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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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mich mit meinen armen Schäfchen zurückgelassen. Die Glasfront zeigte mir ein Gesicht, das schon mal einem anderen gehört hatte.
    Zweimal war ich kurz davor, Haderberg nach Amys Nummer zu fragen. Zweimal täglich.
    ›Auf bald.‹
    Als ich gerade wieder in Gedanken mit Amy telefonierte, trat ein blasser Mann in den Laden und kam auf mich zu. Er war ein bisschen größer und ein bisschen älter als ich.
    »Bist du Eddy?«
    »Ja, ich bin Ed.« Eddy nannte mich schon lange niemand mehr.
    »Können wir kurz irgendwo in Ruhe reden?«, sagte er leise.
    Ina, die Aushilfe, war zu doof, um sie allein zu lassen, und außerdem führte ich in meinem Kopf gerade ein wichtiges Gespräch.
    »Was gibt’s denn?«
    »Es dauert nur ein paar Minuten, es ist wichtig.«
    »Kennen wir uns?«
    »Nein. Ich bin… Ich war Danis Freund.«
    Udo konnte nicht mit, weil er nach Paris musste, und Groll war spurlos verschwunden, also fuhren Hendrik und ich zu zweit in die Waldklinik. Wind drang durch die heruntergekurbelten Fenster. Es war inzwischen Hochsommer. Hendrik hatte seinen Jaguar gegen einen BMW getauscht und sich verlobt. Zum zweiten Mal.
    »Und dieser Typ, ihr Exfreund oder was, ist zu dir in den Laden gekommen?«
    »Ja. Dani hat ihm wohl von uns erzählt. Von Köln. Von der WG .«
    »Wie lange ist sie schon da drinnen?«
    »Fast drei Monate.«
    »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Über ein Jahr her.«
    »Und sie hat wirklich versucht…«
    »Ja, anscheinend.«
    »Hätte ich ihr nicht zugetraut. Groll ja. Aber Dani?«
    »Wieso Groll?«
    »Weiß nicht, Groll war ein Loser und wird immer einer bleiben. Das Arschloch schuldet mir noch zweihundert Euro.«
    Die Waldklinik lag fünfzehn Minuten vom Wannsee entfernt.
    Die Treppe hoch, einen verglasten Gang entlang, links herum und die zweite Tür auf der rechten Seite.
    Dani wirkte zerbrechlich in diesem weißen Bett. Sie richtete sich auf. Aus ihrer Verwirrung wurde ein Lachen, verlegen und unsicher. Hendrik streichelte ihr über den Kopf, und die Berührung ließ ihren Körper zittern, fast unmerklich. Es war also noch nicht vorbei.
    Ich sah es als meine Pflicht an, diesen Moment schnellstmöglich zu zerstören, richtete Dani schöne Grüße von Udo aus und erzählte ihr, dass Groll verschwunden sei.
    »Er hat mir geschrieben.« Sie griff nach einem Blatt Papier.
    »Was sagt er?«, fragten Hendrik und ich gleichzeitig.
    Dani räusperte sich und las uns Grolls Zeilen vor.
»Berlin, meine Starkstrom-Geliebte
Berlin, meine Starkstrom-Geliebte, so hat man dich genannt,
nicht Frau, Geliebte hat man dich genannt.
Immer werdend, niemals seiend.
Geliebte, an deiner Seite die Möglichkeit,
für immer frei zu sein.
Aber sie wollten sein und nicht nur werden.
Und haben dich gepackt und aus dir eine Frau gemacht.
Berlin, meine Starkstrom-Geliebte, so hat man dich genannt,
nicht Frau, Geliebte hat man dich genannt.«
    »Das ist alles? Ein Gedicht? Was für ein Verlierer«, sagte Hendrik und lachte. »Außerdem schuldet unser Poet mir noch zweihundert Euro.«
    Danis Gesichtsausdruck änderte sich, sie sah auf einmal sehr müde aus. Sie legte das Gedicht in die Schublade ihres Nachttischs und holte ihr Portemonnaie heraus.
    »Soll ich dir geben, von Groll.«
    Sie drückte Hendrik zwei Hunderter in die Hand. Wortlos steckte er sie in die Tasche und grinste.
    »So, Danilein, wann lässt man dich denn hier raus?« Wieder berührte seine Hand ihr Haar, aber dieses Mal regte sich ihr Körper nicht.
    »Wenn sie sicher sind, dass ich es nicht noch einmal versuchen werde.«
    »Aber das wirst du doch nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Dani, nur weil dir dein Leben manchmal sinnlos erscheint, musst du doch nicht…«
    »Nicht nur mein Leben.«
    »Was denn noch?«
    »Auch deins.«
    »Meins?«
    »Ja, deins, meins, Eddys. Das Leben, Hendrik, das Leben…«
    »Aber wieso meins?« Seine Stimme überschlug sich.
    Dani zog die Decke hoch.
    »Ich glaub, ich muss jetzt schlafen.« Und dann schloss sie ihre Augen.
    Schweigend liefen wir zum Parkplatz und stiegen in den BMW .
    »Dani ist manchmal echt zum Kotzen.«
    Ich sagte nichts.
    »Und eigentlich wundert es mich nicht, dass sie hier gelandet ist.«
    Ich hielt noch immer den Mund.
    »Bei aller Liebe. Ich lass mir von ihr nicht sagen, dass mein Leben sinnlos ist.«
    »Bei welcher Liebe, Hendrik? Bei welcher Liebe?«
    Ich lief zurück in die Klinik.
    Die Treppe hoch, einen verglasten Gang entlang, links herum und dann der Geruch von verlorenen

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