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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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warum.«
    Dalgliesh sagte: »Es könnte aber nötig sein, Mrs. Skeffington.
Ich werde höchstwahrscheinlich noch einmal mit Ihnen sprechen wollen,
aber das kann ich natürlich auch in London tun, bei Ihnen zu Hause oder
im New Scotland Yard.« So unwillkommen ihr diese Perspektive auch sein
mochte, Mrs. Skeffington entschloss sich nach einem Blick auf Dalgliesh
und Kate, sie unkommentiert zu lassen. Stattdessen schenkte sie
Dalgliesh ein Lächeln und bekam auf einmal eine schmeichlerische
Kinderstimme. »Darf ich jetzt bitte gehen? Ich habe wirklich versucht,
Ihnen behilflich zu sein. Aber es war mitten in der Nacht, ich war
allein, und ich hatte Angst, und jetzt erscheint mir das alles wie ein
schrecklicher Traum.«
    Noch war Dalgliesh nicht ganz fertig mit seiner Zeugin. »Hat
man Ihnen bei Ihrer Ankunft einen Schlüssel für die Westtür gegeben,
Mrs. Skeffington?«
    »Ja, die Oberschwester hat mir einen gegeben. Ich bekomme
jedes Mal zwei Sicherheitsschlüssel. Diesmal trug der Satz die Nummer
eins. Als Mrs. Frensham mir beim Packen half, hab ich ihr die Schlüssel
zurückgegeben. Robert ist heraufgekommen, um die Taschen ins Auto zu
tragen. Den Fahrstuhl durfte er nicht benutzen, da hat er sie die
Treppen hinunterschleppen müssen. Mr. Chandler-Powell sollte einen
Gepäckträger engagieren. Diesen Mogworthy sollte man lieber gar nicht
ins Haus lassen.«
    »Wo hatten Sie die Schlüssel während der Nacht verwahrt?«
    »Neben meinem Bett, vermute ich. Nein, auf dem Tisch vor dem
Fernseher. Jedenfalls habe ich sie Mrs. Frensham gegeben. Wenn sie
verlorengegangen sind, ist es nicht meine Schuld.«
    »Nein«, sagte Dalgliesh, »sie sind nicht verlorengegangen. Ich
danke Ihnen für Ihre Hilfe, Mrs. Skeffington.«
    Jetzt, als sie endlich entlassen war, wurde Mrs. Skeffington
leutselig und schenkte allen Anwesenden vage Dankesbekundungen und ein
falsches Lächeln. Chandler-Powell begleitete sie hinaus zur Limousine.
Kate zweifelte nicht daran, dass er die Gelegenheit nützen würde, sie
zu beruhigen und versöhnlich zu stimmen, aber nicht einmal er durfte
ernsthaft darauf hoffen, dass sie den Mund halten würde. Sie würde ganz
sicher nicht wiederkommen und wohl auch sonst niemand. Mochte mancher
Patient beim Gedanken an eine Verbrennung im siebzehnten Jahrhundert
noch einen nicht unbehaglichen Nervenkitzel ziehen, so würde sich doch
niemand freiwillig in eine Klinik begeben, in der eine weitgehend
hilflose, frisch operierte Patientin brutal vom Leben zum Tod gebracht
worden war. Wenn George Chandler-Powell für den Unterhalt des Manor auf
die Einkünfte aus seiner Klinik angewiesen war, sah er harten Zeiten
entgegen. Dieser Mord würde mehr als nur ein Opfer fordern. Sie
warteten, bis sie den Rolls-Royce abfahren hörten und Chandler-Powell
zurückkam. Dalgliesh sagte: »Wir richten unsere Einsatzzentrale in der
Alten Wache ein, und meine Beamten wohnen im Wisteria House. Ich wäre
Ihnen dankbar, wenn Sie die Hausangehörigen in einer halben Stunde in
der Bibliothek versammeln würden. Inzwischen nehmen die Männer von der
Spurensicherung im Westflügel ihre Arbeit auf. Ich wäre Ihnen dankbar,
wenn Sie mir die Bibliothek, sagen wir, für die nächste Stunde zur
Verfügung stellen würden.«

9
    A ls Dalgliesh zusammen mit Kate an den
Tatort zurückkehrte, war Rhoda Gradwyns Leiche bereits abtransportiert.
Die beiden Angestellten des Leichenschauhauses hatten sie mit geübten
Bewegungen in den Leichensack gelegt und die Bahre zum Lift gerollt.
Benton war unten, um die Abfahrt des Krankenwagens zu beobachten, der
anstelle des Leichenwagens der Pathologie geschickt worden war, um die
Leiche abzuholen, und auf die Ankunft der Männer von der
Spurensicherung zu warten. Der Fotograf, ein großer, behänder und
schweigsamer Mann, war mit der Arbeit fertig und schon wieder
abgefahren. Dalgliesh ging mit Kate noch einmal in das leere
Schlafzimmer zurück, bevor er sich der langwierigen Vernehmung der
Verdächtigen widmete.
    Seit der junge Dalgliesh seinerzeit zum Kriminalbeamten
befördert worden war, war es ihm immer so vorgekommen, als herrschte in
einem Mordzimmer nach dem Abtransport der Leiche eine veränderte Luft,
auch wenn das weniger nachhaltig als die physische Abwesenheit des
Opfers zu spüren war. Als ob sie sich leichter atmen ließe, die Stimmen
klarer zu verstehen wären, eine gemeinsame Erleichterung darüber
herrschte, dass ein Objekt mit einer geheimnisvollen Macht seine
bedrohliche oder kontaminierende

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