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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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gegen acht gewesen sein. Draußen herrschte
ein schreckliches Hin-und-her-Gelaufe, ein Kommen und Gehen, Schritte
und Stimmen, und als ich den Kopf zur Tür rausgestreckt habe, ist Mr.
Chandler-Powell hereingekommen und hat mir erzählt, was passiert war.«
    »Wussten Sie, dass Rhoda Gradwyn die Patientin nebenan war?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich wusste nicht einmal, dass das
Zimmer bewohnt war. Ich habe sie seit meiner Ankunft nicht zu sehen
bekommen, und niemand hat mir von ihrer Anwesenheit erzählt.«
    »Sind Sie ihr schon mal begegnet, bevor Sie hierherkamen?«
    »Nein, bin ich nicht. Wo hätte ich ihr begegnen sollen? Ist
sie nicht Journalistin oder so etwas? Stuart warnt mich immer vor
solchen Leuten. Man erzählt ihnen etwas, und sie geben einen immer
preis. Ich meine, wir verkehren ja nicht gerade in denselben
gesellschaftlichen Kreisen.«
    »Aber Sie wussten, dass da im Nebenzimmer jemand war?«
    »Ich wusste, dass Kimberley ein Abendessen heraufgebracht
hatte. Ich habe den Servierwagen gehört. Ich selber hatte seit meinem
leichten Lunch zu Hause nichts mehr zu essen bekommen, natürlich nicht,
wegen der Narkose am nächsten Tag. Jetzt wäre es aber auch egal
gewesen.«
    Dalgliesh sagte: »Können wir zur Zeit Ihrer Ankunft
zurückkehren? Wann war das?«
    »Das muss so gegen fünf Uhr gewesen sein. Mr. Westhall,
Schwester Holland und Miss Cressett haben mich in der Halle empfangen,
und ich habe mit ihnen Tee getrunken, aber zu essen habe ich nichts
bekommen. Es war zu dunkel für einen Spaziergang durch den Garten,
deshalb habe ich gesagt, ich würde den Rest des Tages in meiner Suite
verbringen. Ich musste ziemlich früh aufstehen, weil der Anästhesist
kommen wollte, um mich vor der Operation zu untersuchen. Also bin ich
in mein Zimmer gegangen und habe bis ungefähr zehn Uhr ferngesehen, bis
es Zeit war, zu Bett zu gehen.«
    »Und was ist während der Nacht passiert?«
    »Na ja, ich konnte nicht gleich einschlafen, es war wohl schon
nach elf, als es mir endlich gelungen ist. Und später bin ich noch mal
aufgewacht und musste auf die Toilette.«
    »Wann war das?«
    »Ich hab auf die Uhr geschaut, weil ich wissen wollte, wie
lange ich geschlafen hatte. Es war etwa zwanzig vor zwölf. In dem
Moment habe ich den Fahrstuhl gehört. Er ist gegenüber der Wohnung der
Oberschwester – klar, Sie haben ihn ja gesehen. Ich konnte
gerade noch die Türen zuklappen hören und dann ein leises Schnurren,
als er abwärtsgefahren ist. Bevor ich mich wieder hingelegt habe, bin
ich ans Fenster gegangen, um die Vorhänge zurückzuziehen. Ich habe das
Fenster immer einen Spalt offen, wenn ich schlafe, und ich hatte das
Gefühl, etwas frische Luft zu brauchen. Und dann habe ich das Licht bei
den Cheverell-Steinen gesehen.«
    »Was war das für ein Licht, Mrs. Skeffington?«
    »Ein kleines Licht, das sich zwischen den Steinen bewegte.
Eine Taschenlampe, vermute ich. Es flackerte auf und war wieder
verschwunden. Wahrscheinlich hat der da unten die Lampe ausgeschaltet
oder nach unten gehalten. Ich habe das Licht nicht wieder gesehen.« Sie
verstummte.
    »Und dann?«, fragte Dalgliesh. »Was haben Sie dann getan?«
    »Na ja, gefürchtet habe ich mich. Die Hexe ist mir
eingefallen, die sie da unten verbrannt haben, und dass es bei dem
Steinkreis spuken soll. Ein paar Sterne funkelten, aber sonst war es
stockdunkel, und ich hatte das Gefühl, da unten ist jemand. Es muss ja
jemand da unten gewesen sein, sonst hätte ich das Licht nicht gesehen.
Natürlich glaube ich nicht an Geister, aber unheimlich war das schon.
Wirklich schrecklich. Plötzlich brauchte ich Gesellschaft. Ich brauchte
jemanden, mit dem ich reden konnte. Und da ist mir die Patientin im
Nebenzimmer eingefallen. Aber als ich die Tür zum Korridor öffnete,
wurde mir klar, dass es nicht gerade – na ja, nicht sehr klug
war. Immerhin war es fast Mitternacht. Sie lag wahrscheinlich in tiefem
Schlaf. Womöglich hätte sie sich bei Schwester Holland beschwert, wenn
ich sie geweckt hätte. Die Oberschwester kann sehr streng sein, wenn
man sich etwas erlaubt, das sie nicht mag.«
    »Sie wussten also, dass eine Frau nebenan lag?«, fragte Kate.
    So, wie Mrs. Skeffington sie anschaute, hätte sie wohl auch
ein widerborstiges Hausmädchen angeschaut. »Die meisten sind doch
Frauen, oder? Immerhin ist das hier eine Klinik für
Schönheitschirurgie. Aber ich habe nicht an ihre Tür geklopft. Ich habe
beschlossen, mir von Kimberley Tee kommen zu lassen und zu lesen

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