Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Waffenschmied hast du anscheinend einen goldenen Griff getan!“
„Er hat sein Handwerk bei einem Normannen gelernt, die verstehen was vom Schmieden. Hier, sieh dir das einmal an!“ Folkmar langte in eine Ecke des Regals und zog ein zweischneidiges Schwert hervor, das am hinteren Ende etwas anders aussah als die regulären Hiebwaffen dieser Art. Zusätzlich zum üblichen konisch zulaufenden Griff mit einem abgeplatteten Knauf am Ende, der verhindern sollte, dass die Waffe dem Kämpfer aus der Hand glitt, hatte dieses Kurzschwert noch einen halbrunden, fingerstarken Bügel, der sich wie ein kleiner Steigbügel vom Knauf bis zum Ansatz der Schneide schwang.
Verwundert betrachtete Johannes dieses sonderbare Metallstück und plötzlich leuchtete sein Gesicht auf. „Was für ein kluger Einfall!“, rief er aus. „Der Bügel schützt die Schwerthand vor Hieben!“
„Richtig!“, nickte Folkmar, etwas enttäuscht darüber, dass Johannes das Rätsel so schnell gelöst hatte. „Sobald Ansgar Zeit hat, will er diese Bügel an alle Schwerter anschweißen.“
„Ich werde unseren Schmied wohl zu eurem Ansgar in die Lehre schicken müssen, denn das ist wirklich eine sehr nützliche Sache.“
Die Tür öffnete sich knarrend und Ludwig trat ein, gefolgt von einem Mann, der eben eingetroffen sein musste, denn er trug noch einen dicken Mantel mit einem Fuchskragen und pelzverbrämten Ärmeln. An seinem dunkelblonden Vollbart saßen Eiskristalle und seine Nase schimmerte blaugefroren.
„Herzog Lothar!“, rief Folkmar erfreut und ging ihm mit ausgestreckten Armen entgegen. „Willkommen!“
Lothar von Supplinburg begrüßte die beiden Männer mit knappen Worten, wobei er Johannes argwöhnisch musterte.
„Mein Nachbar und der Neffe meiner Gemahlin: Johannes vom Straußberg. Er ist mein Schwiegersohn“, erklärte Folkmar eilig, nachdem er den Blick richtig gedeutete hatte.
Lothar nickte beruhigt und kam sofort zur Sache: „Es gibt Neuigkeiten. Heinrich hat Erzbischof Adelgot seines Amtes enthoben, nachdem er erfahren hat, dass dieser dem jungen Wiprecht auf Loburg Asyl gewährt. Gleichzeitig …“ Er hob seine Rechte, die noch immer in dicken Pelzhandschuhen steckte, um den empörten Ausrufen Folkmars Einhalt zu gebieten, denn er hatte noch mehr zu berichten. „Gleichzeitig hat er den Sachsen den Krieg erklärt! Er ruft die ‚Verächter des Reiches’, wie er uns bezeichnet, für den zehnten Februar zur Schlacht am Welfesholz.“
Folkmar und Johannes schwiegen, sie brauchten Zeit, um diese neue Ungeheuerlichkeit zu verarbeiten. Eine offene Schlacht! Endlich die Möglichkeit, auf die sie seit Jahren hingearbeitet hatten!
„Er muss unsere Stärke erheblich unterschätzen! Sonst würde er es nicht wagen …“ Johannes schüttelte verwundert die roten Locken auf seinem Kopf.
Eine hell bimmelnde Glocke rief zur Mahlzeit in den Saal. Bevor sie die Kammer verließen, hielt Folkmar die Männer noch einen Moment zurück. „Es wird am besten sein, wir behalten diese Neuigkeiten vorläufig für uns. Lasst uns die Freude an der Hochzeit unserer Kinder nicht durch Kriegsgerede vergällen! Besonders die Frauen würden sich unnötig ängstigen …“
Als sie die wenigen Stufen zum Saal hinaufgingen, schwärmte Johannes erneut von den Künsten des Lareschen Waffenschmiedes. Vom Himmel fielen vereinzelt weiße Schneekristalle, die sich wie feines Salz auf den Zinnen niederließen, bevor sie vom nächsten Windstoß in den Burghof hinuntergefegt wurden.
Der nächste Morgen versprach offenes Wetter und tatsächlich strahlte die Sonne gleißend hell auf das schneebedeckte Land, wobei nicht nur sie so manches Auge unverhofft zum Tränen brachte. Folkmar wischte ein paar Mal unauffällig über die Augenwinkel, als er seine festlich gekleidete Tochter neben dem jungen Johannes über den Hof kommen sah. Er erwartete sie an der Kirchenpforte, um sie zu ihrem Platz vor dem Altar zu führen. Die kleine Kirche war im letzten Jahr endlich gründlich renoviert worden und erstrahlte auch von innen in hellen Farben. Pater Julius führte die übliche Zeremonie durch und segnete den Bund der beiden jungen Leute. Adelheid musterte ihren zukünftigen Tochtermann besorgt. Ohne seinen Pelzmantel zeichneten sich die Schulterknochen unter der hellen Suckenie ab und der Ring, den er von Adele zur Bekräftigung des Bündnisses auf den Finger gesteckt bekam, drohte sofort wieder herunterzurutschen.
Als Adelheid sich zu Magdalena umwandte, erschrak
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