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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Haar fiel von einem
Scheitel über der Stirn in glatten Wellen bis auf die Schultern herab.
Ihre Hände waren eifrig damit beschäftigt, es zu zwirbeln und hinter
die Ohren zurückzustoßen. Mrs. Frensham, die ihr gegenübergesessen
hatte, erhob sich und blieb mit gefalteten Händen stehen, während
Chandler-Powell seine Einführung gab. Mit zynischem Vergnügen
beobachtete Kate Mrs. Skeffingtons vorhersehbare Reaktion auf Benton,
den Blick, den sie wie beiläufig und doch bohrend, aus großen, von
Erstaunen, Interesse und Abwägung geweiteten Augen auf ihn richtete.
Währenddessen sprach sie mit Chandler-Powell, die Stimme vorwurfsvoll
wie die eines quengelnden Kindes.
    »Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr. Seit Stunden
sitze ich hier und warte, dass endlich jemand kommt.«
    »Aber man hat Sie doch keine Sekunde lang allein gelassen,
oder? Das wäre gegen meine Anordnung.«
    »Es war aber so gut wie allein sein. Nur die eine Person. Und
als die Oberschwester mal kurz reingeschaut hat, wollte sie nicht
darüber reden, was passiert ist, wahrscheinlich weil sie nicht durfte.
Und Miss Cressett hat auch nichts gesagt, als sie gekommen ist. Seitdem
werde ich hier von Mrs. Frensham angeschwiegen. Ich komme mir vor wie
im Leichenschauhaus oder unter Verdacht. Der Rolls steht draußen
bereit. Ich hab ihn vorfahren sehen. Robert, unser Chauffeur, muss
sicher zurück, und ich kann auch nicht bleiben. Wo ich doch mit der
Sache überhaupt nichts zu tun habe. Ich will nach Hause.«
    Dann nahm sie sich mit erstaunlicher Plötzlichkeit zusammen,
wandte sich an Dalgliesh und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin
froh, dass Sie gekommen sind, Commander. Stuart hat es mir versprochen.
Du musst dir keine Sorgen machen, hat er gesagt, ich schicke den
Besten.«
    Es folgte Schweigen. Miss Skeffington wirkte einen Moment lang
unsicher und richtete den Blick auf Chandler-Powell. Also
deshalb sind wir hier, dachte Kate, deshalb hat Number
Ten das Team angefordert. Ohne den Kopf
zu wenden, riskierte sie einen Seitenblick auf Dalgliesh. Niemand
verstand es besser, seinen Ärger zu verstecken als ihr Vorgesetzter,
aber sie konnte ihn an dem kurzen Erröten der Stirn ablesen, der Kälte
seines Blicks, dem jähen Erstarren des Gesichts zu einer Maske, der
nahezu unsichtbaren Kontraktion der Muskeln. Vielleicht hatte Emma
dieses Gesicht noch nie zu sehen bekommen. Es gab Bereiche in
Dalglieshs Leben, an denen sie, Kate, teilhatte, und die der Frau, die
er liebte, verschlossen waren und bleiben würden. Emma kannte den
Dichter, den Liebhaber, aber nicht den Detective, nicht den
Polizeibeamten. Sein Job und ihrer war verbotenes Terrain für jeden,
der nicht den Eid geleistet hatte, nicht mit ihrer gefährlichen
Autorität ausgestattet war. Sie war seine Waffenschwester, nicht die
Frau, der sein Herz gehörte. Niemand, der diesen Beruf nicht selber
ausübte, konnte Polizeiarbeit verstehen. Sie hatte sich beigebracht,
nicht eifersüchtig zu sein, sich an seinem Triumph mitzufreuen, aber
hin und wieder musste sie diesen kleinen, unfreundlichen Trost einfach
genießen.
    Mrs. Frensham murmelte einen Abschiedsgruß und ging hinaus,
und Dalgliesh setzte sich in den Sessel, den sie geräumt hatte. Er
sagte: »Ich hoffe, wir müssen Sie nicht zu lange aufhalten, Mrs.
Skeffington, aber ich benötige ein paar Informationen von Ihnen. Können
Sie uns in allen Einzelheiten beschreiben, was passiert ist, seit Sie
gestern Nachmittag hier eingetroffen sind?«
    »Sie meinen, vom Augenblick meiner Ankunft an?« Dalgliesh ließ
die Frage unbeantwortet. »Das ist lächerlich. Tut mir leid, aber da
gibt es nichts zu erzählen. Es ist nichts vorgefallen, jedenfalls
nichts Außergewöhnliches, nicht vor letzter Nacht, und ich fürchte, ich
habe einen Fehler gemacht. Ich bin wegen einer Operation hier, die für
morgen anberaumt war – für heute, wollte ich sagen. Meine
Anwesenheit war reiner Zufall. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass
ich noch einmal wiederkommen werde. Das Ganze war eine grandiose
Zeitverschwendung.«
    Sie verstummte. Dalgliesh sagte: »Beginnen wir mit der Zeit
Ihrer Ankunft. Sind Sie von London hergefahren?«
    »Ich bin gefahren worden. Robert hat mich im Rolls
hergebracht. Wie gesagt, er wartet draußen, dass er mich nach Hause
zurückbringen kann. Auf meinen Anruf hin hat mein Mann ihn gleich
wieder losgeschickt.«
    »Und wann war das?«
    »Gleich nachdem man mich über die tote Patientin in Kenntnis
gesetzt hatte. Es dürfte so

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