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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Bengar, böser Bengar!“
    „Ich heiße Be-rin-gar, du dummes Kind!“
    Helisendes Geschrei steigerte sich zu einem Sirenengeheul, das die im Saal arbeitenden Mägde genervte Seufzer ausstießen ließ. Der Waffenschmied Ansgar, dessen Werkstatt dem Ort des Geschehens am nächsten war, trat mit seiner hünenhaften Gestalt in die Tür, holte tief Luft und ließ ein donnerschlagartiges „Wollt ihr wohl Ruhe geben?“ über den Hof schallen.
    Bruder und Schwester stoben erschrocken auseinander. Das schwarze Holzpferd mit dem schwer auszusprechenden Namen blieb unbeachtet auf dem Kalksteinpflaster liegen.
    Adelheid hatte vom Fenster ihres Schlafgemaches aus den letzten Teil des Streites verfolgt und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Wir müssen uns wegen Helisende unbedingt etwas einfallen lassen. Ihr Temperament ist nicht mehr zu zügeln. Sie ist erst vier, aber Beringar hat bald keine Chance mehr gegen sie. Wie soll das nur weitergehen?“
    Folkmar räkelte sich ein letztes Mal, gähnte und grinste sie schief an: „Die beiden sind wie du und ich. Er kann nur versuchen, sie mit Worten zu besiegen!“
    „Wie meinst du das?“, fragte Adelheid gefährlich leise und griff nach einem Daunenkissen, das in der Nähe lag.
    „Nun, du weißt doch, dass du am Ende auch immer alles kriegst, was du willst, obwohl ich älter bin als du!“ Im letzten Moment wich er dem Kissen aus, das federstiebend neben ihm auf das Lager plumpste.
    „Jetzt scher dich aus dem Bett, die Synode beginnt sonst ohne dich!“
    „Ich dachte, wir könnten noch …?“
    „Wir könnten schon, aber dann musst du Thymbos reiten, um pünktlich in Nordhusen zu sein. Soll ich ihn satteln lassen?“ Ein schelmisches Grinsen lag auf ihrem Gesicht.
    „Um Himmels willen, nein! Auf dem Leibhaftigen reiten? Niemals! Es lebe die rumpelnde Kutsche.“ Ächzend kroch er aus dem Bett und griff nach seinen Unterkleidern. Reiten war ihm nach wie vor ein Gräuel, zumal sein rechtes Bein mit zunehmendem Alter immer mehr Probleme bereitete. Und Thymbos war der Sohn von Diabolus, was zwar für den Hengst sprach, aber nicht unbedingt bequemes Reiten garantierte.
    „Sind Ludwig und Adele fertig? Ich möchte nicht auf sie warten müssen!“ Sorgfältig zog er seine seidenen Beinkleider glatt.
    Adelheid lächelte. „Die stehen gewiss schon seit dem ersten Hahnenschrei unten im Saal und scharren ungeduldig mit den Füßen. Seit Wochen freuen sie sich auf dieses Ereignis!“ Sie reichte ihm seine rehbraune Hose, die in den Falten mit dunklen Streifen unterlegt war und sich über den Knien in modischer Weite plusterte. Er schnürte sie mit einem ledernen Gurt an der Hüfte fest. Ein helles Unterhemd aus feiner Seide und ein dunkelgrüner Leinenrock ergänzten das Bild. Adelheid betrachtete ihn still und bewunderte wieder einmal, wie gut er aussah. Zwar waren im hellen Haar hin und wieder ein paar silberne Strähnen zu entdecken, und um die Augen streuten sich kleine Fältchen wie Sonnenstrahlen, aber das machte ihn nicht weniger reizvoll. Er hatte ihren Blick bemerkt und drehte sich mit ausgebreiteten Armen langsam wie ein Gockel vor einer Henne.
    „He, alter Mann, bilde dir nur nichts ein!“, prustete sie.
    Er packte sie an den Armen und zog sie zu sich heran. „Ich bin erst fünfundvierzig, und wenn du denkst, ich bin alt, dann werde ich das Risiko auf mich nehmen, danach den schwarzen Teufel satteln zu lassen und den Kindern hinterherzureiten!“ In seiner Stimme lag dieses wohlige Schnurren, dem sie normalerweise nicht widerstehen konnte, doch heute blieb sie eisern.
    „Schluss jetzt! Du musst los! Schließlich willst du doch bei König Heinrich V. nicht ins schlechte Licht rücken, indem du als Letzter den Saal betrittst? Immerhin ist er der aufgehende Stern am Himmel all jener, die seinen Vater gehasst haben. Dabei hat er ihn elendig verraten, wofür er eigentlich auf den Richtblock gehört!“
    Spätestens jetzt beeilte sich Folkmar wirklich, denn wenn Adelheid mit ihrer Treue zu Heinrich IV. ins Reden kam, fand sie kein Ende. Oft genug hatten sie endlose Debatten über das Für und Wider der königlichen Politik geführt und keine Einigung gefunden.
    Unten im Saal stand sein Frühstück bereit und tatsächlich saßen daneben auf der Bank seine beiden ältesten Kinder, sichtbar aufgeregt und fein herausgeputzt für die Reise zur Burg Nordhusen.
    „Vater, wo bleibt Ihr? Wir warten bereits sehr lange!“ Adele, die eigentlich wie ihre Mutter Adelheid hieß, aber

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