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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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gekommen ist. Mein Gott, wir müssen doch zusammenhalten, gerade jetzt.« Und als er keine Antwort gab, fuhr sie beinahe flehentlich fort: »Du glaubst doch nicht auch, daß es Mord war, oder? Esmes Tod, meine ich. Du denkst doch nicht, daß man sie umgebracht hat?«
    Dauntsey versetzte ruhig: »Du hast ja gehört, wie der Commander ihre Schmähschrift gegen uns vorgelesen hat. Klang denn das für dich wirklich wie ein Abschiedsbrief?«

56
    Mr. Winston Johnson war korpulent, schwarz, liebenswürdig, hatte offenbar keinerlei Hemmungen, ein Polizeirevier zu betreten, und trug den Verdienstausfall, der ihm möglicherweise durch den Termin in Wapping entstand, mit philosophischem Gleichmut. Er hatte eine tiefe, angenehme Baßstimme, doch was er sprach, war reinstes Cockney. Als Daniel sich dafür entschuldigen wollte, daß man ihn während seiner Arbeitszeit in Anspruch nehmen mußte, sagte er bloß: »Schätze, da entgeht mir nicht viel. Auf dem Weg hierher hab’ ich zwei Typen aufgelesen, die zur Canary Wharf wollten. Warn amerikanische Touristen. Ham ordentlich Trinkgeld gegeben, die zwei. Deshalb komm’ ich auch ’n bißchen spät.«
    Daniel schob ihm ein Foto von Esme Carling über den Tisch. »Das ist der Fahrgast, der uns interessiert. Donnerstag abend, zum Innocent Walk. Erkennen Sie die Dame wieder?«
    Mr. Johnson nahm das Foto in die linke Hand. »Stimmt, die hab’ ich gefahr’n. Gegen halb sieben hat sie mich an der Hammersmith Bridge angehalten. Um halb acht, hat sie gesagt, will sie am Innocent Walk Nummer 10 sein. War kein Problem, Chef. Für die Strecke brauch’ ich nich’ ganz ’ne Stunde, außer es is’ arg viel Verkehr, oder wir ham’ Bombenalarm und Ihre Jungs sperren die Straßen. Aber an dem Abend, da sind wir gut durchgekommen.«
    »Sie meinen, Sie waren vor halb acht am Ziel.«
    »Warn wir gewesen, Chef, warn wir. Aber wie wir am Tower vorbeikommen, da klopft die Lady an die Scheibe und sagt, sie will nich’ zu früh dasein. Ich soll noch ’n bißchen in der Gegend rumfahr’n und die Zeit totschlagen, sagt sie. Ich frag’, wo sie denn längs will, und sie sagt: ›Egal, solange wir nur Punkt halb acht am Innocent Walk sind.‹ Also hab’ ich sie rausgefahr’n zur Isle of Dogs und bin da ’n bißchen rumgekurvt und dann übern Highway wieder retour. Hat natürlich ’n paar Schilling draufgehau’n, der Umweg, aber ich glaub’ nich’, daß ihr das was ausgemacht hat. Stolze achtzehn Pfund hat sie blechen müssen, und trotzdem hab’ ich noch ’n Trinkgeld gekriegt.«
    »Wie sind Sie denn nun genau zum Innocent Walk gefahren?«
    »Also erst links von The Highway runter auf die Garnet Street, dann rechts ab und die Wapping Wall lang.«
    »Und Mrs. Carling, also, ich meine die Dame, die Sie gefahren haben – hat die sich auf der Fahrt mit Ihnen unterhalten?«
    »Die hat nur gesagt, was ich Ihnen schon erzählt hab’, daß sie nich’ vor halb acht ankommen will und daß ich ’n bißchen rumfahr’n soll, bis es soweit is’, oder so ähnlich.«
    »Und Sie sind sicher, daß die Dame zum Innocent Walk Nummer 10 wollte – nicht vielleicht nach Innocent House?«
    »Nummer 10 hat sie verlangt, und bei Nummer 10 hab’ ich sie abgesetzt. Vor dem Tor zur Innocent Passage. Weiter nach’m Innocent Walk rein wollte sie wohl nich’. Jedenfalls hat sie gleich, wie wir eingebogen sind, an die Scheibe geklopft und gesagt, hier wär’s recht, weiter will sie nich’.«
    »Und das Tor zur Innocent Passage – haben Sie gesehen, ob das offenstand?«
    »Nee, das war nich’ auf. Aber darum muß es noch nich’ zugeschlossen gewesen sein.«
    Bei der nächsten Frage kannte Daniel die Antwort schon im voraus, aber er brauchte sie fürs Protokoll. »Die Dame hat nicht zufällig erwähnt, warum sie zum Innocent Walk wollte? Ob sie beispielsweise mit jemandem verabredet war?«
    »Geht mich doch nix an, wo die Leute hinwoll’n, Chef, oder?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht, aber Fahrgäste plaudern ja bekanntlich manchmal gern mit dem Taxichauffeur.«
    »Ha, manche sogar ein ganzes Ende zuviel. Aber das war nich’ so eine, ganz im Gegenteil. Die hat bloß still hinten drin gesessen und sich immerfort an ihrer Mordstrumm-Schultertasche festgehalten.«
    Ein zweites Foto wanderte über den Tisch. »War es diese Schultertasche?«
    »Möglich. Sieht so aus. Aber das sag’ ich Ihnen gleich, Chef, beschwören könnt’ ich’s nich’.«
    »Hatten Sie den Eindruck, daß viel drin war, in der Tasche? Ich

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