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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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Sie war viel zu kurz. Aber du hast dich zu mir umgedreht und mich angelächelt. Du hattest mich also auch nicht vergessen.
    Auf der anschließenden Party standen andauernd irgendwelche Leute um dich herum, gratulierten dir und redeten auf dich ein. Ich habe mich an die Bar gesetzt und wieder gewartet. Und dann kamst du zu mir.
    »Heute Abend darfst du über mich lachen. Der Film ist genauso traurig wie deine Schafe.«
    Bevor ich etwas sagen konnte – und ich hätte dich angelogen und dir gesagt, dass der Film großartig sei –, brachst du in schallendes Gelächter aus.
    »Komm, Edward, lass uns woanders hingehen.«
    Amy, du hast mich geführt, ich bin dir nur gefolgt. Draußen schneite es, und unsere Zähne klapperten.
    »Hast du noch Zigaretten?«, habe ich dich gefragt, während wir am Straßenrand auf ein Taxi warteten.
    »Die Taschen voll.«
    Die Taschen voll. Warum hat mich dieser Satz direkt ins Herz getroffen?
    Wir lagen auf dem Bett deines Hotelzimmers. Zwischen uns der gesamte Inhalt der Minibar. Es war ein Nichtraucherzimmer, trotzdem standen ein Aschenbecher und Streichhölzer auf dem Nachttisch. So viel zur Logik dieser Welt.
    Der Rauch machte das Zimmer ein bisschen weniger anonym. Ein paar Tropfen Johnnie Walker liefen über dein Kinn.
    »War irgendwie klar, dass wir hier landen. Oder, Edward?«
    Du hast nicht auf meine Antwort gewartet, sondern dich ausgezogen. Alles. Auch deinen Ring.
    Ich habe dich wie ein Idiot angestarrt und nicht gewagt, dich anzufassen. Amy, ich wäre gegangen, wenn du mich weggeschickt hättest. Aber du hast mich zu dir gezogen, und unter der Berührung deiner nackten Hand begann ich zu zittern.
    Ich dachte, mein ganzer Körper würde wie eine schlecht genähte Decke einfach auseinanderfallen, sobald du mich wieder losließest.
    Du hast mich losgelassen. Mein Körper ist nicht auseinandergefallen.
    Wir rauchten die letzten Zigaretten und teilten uns das letzte Fläschchen Wodka Gorbatschow. Ich war nackt, und du hattest mein T-Shirt an.
    »Morgen wechselt jemand die Laken, bringt den Müll weg, und diese Nacht verschwindet einfach.« Deine Stimme klang so gleichgültig, Amy.
    Ich stand auf und knallte meine Faust gegen die Wand. Es tat weh, aber ich schlug nochmals, und noch einmal.
    »Spinnst du jetzt total? Was machst du da?«
    »Ich will ein verdammtes Loch hier reinschlagen. Damit etwas bleibt, Amy.«
    Du hast gelacht. Dein Lachen hat meiner Faust die Kraft genommen. Meine Hand schwoll an. Kein Blut, nichts Heroisches.
    »Edward, was hast du denn erwartet?«
    Der Ring wanderte zurück vom Nachttisch an deinen Finger.
    »Ich weiß es nicht.« Ich wusste es wirklich nicht, und weil ich keinen Ring hatte, den ich mir anstecken konnte, griff ich nach den Zigarettenschachteln. Beide waren leer. »Hast du noch welche?«
    »Nein.« Auch dein Nein klang gleichgültig. Amy, warum konntest du nicht noch einmal sagen: »Die Taschen voll.«
    »Edward, vielleicht gehst du jetzt besser. Ich bin müde.«
    Im Märchen ist es die Turmuhr, die um Punkt zwölf dem Zauber ein Ende setzt. In unserer Geschichte zeigten zwei Packungen Marlboro die magische Zeitgrenze an.
    So gefasst wie möglich stieg ich in meine Jeans.
    »Warte, dein T-Shirt.«
    »Behalt es.«
    »Nimm.«
    Du hast das T-Shirt ausgezogen und es mir hingehalten.
    »Ich schenke es dir.«
    »Edward, draußen ist es kalt.«
    »Dann nehme ich deins.«
    »Nein, Edward, meins war teuer.«
    »Meins auch. Behalte es einfach als Andenken.«
    »Edward, ich will es nicht.«
    Du hast es in meine Manteltasche gestopft. Wir umarmten uns zum Abschied. Nicht sehr lange und nicht sehr fest.
    »Wir sehen uns wieder«, hast du gesagt. Es klang wie eine Lüge.
    Unten im Hotel habe ich das T-Shirt für dich abgegeben und einen Zettel dazugelegt. »Damit etwas bleibt, Amy.«
    Am nächsten Tag hast du mich angerufen, um mir zu sagen, dass du gleich zurück nach England fliegen würdest und dass ich mein T-Shirt an der Rezeption abholen könne.
    »Du hast gesagt, wir sehen uns wieder.«
    »Edward, hör auf. So ist das Leben.«
    Wer, liebste Engländerin, hat dir diesen beschissenen Satz beigebracht?
    »Und gestern Nacht, warum…«
    »Lass uns nicht mehr darüber sprechen.«
    »Amy…«
    »Ja?«
    Ich konnte deinen Ring hören, der ungeduldig gegen den Hörer schlug.
    »Amy, bitte verschwinde nicht einfach so.«
    »Ich muss jetzt los. Pass auf dich auf, Edward.«
    Du hast aufgelegt, bevor ich auch nur auf Wiedersehen sagen konnte.
    Ich nahm mir frei. Ed

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