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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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ihr erzählst, und selbst dann fragen sie meist nur aus Höflichkeit nach. Wirklich Anteil nehmen sie nicht. Es wäre sehr peinlich für Mr. Bartrum – Sydney –, wenn es ausgerechnet jetzt rauskäme. Und ich möchte nicht, daß er erfährt, daß Sie’s von mir haben. Müssen Sie’s denn nun publik machen?«
    »Nein«, sagte Kate, »ich glaube nicht.«
    Copeland schien einigermaßen beruhigt, als Daniel ihm in den Mantel half und ihn hinausbrachte. Bei Daniels Rückkehr tigerte Kate wütend im Zimmer auf und ab.
    »So ein aufgeblasener, blöder Snob! Der alte Mann ist zehnmal mehr wert als dieser dämliche Bartrum. Ja, ich kann mir auch vorstellen, wie’s dazu gekommen ist. Sein Minderwertigkeitskomplex ist daran schuld, diese verdammte Unsicherheit! Er ist der einzige leitende Angestellte in Innocent House, der weder in Oxford noch in Cambridge war, stimmt’s? Und für euch Männer ist das ja unheimlich wichtig, oder? Die Geschichte verrät allerdings auch einiges über Peverell Press. Dieser Mann hat – wie lange? – knapp zwanzig Jahre für sie gearbeitet, und sie haben sich nicht ein einziges Mal nach seinem Kind erkundigt.«
    »Und wenn sie gefragt hätten«, versetzte Daniel, »dann hätte er geantwortet, daß seine Tochter inzwischen verheiratet und sehr glücklich sei, danke der Nachfrage. Außerdem, warum hätten seine Chefs sich danach erkundigen sollen? AD fragt uns ja auch nicht nach unserem Privatleben. Und wär’ es dir etwa recht, wenn er’s täte? Ich kann mir schon vorstellen, wie es dazu kam – im ersten Moment wollte Bartrum es aus einer snobistischen Laune heraus geheimhalten, und dann wurde ihm klar, daß er das Spiel weiterspielen mußte, wenn er nicht wie ein Trottel dastehen wollte. Ich frage mich bloß, wieviel es Bartrum wohl wert wäre, sein Geheimnis zu hüten. Na, wenigstens wissen wir jetzt, warum Copeland und Mrs. Bartrum zusammen im obersten Stock waren. Wobei er ja eigentlich keinen Vorwand braucht, er kann jederzeit da raufgehen. Aber immerhin, damit hätten wir doch ein Problem weniger.«
    »Das finde ich nicht«, sagte Kate. »Mit uns war man zwar ziemlich diskret in Innocent House, die Gesellschafter ganz besonders, aber von Mrs. Demery und den kleinen Angestellten haben wir doch genug erfahren, um uns halbwegs ein Bild von den tatsächlichen Verhältnissen machen zu können. Was glaubst du, wie lange Bartrum oder Copeland ihren Job behalten hätten, wenn Gerard Etienne erst mal fest im Sattel gesessen hätte? Copeland liebt seine Tochter, und sie liebt ihren Mann – mir ist zwar schleierhaft, warum, aber offenbar tut sie’s. Der alte Copeland versichert uns, sie sind glücklich zusammen, und sie haben ein Kind. Für die beiden, Bartrum und Copeland, stand doch eine Menge auf dem Spiel, oder? Und eins dürfen wir bei George Copeland nicht vergessen. Er ist so ’ne Art Heimwerker, der in Innocent House alle möglichen Reparaturen durchführt. Ihm wäre es nicht schwergefallen, den Gasofen zu präparieren. Und er hätte es auch jederzeit risikolos tun können. Der einzige, der regelmäßig im kleinen Archiv arbeitet, ist Gabriel Dauntsey, und er benutzt den Gasofen nie, weil er sich sein elektrisches Heizgerät von zu Hause mitbringt, wenn’s kalt ist. Nein, nein, Daniel, wir haben nicht ein Problem weniger, im Gegenteil, der Fall wird verdammt noch mal immer komplizierter.«

VIERTES BUCH
    SCHWARZ AUF WEISS

46
    Am Donnerstag, dem 21. Oktober, verließ Mandy abends das Büro eine Stunde später als sonst. Sie war mit Maureen, einem Mädchen aus ihrer Wohngemeinschaft, im White Horse verabredet, einem Pub an der Wanstead Road, wo sie erst eine Kleinigkeit essen und sich dann das Konzert einer Rockband anhören wollten. Es gab gleich zweierlei zu feiern an diesem Abend, denn einmal war heute Maureens neunzehnter Geburtstag, und zum anderen war der Drummer der Devils on Horseback, die an diesem Abend im White Horse auftraten, ihr derzeitiger Boyfriend. Das Konzert sollte um acht beginnen, aber die Band und ihre Freunde wollten sich schon eine Stunde vorher im Pub zum Essen treffen. Mandy hatte sich in der Satteltasche ihres Motorrads etwas zum Wechseln mit ins Büro gebracht, weil sie gleich von Innocent House ins Pub fahren wollte. Die Aussicht auf den Abend und insbesondere auf das Wiedersehen mit Roy, dem Bandleader, der es ihr angetan hatte (oder mit dem es zumindest was werden konnte, falls der Abend gut lief), diese Aussicht hatte den Tag so verklärt, daß nicht

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