Adairas Erbe
nahm Platz und überließ Logan wieder das Wort, die die Instruktionen für die neuen Schüler gab.
„Da uns Professor Mallory verlassen hat, möchte ich euch eure neue Lehrerin für Glamour und Verwandlung vorstellen. Ich selbst werde nur noch die zweite und dritte Klasse dieses Jahr unterrichten, da andere Verpflichtungen mir leider nicht die Zeit lassen, um mit allen Klassen zu arbeiten. Bitte begrüßt Professor Shania Cunningham .“
Caya stand der Mund offen. Davon hatte kein Mensch ihr etwas gesagt. Sie fühlte eine unbändige Freude in sich aufsteigen und strahlte Shania an, die ihr zuzwinkerte.
Als die allgemeinen Ansprachen zu Ende waren, stürzte Caya zu Shania, die ihr entgegen kam. Dass sie Cayas Tante war, ließ sich ohnehin nicht verheimlichen, daher taten sie auch nicht, als würden sie sich nicht kennen. Shania nahm sie in den Arm und drückt sie fest.
„Wieso hast du nichts gesagt?“
„Es sollte eine Überraschung werden. Als wi r es geplant hatten, hatte niemand mit den weiteren Entwicklungen gerechnet.“ Shania lächelte sie an.
Caya betrachtete sie genauer. Sie war erschreckend dünn geworden und hatte tiefe Ränder unter den Augen. Schuldbewusst biss sich Caya auf die Unterlippe. In all ihrer Trauer um ihren Vater und die Sorge um ihre Mutter, hatte sie keine Zeit gehabt, sich vorzustellen, wie es Shania gehen musste, die ihren einzigen Bruder verloren hatte, nachdem ihre Mutter schon ein Opfer der Krieger gewesen war.
„Ich freue mich, dass du da bist...nach allem...Lass uns später ein bisschen spazieren gehen. Wir richten unseren Krempel ein und kommen wieder runter.“
Sie umarmte sie noch einmal und stieg mit DeeDee den Baumwipfelpfad hinauf.
Sie atmete tief die würzige, reine Luft ein und betrachtete die Szenerie, die sich ihr bot. Die weißen Gebäude, die überall in den verzweigten Baumkronen befestigt waren, leuchteten in der Sonne. Nichts war mehr zu sehen von der Beinahe-Katastrophe, als der Tobar für kurze Zeit von seinem angestammten Platz entfernt
wurde. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, dass dies ihr letztes Jahr hier sein würde.
Früher wollte sie unbedingt nach London, um eine berühmte Modedesignerin zu werden. Nichts interessierte sie weniger im Moment. In ihr Elternhaus wollte sie auch nicht mehr zurück. Sie könnte nie wieder das Wohnzimmer betreten, ohne an den schrecklichen Tag zu denken, an dem sie ihren toten Vater darin gefunden hatte.
Im Bienenkorb könnte sie sich schon vorstellen zu leben,- irgendwann, aber nicht in den nächsten Jahren. Sie seufzte.
„Denkst du gerade an deinen Vater?“ fragte DeeDee mitfühlend und legte ihr den Arm um die Schulter.
„Ich habe gerade daran gedacht, dass Sheanthee der einzige Ort ist, an dem ich mich wirklich zu Hause fühle und dass ich eigentlich nirgendwo anders hin will.“
„Vielleicht kannst du ja hier unterrichten, wenn du mit deiner Ausbildung fertig bist. Ich wette, die lecken sich alle zehn Finger danach, eine Lehrkraft zu haben, di e die vier Elemente beherrscht“, krähte Broc von ihrer Schulter.
„Hey! Das ist gar nicht so blöd, Broc!“ Ihre Laune stieg prompt um ein paar Grad.
Broc strich sich selbstverliebt über seine Bürste.
„Erstaunlich“, kommentierte Drusilla trocken.
„Was heißt denn hier erstaunlich ? Du tust ja gerade so, als ob mir ansonsten nur dummes Zeug aus den Lippen plätschert!“
„Nun ja, geistreiche Konversationen sind nicht gerade dein Metier.“
„Sagt die, die eine Beichtstuhl-Toilette für den Höhepunkt der abendländischen Kultur hält!“
„Was meinst du damit?“ fragten DeeDee und Caya wie aus einem Munde. Drusilla bedeutete ihm wütend den Mund zu halten.
„Unsere Lady von den Nachttöpfen hat in den Beichtstuhl von Notre Dame geschissen, weil sie dachte, es sei eine Toilette für die feinen Damen vom Hofe.“
„Du lügst!“ kreischte Drusilla und stürzte sich auf ihn.
Broc war, schnell wie ein Wiesel, auf den nächsten Ast gesprungen.
„Hat mir Cal erzählt, der hat gesagt, dass vor fünfhundert Jahren die ganze Gargoyle Welt darüber gelacht hat. Hah! Scheisst in den Beichtstuhl! Schade, dass es damals noch keine Fotografie gegeben hat,- ich hätte das Bild als Poster über mein Nachtschränkchen geklebt.“
Drusilla kreischte wie eine Furie und jagte den lachenden Broc in die höchsten Wipfel.
Caya und DeeDee hielten sich am Geländer fest und lachten, bis ihnen die Tränen kamen.
„Mein Gott! Das hat richtig
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