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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Patientin gekommen?«
    »Ich habe sie am 21. November in der Harley Street zum ersten
Mal gesehen. Sie war nicht wie üblich von ihrem Hausarzt überwiesen
worden, aber ich habe mit ihm gesprochen. Sie ist zu mir gekommen, um
sich eine tiefe Narbe auf der linken Wange entfernen zu lassen. Danach
habe ich sie im St. Angela's Hospital noch einmal gesehen, als sie sich
dort ein paar Tests unterzog, und am Donnerstagnachmittag kurz nach
ihrer Ankunft im Manor. Am 27. November war sie schon einmal zu einem
vorbereitenden Besuch hier und ist zwei Nächte geblieben, aber bei der
Gelegenheit sind wir uns hier nicht begegnet. Ich habe sie vor ihrem
ersten Besuch in der Harley Street nicht gekannt, und ich weiß nicht,
warum sie sich für das Manor entschieden hat. Ich vermutete, sie hat
sich nach verschiedenen Plastischen Chirurgen erkundigt und angesichts
der Wahl zwischen London und Dorset der Ruhe den Vorzug gegeben. Außer
ihrem Ruf als Journalistin und natürlich ihrer medizinischen
Geschichte – weiß ich nichts über sie. Bei unserem ersten
Gespräch ist sie mir sehr ruhig und direkt, sehr klar hinsichtlich
ihrer Wünsche vorgekommen. Und etwas fand ich interessant. Als ich sie
fragte, warum sie so lange mit dem Entfernen der Narbe gewartet habe,
gab sie mir zur Antwort: ›Weil ich sie jetzt nicht mehr brauche.‹«
    Es entstand ein Schweigen, dann sagte Dalgliesh: »Ich muss Sie
das fragen: Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer für Miss Gradwyns Tod
verantwortlich sein könnte? Sollten Sie einen Verdacht haben, oder wenn
es etwas gibt, was ich wissen sollte, dann müssen Sie es mir bitte
jetzt sagen.«
    »Sie glauben also, dass wir es mit einem, wie Sie das
vermutlich nennen, internen Täter zu tun haben?«
    »Ich glaube gar nichts. Aber Rhoda Gradwyn war Ihre Patientin,
sie wurde in Ihrem Haus ermordet.«
    »Aber nicht von einem Mitglied meines Personals. Ich stelle
keine wahnsinnigen Mörder ein.«
    »Ich habe große Zweifel, dass es sich um die Tat eines
Wahnsinnigen handelt«, erwiderte Dalgliesh. »Und ich vermute auch
nicht, dass einer Ihrer Angestellten der Täter ist.« Er fuhr fort:
»Wäre Miss Gradwyn körperlich in der Lage gewesen, ihr Zimmer zu
verlassen, mit dem Lift ins Erdgeschoss zu fahren und die Tür zum
Westflügel aufzuschließen?«
    Chandler-Powell antwortete: »Sie wäre absolut dazu in der Lage
gewesen, nachdem sie wieder bei Bewusstsein war, aber im Erholungsraum
war sie permanent unter Beobachtung, und als sie wieder in ihrem Zimmer
war, hat man anfangs jede halbe Stunde nach ihr gesehen, deshalb hätte
sie erst nach zehn Uhr Gelegenheit gehabt, nachdem sie für die
Nachtruhe bereitgemacht worden war. Zu dem Zeitpunkt wäre sie meiner
Auffassung nach körperlich in der Lage gewesen, ihre Suite zu
verlassen, aber sie hätte damit rechnen müssen, jemandem zu begegnen.
Außerdem hätte sie einen Schlüssel gebraucht. Und wenn sie sich den vom
Schlüsselbrett im Büro genommen hätte, wäre der Alarm ausgelöst worden.
Der Lageplan des Manor zeigt, wie das Alarmsystem funktioniert. Die
Eingangstür, der Große Saal, die Bibliothek, Speisesaal und Büro sind
gesichert, im Westflügel verlassen wir uns auf Schloss und Riegel.
Abends bin ich für das Einstellen des Alarms zuständig, während meiner
Abwesenheit übernimmt Miss Cressett diese Aufgabe. Um elf Uhr schiebe
ich den Riegel vor die Tür zum Westflügel, außer ich weiß, dass noch
jemand draußen ist. Gestern Nacht habe ich wie üblich um elf
abgeriegelt und zugeschlossen.«
    »Wurde Miss Gradwyn bei ihrem vorbereitenden Besuch im
November ein Schlüssel für den Westflügel ausgehändigt?«
    »Sicher. Alle Patienten bekommen einen. Bei der Abreise hatte
Miss Gradwyn ihren Schlüssel versehentlich mitgenommen. Das kommt schon
mal vor. Sie hat ihn nach zwei Tagen mit einer Entschuldigung
zurückgeschickt.«
    »Und diesmal?«
    »Es war schon dunkel, als sie am Donnerstag angekommen ist,
und sie wollte nicht mehr in den Garten. Bei einem normalen Verlauf der
Dinge hätte sie heute Morgen einen Schlüssel bekommen.«
    »Und Sie halten ein Auge darauf?«
    »So gut es geht. Wir haben sechs Patientensuiten und sechs
nummerierte Schlüssel plus zwei Ersatzschlüssel. Da kann ich nicht für
jeden Schlüssel garantieren. Die Patienten, schon gar die
Langzeitpatienten, dürfen kommen und gehen, wann sie wollen. Ich leite
keine psychiatrische Klinik. Und sie kommen und gehen durch die Tür im
Westflügel. Die Angestellten haben natürlich auch

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