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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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beugte sie sich über das Gewirr von Linien und Zeichen, das trotz seiner Unverständlichkeit eine strenge geometrische Ordnung hatte.
    Der Mönch tippte mit dem Zeigefinger in das große Viereck, das in der Mitte der Zeichnung dominierte. „Das ist die Kreuzgang, um die sisch alle Gebäude gruppieren: hier die Kirche, in Form eine Kreuz gen Sonnenaufgang gerichtet, im reschten Winkel dazu das Refektorium, das Skriptorium und – ganz in Osten von andere Gebäude vor das Wetter geschützt – das Dormitorium. Alles ist eine perfekte civitas quadrata et mensurata! “ Nachdem sein Finger die Rundreise durch das Liniengewirr beendet hatte, schaute er sie triumphierend an.
    Adelheid lachte verlegen. „Mein Latein ist etwas eingerostet, fürchte ich. Vielleicht noch einmal ein wenig langsamer?“
    „Oh, ich vergesse. Tut mir leid. Eine perfekte Stadt nach Maß und Winkel! Alles in reschte Winkel, hier ist Refek-… , also Speisesaal der Mönche. Hier kann noch hinzu ein Speisesaal für Konversen – wie heißt auf deutsch?“
    „Laienbrüder?“
    „Ja, genau. Und Skriptorium ist Schreibstube und Bibliothek, Dormitorium ist Schlafsaal.“ Sein Zeigefinger kreiste erneut über Linien und Vierecke.
    Adelheid nickte. Langsam erkannte sie die wohldurchdachte Ordnung in der Zeichnung der Klosteranlage. Die Küche lag zwischen den beiden Speisesälen, so dass die Mahlzeiten nur durch ein Fenster gereicht werden brauchten. Der Schlafsaal der Mönche befand sich vor kalten Ostwinden geschützt hinter den anderen Gebäuden, denn er wurde nicht beheizt. Es gab nur zwei Feuerstätten im Kloster: eine zwangsläufig in der Küche und eine weitere in einer relativ kleinen Aufwärmstube neben dem Refektorium. Alles war bequem vom Kreuzgang aus zu erreichen, unnötige Wege wurden vermieden. Die Kirche selbst hatte eine schlichte und gerade Form, es gab weder eine Apsis noch einen Turm.
    „Wo befindet sich die Glocke, die Eure Mönche zum Gebet ruft?“, wollte sie wissen.
    „Es gibt eine einfache hölzerne Reiter auf die Dach, der sie aufnimmt, eine Glockenturm ist nischt nötig. Auch verzichten wir auf prunkvoll farbige Glasfenster. Wie sagt die Offenbarung: omnia glorie eius ab intus – ihr ganzes Herrlischkeit liegt im Inneren.“
    „Womit Ihr sicher nicht das Innere der Kirche meint?“, vermutete Adelheid sarkastisch.
    „Nein, natürlisch nicht! Kircheninneres ist auch sehr schlicht, Inneres von Herz ist gemeint.“ Bernhard nahm ihren kleinen Scherz durchaus ernst und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust.
    Adelheid musste wieder lachen, dieser burgundische Mönch tat ihrer Seele richtig wohl.
    „Lieber Bruder Bernhard, wie gern würde ich mit Euch dieses Kloster bauen. Doch muss ich erst mein Land zurückgewinnen!“
    „Herzog Lothar ist eine kluge Mann, wird Eusch helfen ganz gewiss.“ Seine strahlende Miene drückte große Zuversicht aus, dann wurde sie plötzlich ernst. „Doch kann ich nischt mit Euch bauen diese Kloster! Muss sein ein Abt und zwölf Mönche, die bauen diese Kloster. Muss kommen von Mutterkloster, welches liegt in Altenfeld. Ist einzelnes Kloster der Zisterzienser in Deutschland.“
    „Einzelnes? Ihr meint sicher das Einzige!“
    „Ja, gibt nur einzige bisher, liegt in Sumpfgebiet an Rheinfluss. Wird es sein die Mutterkloster für alle anderen.“
    Plötzlich sprang die Saaltür auf und die kleine Gertrud kam direkt auf sie zu gerannt. Vor Bernhard stoppte sie und klammerte sich vertrauensvoll an sein Knie. Offenbar mochte auch sie den großen Mönch über alle Maßen. Sie war ein kleines, dünnes Mädchen mit hellen Haaren und schneeweißer Haut.
    „Kannst du mich verstecken?“, lispelte sie mit feiner Stimme und war im nächsten Moment unter der weißen Kutte verschwunden. Bruder Bernhard lächelte verlegen, trotzdem trat ein verschwörerischer Ausdruck in seine Augen, als Richenza in die Flügeltür trat und sich suchend umsah.
    „Gertrud?“, rief sie mit strenger Stimme. „Komm sofort her.“
    Bernhard grinste und beugte sich zur Tarnung über die Karte. Dabei murmelte er halblaut seiner Kutte zu. „Sitzt ruhig, Jungfer Gertrud, sonst isch werde lachen und Ihr wäret entdeckt.“
    Adelheid musste sich beiseite drehen, so stark war der Drang in ihr, laut herauszuprusten. Sie wollte nicht als Verräterin gelten. Richenza ging langsam an der langen Tafel entlang, wobei sie ab und zu einen Blick unter die Bänke warf. Vereinzelt saßen noch ein paar von den Edelleuten und

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