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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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tun?“, flüsterte sie.
    Sie bekam keine Antwort. Als sie aufblickte, war der Pater bereits verschwunden.
    In den nachfolgenden Tagen brachten Boten, die als Krämer oder Bettler getarnt von Burg zu Burg zogen, weitere Neuigkeiten. Demnach war Wiprecht im Kampf verwundet worden und nach Burg Leisnig gebracht, wo er im Verlies auf seine Verurteilung wartete.
    „Dieser miese Kerl hält ihn auf seiner eigenen Burg gefangen!“, stöhnte Folkmar zähneknirschend. Beringar, der neben ihm im Saal über einen Bibeltext gebeugt saß, blickte irritiert auf.
    „Als Wiprechts Sohn ausgelöst werden sollte“, erklärte ihm sein Vater, „übergab der Fürst etliche Güter sowie die Burg Leisnig, um den König zu besänftigen. Graf Hoyer erhielt Leisnig vom König als Lehen und jetzt sitzt Wiprecht in seinem eigenen Burgverlies.“
    Beringar nickte geistesabwesend und antwortete: „Quod deus bene vertat!“
    Als sein Vater ihn verdutzt ansah, fügte er unnötigerweise die Übersetzung hinzu: „Was Gott zum Guten wenden möge!“ und konzentrierte sich wieder auf seine Bibel. Er musste den Text bis zum nächsten Tag übersetzen und konnte sich nicht auch noch um die Probleme anderer kümmern. Folkmar schüttelte den Kopf und sandte einen hilfesuchenden Blick zu Adelheid, die lächelnd abwinkte. Manchmal waren Beringars Gedanken nicht von dieser Welt.
    In der Woche vor Pfingsten erreichte sie die Botschaft, dass der König Fürst Wiprecht zum Tode verurteilt habe.
    „Er hat uns nicht verraten“, stellte Adelheid fest, während sie in der warmen Mittagssonne mit Folkmar die Pferdekoppeln inspizierte. Dank des edlen Blutes von Diabolus verfügte Lare inzwischen über eine hervorragende Pferdezucht, die auch in diesem Jahr wieder für einträgliche Nebeneinkünfte sorgen würde. „Sollten wir nicht versuchen, ihn zu befreien?“
    Folkmar schüttelte langsam den Kopf und Adelheid spürte, dass ihm dieser Gedanke auch schon gekommen war. „Wir haben immer den Standpunkt vertreten, dass das Schicksal eines Einzelnen dem Wohl der Sache unterzuordnen ist. Er würde eine Befreiung nicht erwarten und auch nicht dulden. Wir müssen uns auf das Wichtige konzentrieren, so hart das klingt.“
    Er strich einem besonders schönen falben Hengst, der neugierig herangaloppiert war, sanft über die Nase. „Außerdem bin ich sicher, dass der König sein Urteil nicht vollstrecken lässt. Das wagt er nicht. Er will uns nur aus den Schlupfwinkeln locken. Ich denke, es handelt sich um eine Falle. Gottschalk und Lothar glauben das übrigens auch!“
    „Woher weißt du das? Du hast sie lange Zeit nicht gesehen!“, fragte Adelheid erstaunt und zummelte eine hartnäckige Klette aus dem langen Schwanzhaar des jungen Hengstes. Sie hasste es, wenn sie nicht über alles im Bilde war.
    Folkmar grinste spitzbübisch. „Der fahrende Sänger gestern hat es mir geflüstert!“
    „Er war ein Bote?“
    „Warum nicht?“
    „Er konnte sehr gut singen!“
    „Er war tatsächlich Sänger! Was ist daran so erstaunlich? Ich kann schließlich auch singen!“, protestierte Folkmar.
    „Beweise es!“, befahl Adelheid, obwohl sie längst wusste, dass er Recht hatte.
    „Was – jetzt und hier?“
    Adelheid nickte. Erwartungsfroh setzte sie sich in das frische Gras neben der Koppel. Folkmar bückte sich und pflückte einen Grashalm vom Vorjahr, der einsam und verblichen aus dem jungen Grün heraus ragte. Er zog ihn prüfend zwischen den Fingern durch, als zähle er die Knoten, die den langen Halm widerstandsfähig gegen den Wind werden ließen. Dann kniff er die Augen zusammen, ein deutliches Zeichen dafür, dass er sich konzentrierte. Schließlich begann er mit klarer Stimme sein Lied zu singen, wobei er den Grashalm erneut durch die Finger gleiten ließ:
    „Mich hat ein Halm gestimmt so froh,
er gibt, dass ich Gnade finde.
Ich maß dasselbe kurze Stroh.
Nun höret und merket, das ging so:
Sie tut, sie tut nicht, sie tut …
Egal wie ich’s maß, das Ende war gut.
Das tröstet mich, doch gehört auch Glauben zu!“
    Stolz wie ein Knabe nach seinem ersten siegreichen Turnier blickte er sie an. Adelheid lachte glücklich. „Was sagt dein Halm? Tut sie oder tut sie nicht?“
    Er betrachtete die gewachsenen Knoten, deren Anzahl über Liebe oder Leid entscheiden sollte. „Fünf Knoten, edle Frau! Der Halm sagt, sie tut!“
    Vorsichtig sein steifes Bein nach vorn streckend, setzte er sich ins Gras und blickte in die strahlenden Augen seiner Gemahlin. Er sah nicht

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