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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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fortschmeißen? Aber nein, warum sollte ich? Mr. Peverell hat die Schlange immer gern gehabt. Er fand sie lustig. Und dem Ansehen des Verlags hat sie bestimmt nicht geschadet. Schließlich habe ich in meinem Büro normalerweise keinen Publikumsverkehr. Nein, ich hab’ sie fürs erste in die Schublade gesteckt. Ich dachte mir, vielleicht nehme ich sie mit heim.«
    Die beiden Beamten hatten sie dann noch nach Esme Carlings Besuch gefragt und sich erkundigt, ob sie wirklich so eine Szene gemacht hätte, nur weil Mr. Etienne nicht zu sprechen war. Blackie erkannte, daß da offenbar jemand geplaudert hatte, daß ihnen die ganze Geschichte durchaus nicht neu war, und darum sagte sie die Wahrheit, jedenfalls soweit sie sich dazu überwinden konnte.
    »Mrs. Carling gehört nicht gerade zu unseren pflegeleichten Autoren, und in dem Fall schäumte sie regelrecht vor Wut. Ich glaube, ihre Agentin hatte ihr gerade mitgeteilt, daß Mr. Etienne ihr neues Buch nicht mehr verlegen würde. Sie wollte ihn unbedingt persönlich sprechen, aber ich mußte ihr klarmachen, daß er in der Gesellschafterkonferenz war und daß ich da unmöglich stören durfte. Sie konterte mit sehr kränkenden Ausfällen gegen Mr. Peverell und unser Vertrauensverhältnis. Ich glaube, sie fand, ich hätte früher zuviel Einfluß im Verlag gehabt.«
    »Hat sie angedroht, daß Sie später wiederkommen würde, um Mr. Etienne auf jeden Fall noch an dem Tag zu sprechen?«
    »Nein, nichts dergleichen. Sie hätte natürlich darauf bestehen können zu warten, bis die Sitzung zu Ende war, aber sie hatte Signierstunde in einer Buchhandlung in Cambridge.«
    »Nur daß die abgesagt wurde, und zwar durch ein Fax, das um zwölf Uhr dreißig hier im Verlag weggeschickt worden ist. Haben Sie dieses Fax geschickt, Miss Blackett?«
    Sie blickte ihm fest in die dunklen Augen. »Nein.«
    »Aber wissen Sie vielleicht, wer es getan hat?«
    »Ich hab’ keine Ahnung. Um die Zeit haben wir Mittagspause. Ich war in der Küche und habe mir eine Portion Spaghetti Bolognese von Marks & Spencer warm gemacht Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wer um zwölf Uhr dreißig wo gewesen ist. Ich weiß nur, daß ich nicht im Büro war.«
    »Und Ihr Büro war während der Mittagspause nicht abgeschlossen?«
    »Aber nein! Untertags werden die Büros bei uns nie abgeschlossen.«
    Und so war die Vernehmung weitergegangen. Mit Fragen nach den früheren Sabotageakten, nach dem Zeitpunkt, zu dem sie gestern abend das Büro verlassen hatte, nach ihrer Heimfahrt, der Ankunftszeit und danach, wie sie den Feierabend verbracht hatte. Sie hatte alles ohne Schwierigkeiten hinter sich gebracht. Schließlich hatte Detective Inspector Miskin gemeint, sie seien nun fertig, aber Blackie hatte nicht den Eindruck, daß es wirklich schon ausgestanden war. Als man sie entließ, stellte sie fest, daß ihre Beine zitterten, und sie mußte sich ein paar Sekunden an die Stuhllehne klammern, ehe sie sicher war, daß sie bis zur Tür kommen würde, ohne zu straucheln.
    Sie hatte schon zweimal versucht, in Weaver’s Cottage anzurufen, doch dort hob niemand ab. Joan mußte irgendwo im Dorf sein oder zum Einkaufen in der Stadt; aber vielleicht war das ganz gut so. Eine solche Nachricht teilte man doch am besten persönlich mit und nicht übers Telefon. Sie überlegte, ob es Sinn hätte, doch noch einmal kurz anzurufen und Joan zu sagen, daß sie früher nach Hause käme, aber sie konnte sich nicht einmal aufraffen, den Hörer abzunehmen. Während sie noch versuchte, ihrer Apathie Herr zu werden, ging die Tür auf, und Miss Claudia steckte den Kopf herein.
    »Ach, Sie sind noch da. Die Polizei ist einverstanden, daß alle nach Hause gehen. Hat Ihnen denn niemand Bescheid gesagt? Der Verlag ist ja sowieso geschlossen. Fred Bowling kann Sie mit der Fähre nach Charing Cross bringen.« Und nach einem Blick auf ihr Gesicht setzte sie hinzu: »Fühlen Sie sich nicht wohl, Blackie? Ich meine, wäre es Ihnen lieber, wenn jemand Sie heimbegleitet?«
    Der Gedanke entsetzte Blackie zutiefst. Außerdem, wer war denn überhaupt noch da? Auf jeden Fall Mrs. Demery, die am laufenden Band für die Gesellschafter und die Polizei Kaffee kochte, aber bestimmt nicht erbaut davon wäre, wenn man sie zu einer anderthalbstündigen Fahrt nach Kent abkommandierte. Blackie konnte sich diese Fahrt lebhaft vorstellen – das Geplapper, die Fragen, die gemeinsame Ankunft in Weaver’s Cottage mit Mrs.

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