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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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energische Rufe aufgefordert wurden, erneut anzuhalten und den Weg zu räumen. In halsbrecherischem Tempo ritt die Eskorte des Königs an ihnen vorbei, in der Mitte konnten sie Heinrich selbst erkennen. Ganz so bescheiden wie während seines Auftrittes war er nun nicht mehr gekleidet, sein Reitgewand aus feinem Leder verriet einen teuren Schneider und auch das Zaumzeug seines Pferdes wirkte nicht wie das eines einfachen Bauern. Der blasse Jüngling mit der etwas zu groß geratenen Nase und dem dünnen roten Haar würdigte die Gruppe am Straßenrand keines Blickes und machte einen sehr selbstzufriedenen Eindruck.
    „Er ist hässlich!“, vernahm Folkmar Adeles mürrischen Kommentar, als die Staubwolke hinter der Truppe sich legte und sie sich allmählich wieder in Bewegung setzten.

    „Er kommt für dich sowieso nicht in Frage!“, konterte ihr Bruder.
    Folkmar kam diesmal mit erhobenem Finger dem Knuff in die Rippen zuvor und machte endlich seinem Herzen Luft: „Er war enttäuschend!“
    „Sag ich doch!“, murmelte Adele, doch Ludwig horchte auf und fragte: „Warum? Weil er wie ein Weib vorm Altar geweint hat?“
    „Nicht wegen der Tränen an sich, aber es wirkte alles so gestellt, als hätte er diesen Auftritt vorher einstudiert, um die Menge zu überzeugen und für sich zu gewinnen.“
    „Das scheint ihm auch gelungen zu sein, bis auf eine kleine Ausnahme“, stellte Ludwig mit einem Seitenblick auf seine Schwester fest.

    Folkmar winkte ab, er war des lästigen Dauerstreites der Geschwister müde. „Ich hatte so viel von ihm und dieser Versammlung erwartet! Doch es fiel kein einziges klärendes Wort über den Einsatz der Bischöfe. Wieder nur Forderungen, ohne klare Ergebnisse. Niemand sprach vom Verbleib des Kaisers. Statt dessen Ermahnungen über den Gottesfrieden, an den sich sowieso niemand hält, schon gar nicht der König!“
    „Es bleiben 30 Wochen!“, platzte Ludwig heraus. Als Vater und Schwester verdutzt schwiegen, fügte er triumphierend hinzu: „Ich habe nachgezählt während der endlosen Rede des Bischofs. Es bleiben 30 Wochen im Jahr, an denen der Gottesfrieden nicht gilt! Diese Wochen haben jedoch nur jeweils vier Tage, denn ab Donnerstag sollen die Waffen ruhen. Somit kann an 120 Tagen gestritten werden!“
    „Doch so viel!“, staunte Adele und Folkmar lachte bitter.
    „Selbst diese vielen Tage reichen manchen Herren nicht aus für ihre Fehden. Was meint ihr, wie oft Heinrich IV. dieses Gesetz übertreten hat?“
    Die Kinder wussten ihm nichts zu antworten. Und so versank die kleine Reisegesellschaft in brütendes Schweigen, jeder hing seinen Gedanken nach und das rumpelnde Gefährt bewegte sich in Richtung der schnell sinkenden Sonne. Sie schafften es gerade noch, vor Anbruch der Dunkelheit auf Lare zu sein.
    Dort saß Folkmar müde vor seinem Nachtmahl, Adele und Ludwig hatten das Reden übernommen. „Stellt Euch vor, Mutter, der König war gekleidet wie ein Bauer!“ Ludwig riss ein großes Stück vom Roggenbrot ab und tauchte es in die Truthahnsoße.
    „Aber nur in der Versammlung! Als er an uns vorbeiritt, sah er wieder aus wie ein richtiger König“, ergänzte seine Schwester, die unlustig an einem Haferkuchen knabberte.
    „Doch der Erzbischof, der sah wahrhaft prächtig aus, lauter Gold hatte er an seinem Messgewand!“
    Adelheid hörte geduldig zu und warf ab und an eine Frage ein, bis die zwei sich ins Bett verabschiedeten. Dann setzte sie sich zu den Männern im Saal, die bereits ungeduldig darauf warteten, dass Folkmar endlich die wichtigen Dinge der Synode zur Sprache brachte. Nachdem er geendet hatte, brach eine aufgeregte Diskussion los.
    „Kein klärendes Wort über die Einsetzung von Bischöfen?“ Robert schüttelte missmutig den Kopf. „Wie lange soll sich dieser Streit denn noch hinziehen?“
    „Was wird nun aus dem Kaiser? Hält er ihn noch immer gefangen?“, fragte Johannes, der am späten Nachmittag vom Straußberg gekommen war, um eventuelle Neuigkeiten zu erfahren.
    „Es sieht ganz so aus. Natürlich hat er kein Wort darüber verloren, wo er seinen Vater gefangen hält. Dazu ist er zu schlau.“
    „Von mir aus kann der windige Kaiser bleiben, wo er ist. Waren wir nicht froh, ihn los zu sein?“ Gottschalk von Wisedendorf, Folkmars väterlicher Freund, ärgerte sich über das Mitleid gegenüber dem alten König.
    „Bei ihm wussten wir aber wenigstens, woran wir waren. Er hat uns hier auf Lare schalten und walten lassen, wie wir wollten. Was jetzt

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