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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Füßen lag Folkmar inmitten anderer ruhig und ohne Qualen, er war noch immer bewusstlos und spürte wohl keine Schmerzen. Johannes und sein Sohn trieben den Tross ohne Rücksicht auf die erschöpften Pferde an, sie wollten die verwundeten Männer so bald wie möglich in Magdalenas Händen sehen.
    Trotz allem mussten sie äußerste Vorsicht walten lassen, weiterhin konnten versprengte Truppen des Königs in der Gegend ihr Unwesen treiben. Zwar meldeten Späher, dass der größte Teil seines restlichen Heeres in Richtung Bayern geflohen sei, doch kam es nach einer Schlacht nicht selten vor, dass versprengte Truppen der Verlierer ihren ohnmächtigen Zorn an Schwächeren ausließen. Dennoch waren auch die Sieger dem Blutrausch verfallen. So wurden in den Tagen nach diesem Kampf etliche Harzburgen von den abziehenden sächsischen Heeren geschleift. Lothars Mannen fielen auf der Sachsenburg ein und zerstörten sie, noch bevor ihre Baumeister sie richtig vollenden konnten; die von Heinrich IV. errichtete Feste Falkenstein wurde dem Erdboden gleich gemacht. Und mit der Vernichtung von Wallhausen, seinem Sammelort vor der Schlacht, verlor der König einen weiteren strategisch wichtigen Punkt in Nordthüringen.

V orausgesandte Boten hatten auf Lare vom Ausgang der Schlacht berichtet. Als der Tross der Heimkehrer vom Bergfried aus endlich im Wippertal zu sehen war, hielt es Adelheid nicht mehr auf der Festung. Sie ließ schnelle Pferde satteln und ritt mit Adele und zwei Reisigen als Schutz den Männern entgegen. Am steilen Nordhang unterhalb der Feste wand sich eng am Berg ein steiniger Pfad, der in trockenen Zeiten, wenn die Zisternen der Burg versiegt waren, von den Eseltreibern mit ihren Tieren benutzt wurde, um Wasser aus dem Tal herauf zu schleppen. Daneben diente er den Bauern, die zur Fronarbeit kamen, unberittenen Boten und umherziehenden Händlern. Heute führte Adelheid die kleine Gruppe hier hinunter, denn dieser sehr unbequeme Weg bedeutete trotzdem eine wesentliche Abkürzung. Die massigen Pferde taten sich schwer auf der felsigen und abschüssigen Strecke, die durch den Schneematsch noch gefährlicher war als sonst und die Männer fluchten verhalten, wenn die Hufe ihrer Tiere keinen Halt fanden. Doch schließlich gelangten sie in kürzester Zeit zum Fuße des Bergsporns und saßen erleichtert wieder auf.
    An der Wipperfurt östlich der Dingstätte auf dem Georgenberg trafen sie endlich auf den Tross, der wegen des Wagens mit den Versehrten nur langsam vorankam. Adele sprang vom Pferd und riss ihren überraschten Johannes fast aus dem Sattel, tränenüberströmt und gleichzeitig lachend fiel sie ihm um den Hals. Adelheid dagegen musste sich ihrem Liebsten vorsichtiger nähern, wusste doch niemand, wie schwer seine Verletzung war. Auch ihr liefen Tränen über die Wangen, doch waren sie aus Sorge und Angst vergossen. Behutsam kletterte sie über die anderen Verwundeten hinweg und setzte sich neben Folkmar im Stroh nieder. Trotz der Decken, die Johannes über ihn gebreitet hatte, schien er zu frieren. Seine Lippen waren blau, dunkle Ringe lagen unter seinen fest geschlossenen Augen. Sie erinnerte sich sofort an die Zeit, als er bewusstlos in dem Krankenzimmer hinter der Kemenate gelegen hatte.
    „Wo ist Ludwig?“, rief sie Johannes zu, der von seinem Ross herab lächelnd die Wiedersehenszeremonie seines Sohnes mit dessen junger Frau beobachtete.
    Er richtete sich im Sattel auf und blickte sich suchend um. „Er sicherte den Tross hinten, aber da sprengt er bereits heran! So wie er reitet, muss es ihm gut gehen!“
    Tatsächlich kam fast im selben Moment Thymbos in einer Schlammfontäne neben dem Wagen zum Stehen. Er rollte ob des abrupten Halts empört mit den Augen und schnaubte wild. Mit seinem Temperament empfand er das Tempo des Trecks wahrscheinlich als Spazierritt. Ludwig klopfte ihm beruhigend den Hals. Der Hengst erkannte seine frühere Herrin auf dem Wagen und reckte den edlen Kopf erfreut über ihre Schulter. Sanft wehrte sie ihn ab.
    „Mutter! Seid gegrüßt! Ihr dachte mir schon, dass Ihr es nicht aushaltet auf der Burg.“
    „Wie geht es dir, mein Sohn? Ist deine Wunde ordentlich versorgt?“ Ihr Blick hing an dem Verband, der unter dem zerrissenen Ärmel seiner Tunika hervor schimmerte.
    Er winkte ab, während Thymbos unter ihm eine ungeduldige Drehung ausführte. „Halb so schlimm, ist nur ein Kratzer. Ich muss wieder nach hinten, der Teufelsbraten braucht Bewegung!“ So unverhofft wie er

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