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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Vergleich zu den Türen natürlich schon, aber ich glaube, es ist doch mindestens schon seit fünf Jahren da.«
    »Es war aber nicht fünf Jahre lang unbenutzt«, sagte Dalgliesh. »Das Schloß ist regelmäßig geölt worden, und der Schlüssel läßt sich ganz leicht drehen.«
    »Ach ja? Ich benutze ihn, wie gesagt, nicht, also ist mir das auch nicht aufgefallen. Aber daß das Schloß frisch geölt war, ist schon merkwürdig. Mrs. Demery könnte das besorgt haben, aber es paßt eigentlich nicht zu ihr.«
    »Haben Sie Gerard Etienne eigentlich gemocht?« fragte Dalgliesh unverblümt.
    »Nein, aber ich habe ihn respektiert. Nicht wegen irgendwelcher Eigenschaften, die unbedingt Respekt verdienen, sondern weil er so anders war als ich. Er schlug sogar aus seinen Fehlern noch Kapital. Und er war jung. Das war zwar schwerlich sein Verdienst, aber die Jugend verlieh ihm eine Begeisterungsfähigkeit, die, obwohl sie den meisten von uns hier abhanden gekommen ist, der Verlag meines Erachtens doch dringend braucht. Wir haben vielleicht Kritik geübt an dem, was er tat, und uns gegen seine Vorschläge gewehrt, aber er wußte wenigstens, wo es seiner Meinung nach langgehen sollte. Ich fürchte, wir werden uns führerlos vorkommen ohne ihn.«
    »Werden Sie nun als Geschäftsführer nachrücken?«
    »Nein, nein, seine Schwester, Claudia Etienne. Der Posten geht automatisch an den Gesellschafter, der die meisten Anteile hält. Soviel ich weiß, wird sie die seinen erben. Damit hat sie dann die absolute Mehrheit.«
    »Und was wird sie damit anfangen?«
    »Keine Ahnung, das müssen Sie sie schon selber fragen. Aber ich bezweifle, daß sie im Augenblick schon darauf antworten kann. Sie hat gerade ihren Bruder verloren. Da dürfte sie wohl kaum viel Zeit damit verbringen, über die Zukunft von Peverell Press nachzudenken.«
    Dalgliesh erkundigte sich weiter, wie Dauntsey die vergangene Nacht und den vorigen Tag verbracht hätte. Dauntsey senkte spöttisch lächelnd den Blick. Er war zu intelligent, um nicht zu wissen, daß man ihn im Klartext nach seinem Alibi fragte. Er schwieg ein Weilchen, wie um seine Gedanken zu ordnen und sagte dann: »Ich war von zehn bis halb zwölf in der Gesellschafterkonferenz. Gerard zog die Sitzung gern in maximal zwei Stunden durch, aber gestern haben wir sogar früher Schluß gemacht als sonst. Auf dem Weg vom Sitzungssaal nach unten hat er noch kurz mit mir über die Zukunft des Lyrikprogramms gesprochen. Ich glaube allerdings, daß das nur ein Vorwand war und er eigentlich die Absicht hatte, mich bei seinem Plan, Innocent House zu verkaufen und den Verlag flußabwärts in die Docklands umzusiedeln, als Bundesgenossen zu gewinnen.«
    »Und erschien Ihnen das erstrebenswert?«
    »Es schien mir notwendig.« Er zögerte und setzte dann hinzu: »Auch wenn ich es sehr bedauere.« Wieder hielt er inne und fuhr dann langsam und bedächtig, aber ohne großen Nachdruck in seiner Bestandsaufnahme fort, mitunter stockend, als suche er nach einem treffenderen Ausdruck, und gelegentlich durch ein Stirnrunzeln andeutend, daß ihm die Erinnerung schmerzlich oder unklar sei. Dalgliesh hörte sich den Monolog schweigend an.
    »Nach der Konferenz bin ich von Innocent House rüber in meine Wohnung gegangen, um mich für eine Verabredung zum Lunch fertigzumachen. Darunter verstehe ich freilich nichts weiter, als daß ich mir mit dem Kamm durch die Haare gefahren bin und die Hände gewaschen habe. Das hat, wie Sie sich denken können, nicht lange gedauert. Ich habe einen jungen Dichter, Damien Smith, zum Lunch ins Ivy geführt. Gerard pflegte zu sagen, James de Witt und ich, wir würden Summen auf die Bewirtung von Autoren verschwenden, die in umgekehrtem Verhältnis zu deren Bedeutung für den Verlag stünden. Aber ich dachte einfach, daß ich dem Jungen mit dem Ivy eine Freude machen könnte. Ich mußte um eins dort sein und habe die Fähre bis London Bridge genommen und bin dann mit dem Taxi zum Restaurant gefahren. Wir waren zwei Stunden beim Essen, und ich kam gegen halb vier in meine Wohnung zurück. Dort habe ich mir eine Kanne Tee gemacht und bin dann um vier wieder hierher in mein Büro gekommen und habe noch etwa anderthalb Stunden gearbeitet.
    Gerard habe ich das letztemal gesehen, als ich auf die Toilette im Erdgeschoß ging. Das ist die hinten im Haus, neben dem Duschraum. Die Damen benutzen für gewöhnlich die Toilette im ersten Stock. Ach ja, Gerard kam raus, als ich reinging. Wir haben nicht miteinander

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