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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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anderes wär’s natürlich, wenn Esme ermordet worden wäre. Ein Doppelmord, Verleger und Autorin, beide binnen zwei Wochen auf brutalste Weise umgebracht. Aber auch Selbstmord hat seinen Publicitywert, besonders einer, der so dramatisch inszeniert ist. Ich bin zuversichtlich, daß ich mit irgendeinem Verlag einen ganz zufriedenstellenden Vertrag aushandeln kann.«
    Dalgliesh war versucht zu sagen: »Wie schade, daß die Todesstrafe abgeschafft ist. Sonst könnten Sie auch noch das Erscheinungsdatum auf die Hinrichtung des Täters abstimmen.«
    Als ob sie seinen Gedanken erraten hätte, machte Mrs. Pitt-Cowley momentan ein verlegenes Gesicht und fuhr dann achselzuckend fort: »Arme Esme, falls sie wirklich die glänzende Idee hatte, sich ein bißchen kostenlose Publicity zu verschaffen, dann ist ihr das weiß Gott gelungen. Bloß schade, daß sie nun nichts mehr davon hat. Aber ihre Erben können sich freuen.«
    Und Sie sich auch, dachte Kate. »Wer bekommt denn nun ihr Geld?« fragte sie. »Wissen Sie das?«
    »Nein, darüber hat sie nie mit mir gesprochen. Marge war, wie gesagt, als Testamentsvollstrecker bestimmt, das heißt, möglicherweise nicht nur sie allein. Ich bin jedenfalls froh, daß sie nie vorgeschlagen hat, dieses Privileg auf mich zu übertragen, als ich die Agentur übernahm. Aber selbst wenn, angenommen hätte ich’s nicht. Ich hab’ viel für Esme getan, aber alles hat seine Grenzen. Sie haben ja keine Ahnung, was für Ansprüche manche Autoren stellen. Da soll man ihnen Aufträge an Land ziehen, sie in Fernseh-Talk-Shows unterbringen, während ihres Urlaubs die Katze füttern oder Händchen halten, bis die Scheidung durch ist. Für zehn Prozent vom Inlandsumsatz soll ich Agentin, Krankenschwester, Vertraute und Freundin sein, alles in einer Person. Klar, ich weiß, daß sie keine Familie mehr hatte – ihr Ex-Mann dagegen hatte wenigstens irgendwo eine Tochter und Enkelkinder, ich glaube, in Kanada. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Esme denen was vermacht hat. Doch ein bißchen Geld wird schon dasein, gar keine Frage, und ich schätze, das kriegt Marge. Ach, da fällt mir ein: Vielleicht kann ich eine Neuauflage ihrer frühen Paperbacks durchdrücken.«
    Dalgliesh sagte lakonisch: »Also doch eine rentable Kundin. Wenn schon nicht zu Lebzeiten, dann doch wenigstens im Tode.«
    »Tja, wie sagte doch die Eiserne Lady, als sie abtreten mußte:
›It’s a funny old world.‹ Und ich finde, da hat sie mal recht gehabt – ist wirklich ’ne verrückte Welt, in der wir leben!« Damit warf Mrs. Pitt-Cowley einen Blick auf ihre Armbanduhr und bückte sich nach Tasche und Aktenmappe.
    Doch Dalgliesh war noch nicht bereit, sie gehen zu lassen.
    »Ich nehme an«, sagte er, »daß Mrs. Carling Ihnen von ihrer ausgefallenen Signierstunde in Cambridge erzählt hat?«
    »Na und ob! Noch aus der Buchhandlung hat sie mich angerufen. Ich hab’ dann auch gleich versucht, Gerard Etienne zu kontaktieren, aber der war wohl beim Essen; am späteren Nachmittag hab’ ich ihn dann erreicht. Esme war so außer sich vor Wut, daß ich kaum verstehen konnte, was sie sagte. Natürlich hat sie sich völlig zu Recht aufgeregt. Für die Panne wird Peverell sich noch in aller Form entschuldigen müssen. Bloß die Buchhändler dort in Cambridge haben mir leid getan. Esme hat offenbar all ihren Zorn an denen ausgelassen, und die konnten ja wirklich nichts dafür. Außer daß sie vielleicht, als das Fax reinkam, bei Peverell hätten anrufen und sich vergewissern sollen, daß es kein übler Scherz war. Und das hätten sie wahrscheinlich auch gemacht, wenn der Verlag den Ärger, den er mit diesem Witzbold hatte, nicht so ängstlich geheimgehalten hätte. Aber der Geschäftsführer war gerade nicht im Laden, als das Fax reinkam, und das Mädchen, das es entgegennahm, hat’s natürlich für echt gehalten. Und der Absender war ja auch wirklich Peverell. Um Esme zu beruhigen, hab’ ich ihr versprochen, daß ich die Sache mit Gerard persönlich regele. Und das hätte ich auch getan, nur daß dann der Mord geschah. Und der hat Esme, trotz aller berechtigten Beschwerden, doch wieder auf den Teppich zurückgeholt. Ich hab’ immer noch vor, den Verlag wegen dieser Sache zur Rechenschaft zu ziehen, aber alles zu seiner Zeit. Darf ich dann jetzt gehen? Ich meine, ich bin nun mal fest verabredet.«
    »Nur noch ein paar Fragen«, sagte Dalgliesh. »Wie war eigentlich Ihr Verhältnis zu Gerard Etienne?«
    »Sie meinen

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