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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Gerede, Ludwig würde keine Ruhe geben. Inzwischen waren viele der Waffenknechte dabei, das Schlachtfeld nach Verletzten abzusuchen oder ihre toten Herren zu bergen.
    Plötzlich blieb Ludwig stehen und fasste Johannes am Arm. „Salara! Er hat die Stute geritten, die genau wie der gute alte Diabolus auf Pfeifen reagiert. Meine Mutter hat ihr das beigebracht!“ Er spitzte die Lippen und stieß einen scharfen Pfiff aus. Beide lauschten, aber außer dem Gemurmel der Waffenknechte und dem Stöhnen und Wimmern der Verletzten konnten sie nichts hören. Ludwig pfiff noch einmal lauter. Ein entferntes freudiges Wiehern antwortete ihm.
    „Woher kam das?“, fragte Ludwig atemlos.
    „Von dem kleinen Hügel dort hinten am Wald. Kommt!“
    Gemeinsam rannten sie durch den blutigen Schlamm, stolperten mit müden Füßen über tote Körper, hilflos am Boden liegende Pferde, rutschten aus im stinkenden Schneematsch, stützten sich gegenseitig und liefen weiter. Am Hügel pfiff Ludwig noch einmal und das Wiehern schallte wesentlich lauter vom Kamm herunter. Mühsam erklommen sie den felsigen Hang, der zwar nicht besonders steil, aber wegen der Schneedecke gefährlich glatt war. Hinter einem dichten Weißdorngestrüpp entdeckten sie schließlich das Pferd, dessen Schabracke sich hoffnungslos in den Dornen verfangen hatte und das ihnen in seltsam verdrehter Stellung entgegenschielte. Salara hatte eine stark blutende Fleischwunde am Hals, die ihr sicherlich Schmerzen bereitete, denn sie rollte nervös mit den Augen und tänzelte trotz ihrer eingeschränkten Bewegungsfreiheit. Ihr Maul war mit Schaum bedeckt.
    Als sie näher kamen, stieß Ludwig einen unterdrückten Schrei aus. Johannes folgte seinem Blick und erkannte Folkmars Körper, der von der Schabracke fast verdeckt mit einem Fuß im Steigeisen unter der Stute hing. Während Johannes Salara hielt und sie beruhigte, hob Ludwig seinen Vater vorsichtig über die Schulter und drehte den Fuß aus dem Steigbügel. Er trug ihn zur Seite und legte ihn auf die Decke, die Johannes dem Pferd abgenommen hatte. Folkmar war zwar ohne Bewusstsein, aber er atmete. Er trug keinen Helm, offensichtlich war dieser verlorengegangen, als sein Pferd ihn kopfüber den Hügel hinaufgeschleift hatte. Seine Schläfe wies eine schwach blutende Prellung auf, die scheinbar von einem Stein oder Felsblock stammte. Dornen hatten seine Wangen und das Kinn stark zerkratzt. Ansonsten schien er unverletzt. Johannes schüttelte verständnislos den Kopf. War das Pferd mit ihm durchgegangen und war er erst hier oben gegen einen Stein geschlagen und ohnmächtig geworden? Aber Salara war eine ruhige und kampferprobte Stute, sie würde nicht so schnell in Panik geraten.
    Grübelnd luden sie den Verletzten auf das Pferd und führten es langsam den Hang hinunter. Am äußersten Rande des Schlachtfeldes fanden sie Folkmars Helm neben einer jungen Birke. Ludwig erkannte ihn sofort an der breiten und sanft geschwungenen Nasenschiene, auf der in feiner Gravur das Laresche Wappen prangte, ein Löwe mit hochgerecktem Kopf, die rechte Tatze herausfordernd vorgestreckt. Sein Vater hatte ihn von Gottschalk zum fünfzigsten Geburtstag als Geschenk erhalten. Er hob ihn auf und reichte ihn Johannes mit einem bedeutungsvollen Blick. Etwa zwei Fingerbreit neben dem über den Scheitel gezogenem verstärktem Kamm erkannten sie eine derbe Delle im Metall, wie sie nur eine kräftige Schwerthand bewirken kann.
    Johannes nickte. „Deshalb war er bewusstlos und rutschte aus dem Sattel. Salara lief vom Schlachtfeld und rettete ihm damit wahrscheinlich das Leben.“
    Es herrschte eine niedergedrückte Stimmung während der Rückreise, rechte Siegesfreude wollte sich nicht einstellen. Sie hatten die Verwundeten auf einem Karren so weich wie möglich gebettet. Trotzdem war die Fahrt über die schlechten Straßen eine Tortur für die Männer auf dem dicken Stroh. Mit zusammengebissenen Zähnen starrten sie in den grauen Himmel und klammerten sich an die Hoffnung, bald zu Hause bei ihren Lieben zu sein. In Ansgars Schulter steckte die abgebrochene Spitze eines Armbrustpfeils, die Gefahr des Wundbrandes stieg von Stunde zu Stunde. Dem schieläugigen Ritter war seine breite Nasenschiene nicht von Nutzen gewesen, ihm hatte ein sauber geführter Schwerthieb die rechte Hand abgetrennt. Er saß mit geschlossenen Augen rittlings an den Kutschbock gelehnt und hielt seinen mit blutigen Lappen verwickelten Stumpf wie einen Säugling im linken Arm. Zu seinen

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