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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Gottes, warum haben Sie mich denn nicht schon früher kommen lassen?‹ Der Alte glaubt nicht, daß er noch mal aus der Klinik rauskommt, das hat er mir gestanden. Aber laß uns doch nach hinten gehen, da ist es gemütlicher.«
    Weder hatte er sie geküßt, noch berührte er sie.
    Er spricht zu mir, als ob ich eine x-beliebige Kundin wäre, dachte Claudia. Irgendwas ist mit ihm geschehen, und es geht um mehr als die Krankheit vom alten Simon. Sie hatte ihn noch nie so gesehen. Er schien wie besessen von einer Mischung aus Erregtheit und geradezu panischer Angst. In seinen Augen lag etwas Gehetztes, und sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Claudia konnte ihn direkt riechen, diesen fremdartigen, ja wilden Geruch. Sie folgte ihm in den Wintergarten. Alle drei Elemente des an die Wand montierten elektrischen Heizgerätes waren eingeschaltet, und es war sehr warm. Die vertrauten Gegenstände sahen auf einmal ganz seltsam aus, wie geschrumpft, gleichsam die belanglosen Überreste vergangenen Lebens, um das sich niemand mehr kümmerte.
    Sie setzte sich nicht, sondern blieb stehen, um ihn zu beobachten. Declan schien es nicht an einem Fleck aushalten zu können und lief wie ein gefangenes Tier auf den wenigen Metern freien Raums auf und ab. Er war konventioneller gekleidet als sonst, doch das ungewohnte Jackett nebst Krawatte paßte nicht zu seiner schier zwanghaften Unrast und dem zerzausten Haar. Claudia fragte sich, wie lange er wohl schon trinken mochte. Zwischen all dem Durcheinander auf einem der Tische standen eine Weinflasche, die zu zwei Dritteln leer war, und ein benutztes Glas. Plötzlich unterbrach er sein rastloses Hin und Her, drehte sich zu ihr um und sah sie mit fast flehendem Blick an, einem Blick, hinter dem sie eine Mischung aus Scham und Furcht gewahrte.
    »Die Polizei ist hiergewesen«, sagte er. »Hör zu, Claudia, ich mußte ihnen das mit Donnerstag sagen, du weißt schon, der Abend, an dem Gerard starb. Ich mußte ihnen sagen, daß du mich schon am Tower Pier abgesetzt hast und daß wir nicht die ganze Zeit zusammen waren.«
    »Du mußtest?« fragte sie. »Was heißt das, du mußtest?«
    »Sie haben es halt aus mir rausgequetscht.«
    »Womit? Daumenschrauben und glühenden Zangen? Hat Dalgliesh dir die Arme ausgerenkt und dich geohrfeigt? Haben sie dich nach Notting Hill aufs Revier verschleppt und so clever zusammengeschlagen, daß man hinterher nichts davon sieht? Wir wissen ja, wie gut die Bullen in so was sind, nicht? Wir erleben’s ja tagtäglich im Fernsehen.«
    »Dalgliesh war gar nicht dabei. Dieser junge Typ mit dem jüdischen Namen und ein Sergeant haben mich verhört. Claudia, du weißt ja nicht, wie das ist. Und stell dir vor, die denken, daß Esme Carling, eure Schriftstellerin, also daß die ermordet wurde.«
    »Das können sie noch gar nicht wissen.«
    »Aber sie nehmen es an, wenn ich’s dir doch sage. Und sie wissen, daß ich ein Motiv hatte für den Mord an Gerard.«
    »Falls es Mord gewesen ist.«
    »Sie wissen, daß ich dringend Geld brauchte und daß du versprochen hast, mir welches zu beschaffen. Und was den Abend angeht, es wäre doch möglich gewesen, nicht? Wir hätten das Boot an Innocent House festmachen und ihn gemeinsam töten können.«
    »Haben wir aber nicht.«
    »Was nützt das, wenn die uns nicht glauben?«
    »Haben sie dir irgendwas von dem, was du da erzählst, direkt auf den Kopf zugesagt?«
    »Nein, aber das brauchten sie auch gar nicht. Ich hab’ ihnen ja angesehen, was sie denken.«
    Sie sagte geduldig: »Jetzt paß mal auf, wenn sie dich ernsthaft in Verdacht hätten, dann wärest du unter Hinweis auf deine Rechte auf einem Polizeirevier vernommen worden, und man hätte deine Aussagen aufgezeichnet. Haben sie das gemacht?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Sie haben dich also nicht mit auf die Wache genommen und dir gesagt, daß du deinen Anwalt anrufen kannst?«
    »Nichts dergleichen, du hörst doch. Aber zum Schluß, da haben sie gesagt, ich müsse in den nächsten Tagen nach Wapping kommen und ein Protokoll unterzeichnen.«
    »Aha. Und was haben sie dich nun konkret gefragt?«
    »Sie wollten dauernd wissen, ob ich mir wirklich sicher sei, daß wir die ganze Zeit zusammen waren und daß du mich von Innocent House hier zu mir nach Hause gefahren hast. Ich sage dir, es war das einzig Vernünftige, endlich die Wahrheit zu sagen. Der Inspector hat sogar von ›Beihilfe zum Mord‹ gesprochen – ehrlich, ich bin sicher, das waren genau seine Worte.«
    »Ja, hast

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