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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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Verbot augenblicklich um fünf weitere Jahre verlängert.
    Zwei Männer begleiteten mich zum Tor hinaus. Dort blieb ich stehen. Ich konnte nicht anders, ich musste noch einmal singen. Ich rief seine Herde, ich schrie nach ihnen. Aber sie hörten mich nicht. Hatten sie mich, den Sohn ihres einzigen Gottes, wirklich vergessen?
    Als ich nach Hause kam, hörte ich Geräusche aus dem Bad und sah Dani über das Klo gebeugt. Ich wusste sofort, dass ich das nicht sehen sollte, dass niemand das sehen sollte, dass ihr nicht einfach schlecht war oder sie zu viel getrunken hatte. Das hier war Danis Hölle.
    Ich schlich ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Ein paar Minuten später kam sie zu mir.
    »Ich habe dich gar nicht kommen hören«, sagte sie. »Wie war’s im Zoo?«
    »Ich habe Hausverbot.«
    »Im Zoo?«
    Dani lachte, und ich vergaß, was ich eben gesehen hatte. Ich vergaß es ihr zuliebe, oder mir zuliebe. Denn auch an den Höllenpforten kann man abgewiesen werden. Dann steht der eine draußen und der andere drinnen, und jeder weiß, wo der andere steht. Es ist einfacher, wenn man sich auf derselben Seite glaubt.
    Und dann stolperte Hendrik mit seiner neuesten Eroberung herein, eng umschlungen, ein zweiköpfiges Monster.
    Auf dem Tisch lagen Dutzende meiner Teufelsföten, und das Mädchen, sie hieß Line oder Tine, nahm eines der Wollpüppchen in die Hand. »Ist das süß.«
    »Ed schenkt dir sicher eins.«
    Ich wollte schon ja sagen, aber Dani war schneller.
    »Ich denke nicht, dass Eddy sie verschenkt, aber ich bin mir sicher, dass Hendrik dir eins kaufen wird, nicht wahr, Hendrik?«
    »Natürlich schenkt Ed ihr so ein Scheißteil.«
    »Nein«, sagte ich. Das war für Dani.
    Tine-Line sah verwirrt von einem zum anderen.
    »O.   K. Ed, und was soll so ein Ding kosten?«
    »9 Mark«, antwortete Dani, ehe ich auch nur Luft holen konnte.
    »Ich bezahle doch keine 9 Mark dafür. Ed, 9 Mark, das ist krank.«
    Dani zog einen Zehner aus der Hosentasche und drückte mir den Schein in die Hand.
    »Such dir eins aus«, sagte sie zu Tine-Line und verließ das Zimmer.
    Etwas änderte sich gleich zu Beginn des neuen Jahres, aber man konnte es nicht richtig festmachen. Man lachte nicht mehr ganz so gerne über sich selbst. Ein selbstbedrucktes T-Shirt war nicht mehr nur ein selbstbedrucktes T-Shirt. Es hatte Bedeutung, verkörperte etwas, und dieses Etwas ließ sich nicht in einem Wort ausdrücken. Es brauchte viele Worte, ernste Worte.
    Udo war der Vorreiter in unserer WG . Plötzlich wurden seine Hosen ernst. Groll verfasste weiter Gedichte und lachte wie eh und je. Hendrik brachte noch immer jeden Abend eine andere Frau mit nach Hause, und Dani konnte nicht aufhören, ihn zu lieben. Ich fing wieder mit dem Rauchen an und sehnte mich nach Ganzheit. Je älter ich wurde, desto deutlicher spürte ich die Nahtstellen. Das namenlose Fleisch, die Schatten einer trompetenden Herde, Adam, das skandinavische Sperma. Ich wusste einfach nicht, welcher dieser tausend Flicken ich sein sollte.
    Udo gab mir die Adresse seines Therapeuten. Der Doktor hatte einen schweren Atem. Eine Art ständiges Schnauben, das mich bei meinem ersten Besuch fast wahnsinnig machte. Aber ich vertraute Udos Urteil und ergriff nicht sofort die Flucht.
    In der dritten Sitzung kamen wir auf Jack zu sprechen. Ich erzählte ihm eine ganze Menge über den King, auch über dessen Zorn. Obwohl ich wahrheitsgemäß erklärte, dass ich Jack nach seinen Wutausbrüchen nicht weniger liebte, dass mich seine Faust weder demütigte noch mir das Gefühl der Hilflosigkeit vermittelte, blieb der Therapeut skeptisch.
    »Was ist Ihr Lieblingsdessert?«, fragte er und setzte seine Brille ab.
    »Schokoladentorte.«
    »Sehen Sie, Herr Moss-Cohen, es ist, als bekäme man eine riesige, eine geradezu perfekte Schokoladentorte. Perfekt, aber dann landet eine fette Fliege darauf und beschmutzt die Torte. Wir können die Fliege nur aus einem bestimmten Winkel sehen. Die Frage ist, wollen Sie die Fliege überhaupt sehen? Wollen Sie erkennen, dass Ihr perfektes Dessert einen Makel hat? Wollen Sie verstehen, dass der Insektenkot Sie krank machen kann? Denken Sie darüber nach.«
    Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe ihm gesagt, dass mir die Fliege egal sei, dass ich mich glücklich schätzen würde, eine Schokoladentorte zu bekommen – vollgeschissen oder nicht –, denn die meisten Menschen bekämen nur trockenen Zitronenkuchen, der nicht mal nach Zitrone schmeckt.
    Das war das Ende

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