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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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Telefonat.
    Im Herbst 2002 hing Udos Unisex-Jeanskollektion in meinem Laden und verhalf TEUER zu noch mehr Ruhm. Die Föten verkaufte ich jetzt in bedruckten Beuteln und erhöhte den Preis auf 27   Euro 50. Internationale Modemagazine kamen in mein Geschäft, um über Udos Hosen und meine Monster zu berichten. Aus den Flicken wurde Ed M.C., der Besitzer von TEUER . Und jeden Tag zeigten mir tausend Spiegel sein bedeutendes Gesicht.
    Schon im nächsten Frühling stellten wir Udos zweite Kollektion vor: BLACK .
    Die Hosen wurden schwarz und noch enger. Um einen Kontrast zu schaffen, begann ich, weiße Föten herzustellen, die wie Leichen aussehen sollten, und legte sie zu zweit in einen Pappsarg. Um ihre nicht vorhandenen Hälse hing ein Schild: DEATH BY BLACK .
    Nicht nur ich hielt das für einen Geniestreich. BLACK und die Leichenföten verkauften sich so rasant, dass einem schwindelig wurde.
    Und dann kam der Juni, und dann kamst du, Amy. Die Luft roch nach Grillkohle und nach dem siegreichen Aufbegehren des Sommers, als ich dir auf Haderbergs Dachterrasse begegnet bin.
    »Das ist Amy.«
    Wir haben uns die Hände geschüttelt. Du hast neben Haderberg gestanden, und er hat für dich gesprochen.
    »Das ist Amy aus England.«
    »Amy ist Schauspielerin.«
    »Amy spielt die weibliche Hauptrolle in meinem Film.«
    Er hat von deinem Deutsch geschwärmt und erzählt, wie schwer es gewesen war, eine Irin zu finden, die Deutsch beherrschte. Und das hatten sie dann ja auch nicht, weshalb sie sich für dich entschieden haben. Für dich, die Engländerin.
    Haderberg entfernte sich.
    »Kann ich mich setzen?«
    Ich mochte deinen Akzent, der mich ein wenig an jemanden erinnerte.
    Worüber haben wir uns unterhalten? Über deinen Film wahrscheinlich. Und wenn ich in der nächsten Stunde aufgestanden und gegangen wäre, ich hätte dich vergessen und nie wieder an dich gedacht. Aber wir sind mit Udos Freunden noch was trinken gegangen. Auf einem wackligen Barhocker habe ich das erste Mal deine Augen richtig gesehen.
    Das linke war haselnussbraun, das rechte wesentlich dunkler. Mehr noch als dieser Kontrast hat mich die Abwesenheit meines Spiegelbildes getroffen. Weder das helle noch das dunkle Auge zeigten mir mein Gesicht. Amy, lösen wir uns auf, wenn uns niemand mehr sagt, wer wir sind, oder werden wir erst dann zu dem, was wir eigentlich sein sollten?
    »Also Edward, ich verstehe noch immer nicht, was du da genau herstellst.«
    Es war bereits mein dritter Versuch, dir meine Föten zu erklären. Ich war es gewohnt, dass die Leute mich und meine Monster ernst nahmen, aber du bist einfach immer wieder in schallendes Gelächter ausgebrochen. Ich war wirklich nah dran, wütend zu werden, doch dein Lachen klang so leicht. So lebendig. Und hatte ich nicht selbst, vor nicht allzu langer Zeit, über mich und die dicken Püppchen lachen können?
    Wir waren die Letzten, die die Bar verließen, und ich führte dich zu TEUER . Habe ich wirklich gedacht, dass ich dich beeindrucken könnte?
    Du hattest einen der Minisärge im Arm.
    »Die sehen aus wie tote Schafe. Also das machst du den ganzen Tag, Edward? Tote Schafe?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Das ist irgendwie traurig, oder?«
    Ich wollte mich verteidigen, wollte dir noch einmal sagen, wie viel Geld ich damit verdiente, dass italienische und französische Modemagazine mich interviewten, aber wieder zuckte ich nur mit den Schultern. Du hattest recht, tote Schafe sind irgendwie traurig.
    Du, Amy, und die leblosen Föten, ihr habt mich zum Weinen gebracht. Konntest du das hören, wie Ed M.C. ganz langsam einen Riss bekam?
    »Edward, warum weinst du denn jetzt?«
    Ich konnte dir nicht antworten, ich konnte einfach nur weiterheulen. Was hätte ich denn auch sagen sollen?
    Ich zerreiße?
    Du hast deinen Arm um mich gelegt und ganz leise ein Lied gesungen. Es war ein Lied aus deinem Film, in dem du, die Engländerin, eine Irin gespielt hast. Es war ein irisches Lied. Ich kannte es. Ich hatte es lange nicht mehr gehört, aber ich hatte es nicht vergessen. Wie von selbst fingen meine Füße an zu stampfen und meine Hände zu klatschen.
    Nach vier Zugaben wolltest du nicht mehr. Ich hätte die ganze Nacht weitermachen können.
    Zum Abschied hast du meine Hände genommen und sie geküsst. Amy aus England, du trugst einen Ring an deinem Finger, und deshalb musstest du meine Hände schnell wieder loslassen.
    »Es war ein schöner Abend, Edward. Auf bald.«
    Du bist in ein Taxi gestiegen und hast

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