehr so
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