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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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aufgestiegen waren, ging die Fahrt zügig weiter, die Kinder und Folkmar wurden bald schläfrig von dem andauernden Holpern des Wagens.
    Am Barfüßertor in Nordhusen wurden sie fast schon unfreundlich weitergewinkt, die Kinder in der Kutsche gaben den bewaffneten Torwächtern wohl keinen Anlass zur Sorge. Nachdem das Gefährt zunächst bergauf rumpelte, kam es auf den schmalen Wegen in der Nähe der Burg immer wieder zu Problemen, da viele andere Reisende mit ihren Wagen das gleiche Ziel hatten. Folkmar befahl schließlich dem Kutscher zu halten und an günstigerer Stelle auf sie zu warten. Das restliche Stück Weg über den Hof zum Königspalast würden sie zu Fuß gehen. Am Portal gab es eine freudige Überraschung: Die Versammlung der Kirchenfürsten fand öffentlich statt. Ein geschickter Schachzug, dachte Folkmar, so gewinnt Heinrich eventuell noch mehr Anhänger.
    Sie bekamen Plätze in der vordersten Reihe auf einem Podium im hinteren Teil des großen Versammlungsraumes, der das gesamte Untergeschoss des Palastgebäudes einnahm. Es roch nach rußenden Kerzendochten und harzigem Holz. Adele war zum ersten Mal auf der Königsburg. Ehrfürchtig still betrachtete sie die farbenfrohen Malereien an den Wänden, die abenteuerliche Kampf- und Jagdszenen aus dem Leben König Heinrichs I. darstellten. Das Sonnenlicht fiel schräg durch das Fenster gegenüber und ließ die tanzenden Staubteilchen über den Köpfen der raunenden Menschenmenge sichtbar werden. Wenig später beobachteten sie staunend den Einzug der mit prachtvollen Messgewändern und goldverbrämten Kaseln geschmückten Kirchenoberen. Der wegen seiner balkenförmigen schwarzen Augenbrauen sehr grimmig aussehende Erzbischof Ruthard von Mainz schritt allen voran zu einem kleinen Altar im vorderen Teil des Saales, wo er niederkniete und stumm betete. Die anderen Bischöfe nahmen in der frei gebliebenen ersten Reihe des Gestühles Platz.
    „Wo ist der König?“, flüsterte Adele an Folkmars Seite, auf dem Ende ihres blonden Zopfes kauend.
    Ihr Vater zuckte mit den Achseln. „Ich kann ihn nicht sehen!“
    Der Erzbischof hielt zunächst eine Messe ab, bevor die Herren sich anschickten, das Thema der Versammlung anzusprechen. Ruthard von Mainz verlas eine Erklärung, deren kompliziertes Latein die Kinder nur bruchstückhaft verstanden.
    Folkmar versuchte, ihnen das Wichtigste zu übersetzen: „Er mahnt noch einmal zur Einhaltung des Gottesfriedens. Vom Sonntage vor dem Fasten bis zum Sonnenaufgang am Montage der Pfingstoktave sollen die Waffen ruhen, ebenso vom Donnerstag vor dem Advent bis zum Montag der Epiphaniasoktave.“ Folkmar flüsterte halblaut und bemerkte, dass auch die einfachen Handwerksleute hinter ihnen begierig lauschten, offenbar waren sie des Lateinischen nicht mächtig und froh, einen Übersetzer vor sich zu haben.
    „Jetzt zählt er noch die anderen Tage auf, an denen der Gottesfrieden gilt: Die Marien- und Apostelfeste, ihr kennt sie selbst, und schließlich alle Wochen vom Donnerstagabend bis zum Montagmorgen.“
    Adele krauste ihre Stirn: „Da bleiben nicht viele Tage übrig, die zur Fehde benutzt werden dürfen!“ Der Handwerksmeister hinter ihr lachte leise und sie schwieg peinlich berührt.
    Die klare und machtbewusste Stimme des Erzbischofs war bis in die letzte Reihe der voll besetzten Halle deutlich zu hören, Ludwig und Adele sahen von ihrem Platz aus viele andächtig lauschende Menschen. Wie viele davon die lateinischen Worte jedoch wirklich verstehen konnten, war nicht ersichtlich.
    Die Stimme hob sich zu einem zornigen Satz, den der Erzbischof förmlich ausspie. Ludwig blickte seinen Vater fragend an.
    „Er sagt, dass kirchliche Ämter nicht durch weltliche Herrscher vergeben werden sollten.“
    Die Würdenträger, welche die vordersten Reihen besetzten, nickten zustimmend, ihre hohen Bischofsmützen schwankten dabei gefährlich.
    „… verdammt sein soll auch die Ehe von Priestern …“, übersetzte Folkmar flüsternd.
    Nun erhoben sich alle anderen Bischöfe und gelobten in einem feierlichen Versprechen dem Erzbischof die Treue.
    „Wo ist der König?“, fragte Adele halblaut in die ehrfürchtige Stille hinein, die sich nach dem Gelöbnis der alten Mauern bemächtigte. Ihr Bruder knuffte sie erbost in die Seite, froh darüber, ihr den schmerzhaften Stoß vom Morgen zurückzahlen zu können. Sie schwieg erschrocken und warf ihm nur einen giftigen Blick zu. Folkmar konnte die Frage selbst nicht beantworten, hatte er

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