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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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ging, ohne daß sie ihn noch einmal zu Gesicht bekommen hat?«
    »So hat sie’s mir erzählt, ja. Sie hat gewartet und gewartet, und dann kriegte sie’s auf einmal mit der Angst. Es ist furchtbar gruselig in diesem großen Haus, wenn die Angestellten alle weg sind. So still und eisig kalt wird es dann. Vor langer Zeit hat sich mal eine Dame dort umgebracht, und Tante Esme sagt, manchmal spukt ihr Geist noch in dem alten Haus. An dem Abend war ihr so gruselig, daß sie nicht gewartet hat, bis Mr. Etienne zurückkam. Ich hab’ sie natürlich gefragt, ob sie den Mörder gesehen hat, und sie hat gesagt: ›Nein, gesehen hab’ ich ihn nicht. Ich weiß auch nicht, wer’s gewesen ist, aber ich weiß, wer’s nicht war. ‹«
    »Und hat sie da einen Namen genannt?«
    »Nein.«
    »Hat sie gesagt, ob es ein Mann oder eine Frau war – ich meine, wer immer es nicht getan hat?«
    »Nein.«
    »Kannst du dann vielleicht deinem Gefühl nach sagen, ob sie von einem Mann oder einer Frau gesprochen hat?«
    »Kann ich auch nicht, nein.«
    »Hat sie dir sonst noch was über diesen Abend erzählt? Versuch dich bitte genau an ihre Worte zu erinnern.«
    »Etwas hat sie noch gesagt, aber das ergab keinen Sinn, jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt. Sie sagte: ›Ich hab’ die Stimme gehört, aber die Schlange war draußen vor der Tür. Warum war die Schlange vor der Tür? Und wie komisch, sich um die Zeit einen Staubsauger zu borgen.‹ Das hat sie ganz leise gesagt, als ob sie mit sich selber sprechen würde.«
    »Hast du sie denn gefragt, was sie damit meint?«
    »Ich hab’ sie nach der Schlange gefragt. Ob es eine giftige war und ob sie Mr. Etienne gebissen hat. Und sie hat gesagt: ›Nein, nein, es war keine richtige Schlange, aber vielleicht war sie auf ihre Art genauso tödlich.‹«
    Dalgliesh wiederholte sinnend: ›»Ich hab’ die Stimme gehört, aber die Schlange war draußen vor der Tür. Und wie komisch, sich um die Zeit einen Staubsauger zu borgen.‹ Bist du sicher, daß das genau ihre Worte waren?«
    »Ja.«
    »Sie hat nicht vielleicht seine oder ihre Stimme gesagt?«
    »Nein. Sie hat genau das gesagt, was ich Ihnen wiederholt habe. Ich glaube, sie wollte ein bißchen was geheimhalten. Sie liebte Geheimnisse und Rätselspiele.«
    »Und wann hat sie das nächste Mal zu dir über den Mord gesprochen?«
    »Das war vorgestern hier bei uns. Ich hab’ grad’ Hausaufgaben gemacht, und da sagt sie auf einmal, daß sie am Donnerstag abend nach Innocent House gehen wird, um sich mit jemandem zu treffen. Sie hat gesagt: ›Jetzt müssen sie meine Bücher weiter drucken. Dazu kann ich sie immerhin zwingen.‹ Und dann hat sie noch gesagt, daß sie mich vielleicht noch mal um ein Alibi bitten wird, aber das wär’ noch nicht sicher. Ich wollte wissen, mit wem sie sich trifft, und sie hat gesagt, das würde sie mir vorläufig noch nicht sagen, es müßte erst mal geheim bleiben. Ich glaub’ aber, sie hätte es mir nie erzählt. Es war wohl zu wichtig, als daß sie es hätte weitererzählen dürfen. ›Wenn du dich mit dem Mörder triffst‹ hab’ ich noch gesagt, ›dann bringt er dich womöglich auch um.‹ Aber sie hat gemeint, so dumm wäre sie ja nun nicht, daß sie sich mit einem Mörder einlassen würde. ›Ich weiß gar nicht, wer der Mörder ist‹, hat sie gesagt, ›aber nach morgen abend, da werde ich’s vielleicht wissen.‹ Sonst hat sie nichts weiter gesagt.«
    Dalgliesh schüttelte dem Kind die Hand. »Vielen Dank, Daisy«, sagte er. »Du hast uns sehr geholfen. Wir müssen dich noch bitten, das alles für ein schriftliches Protokoll zu wiederholen und zu unterschreiben, doch das hat Zeit.«
    »Und ich komme nicht ins Heim?«
    »Tja, da seh’ ich keine Chance, oder?« Er sah Mrs. Reed an, die mit grimmiger Miene sagte: »Wenn dieses Kind ins Heim kommt, dann nur über meine Leiche.«
    Mrs. Reed hatte sie schon verabschiedet, als sie ihnen, offenbar einer spontanen Eingebung folgend, ins Treppenhaus nachgelaufen kam und die Tür hinter sich zuzog. Ohne Kate eines Blickes zu würdigen, wandte sie sich direkt an Dalgliesh. »Mr. Mason, das ist Daisys Rektor, also Mr. Mason meint, sie wär’ begabt, ich meine echt begabt.«
    »Ja, ich glaube, das ist sie, Mrs. Reed. Sie sollten stolz auf sie sein.«
    »Er meint, sie könnte ein Stipendium vom Staat kriegen und auf eine andere Schule gehen, auf ein Internat, wissen Sie.«
    »Und was sagt Daisy dazu?«
    »Angeblich hätte sie nichts dagegen. In der Schule, wo sie jetzt

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