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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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wollten im Moonraker’s zu Mittag essen, haben aber dermaßen rumkrakeelt, daß Mrs. Baker sie am Ende gar nicht mehr bedient hat. Er, Baker, hat sie dann rausgeworfen. Daraufhin sind sie so lange auf dem Dorfplatz im Kreis herumgefahren, bis Mrs. Baker rübergelaufen ist und ihnen gesagt hat, daß das verboten sei. Inzwischen war die Bande aber schon nicht mehr zu halten, ganz unverschämt haben sie ihre Motoren aufheulen lassen und einen Höllenlärm veranstaltet. Erst als auch Baker selber rauskam und ihnen mit der Polizei drohte, sind sie schließlich abgezogen. Das hier« – sie deutete nach draußen – »war vermutlich ihre Rache.«
    »Ja, und wenn sie womöglich zurückkommen, Joan, was dann?«
    »Ach, die kommen doch nicht wieder! Wozu denn auch noch? Nein, die suchen sich anderswo etwas Schönes, das sie zerstören können. Mein Gott, was haben wir bloß für eine Jugend herangezogen! Sie sind besser ernährt, gekleidet, ausgebildet und betreut als jede Generation vor ihnen, und doch benehmen sie sich wie Abschaum, heimtückisch und flegelhaft. Wo sind wir nur hingeraten, was ist das für eine Welt, in der wir leben? Und komm mir jetzt ja nicht mit Arbeitslosigkeit und dem ganzen sozialen Brimborium. Diese Rowdys vorhin waren vielleicht arbeitslos, aber sie konnten sich trotzdem sündteure Motorräder leisten.«
    »Es sind aber doch nicht alle so, Joan. Du kannst schließlich nicht wegen ein paar mißratenen Außenseitern eine ganze Generation in Bausch und Bogen verdammen.«
    »Sicher, da hast du natürlich recht. Ach, bin ich froh, daß du zu Hause bist.«
    Es war das erstemal in ihrem neunzehnjährigen Zusammenleben, daß Joan ein Bedürfnis nach Blackies Unterstützung und Trost geäußert hatte. »Wirklich nett von Mr. Etienne«, fuhr sie fort, »daß er dich hat früher gehen lassen. Wie hast du’s eigentlich so schnell erfahren? Hat dich vielleicht jemand aus dem Dorf angerufen? Aber halt, das kann ja gar nicht sein. Du mußt schon in Zug gesessen haben, als es passiert ist.«
    Und dann erstattete Blackie ihr in knappen Worten, aber dennoch anschaulich Bericht.
    Die Schilderung der makabren Schreckenstat in Innocent House schaffte es immerhin, Joan von der Verwüstung ihres Gartens abzulenken. Schwerfällig, als ob ihr die Beine den Dienst versagt hätten, sank sie in den nächstbesten Sessel und hörte dann schweigend zu, wobei sie zunächst weder Entsetzen noch Verwunderung äußerte. Als Blackie geendet hatte, stand Joan auf und sah ihrer Cousine über eine lange Viertelminute hinweg so starr in die Augen, als wolle sie sich davon überzeugen, daß Blackie ihre fünf Sinne wirklich noch beisammen hatte. Dann aber sagte sie forsch: »Bleib du nur schön sitzen. Ich zünde mal eben den Kamin an. Wir haben beide einen argen Schock abbekommen, und da ist es wichtig, sich warm zu halten. Ja, und dann hol’ ich den Whisky. Wir müssen das in aller Ruhe besprechen.«
    Während Joan es ihr in dem Lehnsessel bequemer machte, indem sie die Polster aufschüttelte und mit einer für sie ungewöhnlichen Fürsorge auch noch die Fußbank heranrückte, konnte Blackie nicht umhin festzustellen, daß Stimme und Gesichtsausdruck ihrer Cousine weniger Empörung als eine gewisse grimmige Befriedigung verrieten. Offenbar dachte sie, ist etwas so Grauenhaftes wie ein Mord in nächster Nähe kein schlechtes Rezept, um sich von der eigenen, nicht gar so ungeheuerlichen Katastrophe abzulenken.
    Als sie eine Dreiviertelstunde später vor dem prasselnden Holzfeuer saß und langsam die wohlig-wärmende Wirkung des Whiskys zu spüren begann, den sie und ihre Cousine für Notfälle in Reserve hielten, da gewann sie zum erstenmal etwas Abstand von den traumatischen Erlebnissen des Tages. Die Katze Arabella räkelte sich graziös auf dem Teppich und krümmte verzückt die Pfoten; ihr weißes Fell glänzte rötlich im Schein der züngelnden Flammen. Bevor sie es sich am Kamin gemütlich gemacht hatten, war Joan rasch noch auf einen Sprung in die Küche gegangen, um den Backofen anzustellen, und jetzt stieg Blackie langsam der leckere Duft einer Lammkasserolle in die Nase. Sie merkte, daß sie richtig Hunger hatte, ja daß sie womöglich sogar mit Appetit würde essen können. Sie fühlte sich so leicht, als sei ihr das Gewicht von Schuld und Angst buchstäblich von den Schultern genommen worden. Und obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, Stillschweigen zu bewahren, erzählte sie Joan unversehens von Sydney Bartrum.
    »Ich

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