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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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dazulegen. Ich würde dem Strafvollzug bestimmt mehr Scherereien machen als umgekehrt. Das ist der Vorteil am Sterben. Es hat nicht viel für sich, aber es enthebt einen immerhin dem Zugriff der Polizei. Trotzdem, ich muß versuchen, Ihnen behilflich zu sein, nicht wahr? Also einen erhärtenden Beweis haben wir. Du hast doch um halb acht hier angerufen und mit James gesprochen, oder, Ray?«
    Ray hatte inzwischen schon das zweite Kartenspiel in der Hand und mischte gekonnt. »Ja, stimmt, halb acht. Hab’ angerufen, weil ich checken wollte, wie’s läuft. Er war dran.«
    »Na bitte. Bin ich nicht ein kluges Kerlchen, daß ich mich daran erinnert hab’?«
    Kate rief plötzlich spontan dazwischen: »Sind Sie – aber natürlich, Sie müssen’s sein, Sie sind doch der Rupert Farlow, der Fruit Cage geschrieben hat, nicht?«
    »Haben Sie’s gelesen?«
    »Ein Freund hat’s mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt. Er hat sich große Mühe gegeben und sogar noch ein gebundenes Exemplar aufgetrieben. Die Hard-cover-Ausgabe ist anscheinend inzwischen sehr begehrt. Mein Freund erzählte mir, daß die erste Auflage vergriffen und nicht mehr nachgedruckt worden ist.«
    »Eine belesene Polizistin. Ich dachte, so was gibt’s bloß in Romanen. Und, hat’s Ihnen gefallen?«
    »O ja, sehr.« Sie stockte und setzte dann hinzu: »Ich fand es einfach hinreißend.«
    Er hob den Kopf und sah sie an. Seine Stimme veränderte sich, und er sprach jetzt so leise, daß sie ihn kaum noch verstehen konnte. »Ich war selber ganz zufrieden damit.«
    Entsetzt stellte sie fest, daß er Tränen in den Augen hatte. Der ausgemergelte Körper in dem scharlachroten Leichenhemd fing an zu zittern, und plötzlich drängte es sie, so stark, daß sie sich beinahe körperlich dagegen wehren mußte, aufzustehen und ihn in die Arme zu nehmen. Sie schaute weg und sagte, um einen normalen Tonfall ringend: »Wir wollen Sie jetzt nicht weiter ermüden, aber wir müssen vielleicht noch mal wiederkommen und Sie bitten, Ihre Aussage zu Protokoll zu geben.«
    »Kein Problem, ich bin immer zu Hause. Und wenn nicht, dann werden Sie Ihr Protokoll wohl auch nicht mehr kriegen. Ray bringt Sie raus.«
    Die drei gingen schweigend die Treppe hinunter. An der Haustür drehte Daniel sich um. »Mr. de Witt hat ausgesagt, daß am Donnerstag abend niemand bei ihm zu Hause angerufen hat. Einer von Ihnen lügt also oder muß sich irren. Sind Sie’s?«
    Der junge Mann zuckte nur die Achseln. »Okay, vielleicht hab’ ich mich geirrt. Ist ja keine große Affäre. Vielleicht war’s ’n anderer Abend.«
    »Oder gar keiner? Es ist gefährlich, in einem Mordfall zu lügen. Gefährlich für Sie und für die, die unschuldig sind. Falls Sie irgendeinen Einfluß auf Mr. Farlow haben, sollten Sie ihm klarmachen, daß er seinem Freund am besten helfen kann, wenn er uns die Wahrheit sagt.«
    Ray hatte die Hand auf der Klinke. »Kommen Sie mir doch nicht mit dem Scheiß«, spottete er. »Das sagt die Polizei ja immer, daß man sich und den Unschuldigen hilft, wenn man die Wahrheit sagt. In Wirklichkeit sind’s die Bullen, die was davon haben, wenn man ihnen reinen Wein einschenkt. Also versuchen Sie uns nicht weiszumachen, es wär’ in unserem Interesse. Und wenn Sie noch mal kommen wollen, dann rufen Sie gefälligst vorher an. Er ist zu schwach für solche Überfälle.«
    Daniel machte den Mund auf, beherrschte sich aber und sagte nichts. Die Tür wurde energisch hinter ihnen geschlossen. Zuerst gingen sie schweigend die Hillgate Street hinunter. Dann sagte Kate: »Den Roman hätte ich nicht erwähnen dürfen.«
    »Wieso nicht? Was war denn schon dabei – das heißt, falls Sie’s ehrlich gemeint haben, daß er Ihnen so gut gefiel?«
    »Gerade weil ich’s ehrlich meinte, war’s verkehrt.« Und nach einer kleinen Pause fragte sie: »Was glauben Sie, daß das Alibi wert ist?«
    »Nicht viel. Aber wenn er dabei bleibt, und ich denke, das wird er, dann sind wir geliefert, egal, was wir sonst noch über de Witt ausgraben.«
    »Nicht unbedingt. Es hängt davon ab, wie brauchbar die weiteren Beweise sind. Und wenn uns das Alibi nicht überzeugt, dann wird es auch die Geschworenen nicht überzeugen.«
    »Vorausgesetzt, wir kriegen den Typen je vor ein Geschworenengericht.«
    »Eins hat mich allerdings stutzig gemacht«, sagte Kate nachdenklich. »Es könnte Zufall sein, aber ich weiß nicht recht. Sein Freund, dieser Ray, hat gelogen, das ist klar, aber woher wußte Farlow, daß das Alibi

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