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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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weißen Pelzstola, stemmte ihre Hände in die breiten Hüften und rief: »Kinder, ist es nicht schön in Franks Polen?« Und dann schnatterten alle durcheinander.
    »Dame mit Pelz ist seine Frau«, sagte Janusz, der hinter mir stand.
    Die Gänse verschwanden im Haus, und kurze Zeit später tauchte Frank selbst auf der Terrasse auf. Sein schweifender Blick blieb an mir hängen, ich nickte und hob meinem Arm zum deutschen Gruß. Frank grüßte zurück und kam in gemächlichem Schritt auf mich zu.
    »Sie müssen Anton Richter, mein Rosenzüchter, sein?«, sagte er und lächelte. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Weibisches, etwas Weinerliches. Er wirkte leicht eingeschnappt, als ob ihn jemand die ganze Zeit ärgern würde.
    »Der bin ich, Herr Dr.   Frank.«
    Sein Anzug saß ein wenig eng. Franks dicker Bauch ruinierte den guten Schnitt des Dreiteilers. »Rosen«, sagte er seufzend, und dann begann er zu meinem Entsetzen, das Heidenröslein zu singen. Alle drei Strophen. Was sagt man, wenn der Generalgouverneur mit schöner Stimme und etwas zu viel Pathos Schubert zum Besten gibt? Man sagt gar nichts, man lächelt einfach bis zum Schluss.
    »Was denken Sie?«, fragte er.
    »Sie… Herr Dr.   Frank, Sie haben eine ausgezeichnete Stimme.«
    Frank lachte. »Vielen Dank, aber ich meinte die Rosen. Werden Sie blühen, Ihre Röslein?« Er deutete auf die eingetüteten Mütter.
    »Ich denke, ich hoffe… Im Herbst wissen wir mehr.«
    Er verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und neigte den Kopf zur Seite. »Ihre Arbeit übt eine starke Faszination auf mich aus. Früher, als Junge, habe ich mich mit der Zucht von Zierfischen beschäftigt.«
    »Wie interessant«, antwortete ich.
    »Ja, ich…« Dann erschien Brigitte Frank auf der Veranda und rief ihren Mann zu sich.
    »Herr Richter, Sie entschuldigen mich bitte. Wir werden unsere Unterhaltung sicher bald fortsetzen.« Der dicke Engel eilte zu seiner Frau.
    Janusz, der sich bei Franks Erscheinen verzogen hatte, stand wieder hinter mir. »Was denken Herr Richter, hat auch dieser Mann Ohren mit Knick?«
    »Nein, dieser Mann hat einen dicken Hintern und dicke Lippen.«
    Janusz lachte. »Und wenn dieser es hört, haut er Ihnen Kopf ab.«
    »Und deshalb lassen wir es ihn nicht hören.«
    »Herr ist wirklich seltsamer Deutscher, Herr Richter«, sagte Janusz.
    Bussler rief mich an, ich konnte durch das Telefon hören, wie er mit seinen biegsamen Fingern spielte.
    »Obersturmbannführer Giesel ist in Krakau, er wird dich und Bubi fürs Wochenende einladen. Komm bitte einen Tag früher, ich habe Neuigkeiten Ad… Anton.«
    »Geht es um…«
    Aber er ließ mich nicht ausreden. »Ich schicke dir am Freitagmorgen meinen Wagen«, sagte er und hängte ein.
    Die letzten Tage bis zum Freitag ging ich sowohl Bubi als auch Lena aus dem Weg. Ich blieb bis spätabends im Garten und machte kein Licht mehr an, wenn ich nach Hause kam. Täglich klopfte der Unterscharführer, aber ich antwortete nicht. Lena schob kleine Zettel unter meine Tür, die ich ungelesen wegwarf. Ich konnte nur an dich denken, Anna.
    Janusz und die anderen bemerkten meine Zerstreutheit, aber sie ließen mich in Ruhe. Tadeusz, der Mann mit den blühenden Händen, an dessen Rosen ich seit April herumpfuschte, lächelte mir aufmunternd zu. »Wird werden«, sagte er mit einem starken polnischen Akzent.
    »Tadeusz, du sprichst ja Deutsch.«
    »Bisschen«, antwortete er verlegen. »Klein bisschen.«
    Endlich kam der Freitag, und endlich kam Busslers Wagen. Ich zog gerade die Tür hinter mir zu, als Bubi auf mich zurannte. »Anton, wo warst du die letzten Tage?«
    »Viel zu tun gehabt. Ich muss los, Bubi, wir sehen uns morgen Abend in Krakau.« Ich wollte weiter, aber der Unterscharführer hielt mich am Ärmel fest.
    »Anton, ich muss mit dir reden, du musst mir helfen.«
    »Morgen, ja, versprochen, der Wagen wartet«, sagte ich und löste mich aus seinem Griff.
    »Anton…«, rief er mir hinterher.
    »Morgen, versprochen.« Ich drehte mich noch einmal um und winkte ihm zu. Was sah ich da in seinen Augen? Das Gefühl, das mich Edda nicht gelehrt hatte. Sie war nackt, diese violette Angst.
    Auf der Fahrt zur Sturmbannwohnung in Krakau vergaß ich Bubis Not, verschwand das Mitleid, das ich kurz für ihn empfunden hatte, verschwand alles. Nur du warst da, in meinem Kopf und überall, wo ich hinblickte.
    »Beruhig dich, Adam«, sagte Bussler, als ich keuchend vor ihm stand. Er nötigte mich, Platz zu nehmen, und während er die

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