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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Sie aus Esme nicht mehr viel Klartext raus. Und im letzten halben Jahr ist es zusehends schlimmer geworden.«
    »Demnach hat sie also in letzter Zeit nicht mehr viel Geld verdient?«
    »Das hat sie eigentlich nie. Esme gehörte nie zu den ganz Großen. Trotzdem ist sie bis vor drei Jahren ganz gut zurechtgekommen. Sie konnte immerhin vom Schreiben leben, was den wenigsten Autoren gelingt. Sie hatte eine treue Fangemeinde, die mit den Mainwarings groß geworden war, aber als diese Leser langsam wegstarben, hat’s Esme nicht geschafft, ein junges Publikum nachzuziehen. Letztes Jahr ist der Verkauf im Taschenbuch drastisch zurückgegangen. Ich hatte schon Angst, wir würden den Vertrag verlieren.«
    »Vielleicht erklärt das die Wohnung hier«, sagte Kate. »Es ist ja nicht gerade eine vornehme Adresse.«
    »Ach, ihr hat’s hier gefallen. Die Wohnung war unkündbar und die Miete spottbillig. Es wäre verrückt gewesen, hier auszuziehen. Sie hat mir allerdings mal erzählt, daß sie sich ein Nestel für ein Cottage auf dem Lande zurückgelegt hätte, in den Cotswolds oder in Herefordshire. Wahrscheinlich sah sie sich da im Geiste schon zwischen Rosen und Glyzinien wandeln. Nach meiner Meinung wär’ sie ja dort vor Langeweile eingegangen. Ich hab’ so was mehr als einmal erlebt.«
    »Sie schrieb doch Kriminalromane«, sagte Dalgliesh. »Würden Sie ihr zutrauen, daß sie sich auch mal als Amateurdetektivin versucht hat? Daß sie auf eigene Faust ein Verbrechen lösen wollte, wenn sie zufällig darin verwickelt war?«
    »Sie meinen, ob sie sich mit einem richtigen Mörder angelegt hätte, mit dem, der Etienne umgebracht hat, wer immer das war? Da hätte sie ja wirklich verrückt sein müssen. Esme war keine große Leuchte, aber dumm war sie auch nicht. Ich sage nicht, daß es ihr an Mut gefehlt hätte, sie hatte jede Menge Schneid – besonders nach ein paar Whiskys –, aber das wär’ nun wirklich saudumm gewesen.«
    »Sie wußte vielleicht nicht, daß sie sich mit einem Mörder anlegte. Mal angenommen, sie hätte eine Ahnung gehabt, wie der Mord sich abgespielt haben könnte: Würde sie dann mit ihrem Wissen eher zu uns kommen, oder wäre sie versucht gewesen, ein bißchen auf eigene Faust zu ermitteln?«
    »Wenn sie keine Gefahr dabei sähe und sich außerdem noch was davon versprechen würde, könnte es schon sein, daß sie ein wenig herumschnüffelt. Wäre ja auch ein toller Coup, nicht? Ich meine publicitymäßig. ›Scotland Yard von Kriminalschriftstellerin ausgetrickst.‹ Ja, solche Überlegungen würde ich ihr schon zutrauen. Aber Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß sie tatsächlich so was probiert hat?«
    »Mich hat interessiert, ob Sie es ihr zutrauen würden.«
    »Sagen wir, es hätte mich nicht überrascht. Sie war fasziniert von den Verbrechensszenarien im wirklichen Leben, interessierte sich für die Ermittlungsarbeit, für Mordprozesse und so weiter. Sie brauchen sich nur ihren Bücherschrank anzusehen, dann wissen Sie, was ich meine. Und sie hielt sich viel auf ihre eigene Klugheit zugute. Dagegen ist sie sich der Gefahr vielleicht nicht bewußt gewesen. Ich glaube, sie hatte nicht viel Phantasie, nicht wenn’s ums wirkliche Leben ging. Ja, ich weiß, es klingt merkwürdig, wenn ich das von einer Schriftstellerin sage, aber sie hat so lange mit erfundenen Morden gelebt, daß ihr, glaube ich, nicht klar war, daß ein Mord im wirklichen Leben etwas anderes ist, daß man den nicht im Griff hat, schön in eine Handlung verpacken und im letzten Kapitel sauber aufklären kann. Und Etiennes Leiche hat sie doch gar nicht zu Gesicht bekommen, oder? Ich glaube, sie hat in Wirklichkeit überhaupt noch nie einen Toten gesehen. Sie kannte den Tod nur aus der eigenen Vorstellung, und da war er vermutlich nicht realer oder furchterregender als ihre anderen Phantasiebilder. Ist das jetzt zu spitzfindig? Ich meine, sagen Sie’s ruhig, wenn ich hier Blödsinn hoch drei verzapfe.«
    Mrs. Pitt-Cowley vollführte ein kompliziertes Manöver mit ihren Schmetterlingshänden und schenkte Dalgliesh einen theatralischen Augenaufschlag, der freilich die hellwache, forschende Frage in ihrem Blick nicht verdecken konnte. Dalgliesh ermahnte sich insgeheim, die Intelligenz dieser Frau nicht zu unterschätzen. »Aber nein«, antwortete er, »das ist durchaus kein Blödsinn, was Sie da sagen. Übrigens, was wird denn nun aus Mrs. Carlings letztem Buch?«
    »Gute Frage. Ich glaube kaum, daß Peverell Press es nimmt. Was

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