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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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mussten um Sohn und Mann fürchten. Nicht einmal Folkmar war diesmal zu halten gewesen.
    „Dieses Mal muss es gelingen, Adelheid. Jede Schwerthand wird gebraucht, auch die von einem Hinkefuß. Ich bin verpflichtet, versteh mich bitte! Ich könnte niemandem von meinen Männern wieder in die Augen sehen, würde ich erneut hierbleiben.“
    Oben auf der Mauer stand Adele auf Helisende gestützt und weinte sich die Augen aus. Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben musste sie sich wirklich sorgen. Auch ihr Liebster saß auf einem der mächtigen Schlachtrosse, die jetzt im Morgendunst zwischen den Bäumen verschwanden. Wieder einmal hieß es warten für die Frauen von Lare und die wenigen Männer der Besatzung, die zum Schutze der Burg zurückgeblieben waren. Wieder einmal blieb ihnen nichts weiter zu tun, als Verbandsmaterial anzufertigen und Heilkräuter zu sortieren.
    Für das Gesinde dagegen begann ein ganz normaler Arbeitstag. Während Adelheid mit Magdalena über die Vorburg zurücklief, hörten sie die Schafe blöken und Schweine hungrig grunzen. Schon das Klappern der Eimer genügte, um sie an die steinernen Futterraufen zu bringen. Die Mägde liefen mit Melkeimern zwischen Kuh- und Ziegenstall und der Milchstube hin und her. Gänse, Enten und Hühner schnatterten und gackerten wild durcheinander, während sie sich auf die Getreidekörner stürzten. Zwei junge Knechte fuhren große Fuder Mist aus den Ställen und hinterließen tiefe Spuren im frischen Schnee, während andere Arbeiter gelbes Stroh mit zweizinkigen Gabeln vom Strohboden herunterwarfen. Der Marschalk, unterwegs zu den Zuchtpferden, die wie ein Schatz gehütet wurden, grüßte ehrfürchtig im Vorübergehen. Zwei Mägde schleppten vorsichtig volle Eimer in die Butterkammer, ein Küchenmädchen mit einem großen geflochtenen Weidenkorb auf dem Rücken lief eilig hinüber zum Hühnerstall, um die tägliche Ration Eier abzuholen.
    „Es schmerzt mich, diese Alltäglichkeit zu sehen, während unsere Männer vielleicht in den Tod reiten. Müsste nicht alles den Atem anhalten und untätig verharren, bis sie unversehrt wieder hier sind?“ Adelheid stand am Pferdestall und beobachtete das geschäftige Treiben auf der Vorburg mit ungläubigen Augen. Einige Fronbauern in groben Wollmänteln schaufelten den Schnee auf Schleiftragen, um diese dann in Richtung Tor zu zerren und am Burggraben abzuschütten.
    Magdalena fasste sie am Arm und antwortete mit leiser Stimme: „Ich erinnere mich an den Tag, als ich zum ersten Mal über diesen Hof ging. Ihr habt mir die Gössel gezeigt, die wie kleine Knäuel aus gelber Schafwolle durch das frische Gras wuselten. Ihr habt es gut gemeint, wolltet mich ablenken. Damals habe ich dasselbe gedacht: Warum stehen nicht alle still, während du um deine Mutter trauerst? Warum tun sie so, als wäre nichts geschehen?“
    Sie schwieg eine Weile, dann fuhr sie fort: „Es ist wie in einem Ameisenhaufen. Zertretet eines der vielen Tierchen, die anderen rennen umso schneller weiter, ungerührt vom Schicksal ihres Kameraden.“
    Schweigend gingen die beiden Frauen über die Brücke zum Palas hinüber, jede versunken in ihre eigenen Gedanken, die sich doch so ähnlich waren.
    Der Laresche Tross nahm nicht den direkten Weg nach dem Welfesholz, denn bei Wallhausen lagerte das königliche Heer und dem wollten die Ritter nicht vorzeitig begegnen. Die Berge des Vorharzes boten guten Schutz vor neugierigen Augen, zumindest dort, wo nicht bereits Festungen auf ihren Gipfeln für guten Ausblick sorgten. Allerdings war der Weg besonders für die mit den Rüstungen und Waffen beladenen Packpferde auch wesentlich mühsamer. So schafften sie am ersten Tag nur die Hälfte der Strecke und lagerten diese Nacht in einem kleinen Seitental des zugefrorenen Flüsschens Wippra. Am Abend vor dem für die Schlacht festgesetzten Tag trafen sie im Heerlager der thüringischen und sächsischen Fürsten ein und wurden mit lautem Jubelgeschrei von den bereits anwesenden Truppen begrüßt. In aller Eile zündete man weitere Feuer an, damit die Reiter sich aufwärmen und die nasse Kleidung trocknen konnten. Um die Pferde hatten sich die Knappen zu kümmern. Eine merkwürdige Stimmung lag über dem Tal, in dem Dutzende von hellen Feuern zwischen den Zelten brannten. Der von den weißen Hügeln ringsherum vielfach zurückgeworfene Schein der Flammen streute ein unruhiges Licht über die Senke. Das Stimmengewirr über dem Lager erinnerte an das Geräusch eines

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