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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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hat, Euer Leibgedinge in Form von 32 Hufen Land und den umliegenden Dörfern vollständig an Euch zurückzugeben. Die Sache steht für Euch unter günstigen Zeichen, da der Heilige Vater in Rom itzo nicht gut auf König Heinrich zu sprechen ist. Nun hat mein Gemahl wichtige Nachrichten nach Rom bringen lassen und dabei auch von Eurer Angelegenheit berichtet. Es ist recht gut möglich, dass ein Erlass sogar aus Rom ergeht, Euch zu bevorteilen. In der Hoffnung, dass die frohe Kunde Euch bald erreichen möge, wünsche ich Euch Gottes Barmherzigkeit und übermittle Euch innige Grüße von unserem Bruder Bernhard. Richenza von Northeim“
    „Stell dir vor Ludwig“, sagte sie ehrfurchtsvoll zu ihrem Sohn, der neugierig darauf wartete, die Rolle selbst lesen zu können, „unsere Sache wird sogar vor Gelasius II. in Rom verhandelt werden!“
    Sie reichte ihm den Brief und machte sich sogleich daran, ein Antwortschreiben zu verfassen.
    „Falls der Bote nicht an den falschen Papst gerät!“, murmelte Ludwig, während er die Schrift überflog.
    „Du meinst diesen Gegenpapst, den Heinrich selbst eingesetzt hat? Welchen Namen haben sie ihm gegeben?“
    „Gregor VIII.“
    Adelheid seufzte. „Weißt du noch, Adele und du, ihr wart mit eurem Vater damals auf der Synode in Nordhusen. Dein Vater hatte so viele Hoffnungen in diesen neuen König gesetzt. Wer konnte ahnen, dass er dermaßen unfähig ist. Kein Stück ist er weitergekommen im Streit zwischen Kirche und Staat. Im Gegenteil. Das Land zerfällt ihm unter den Händen, überall Krieg und Verderben.“
    Ludwig nickte mit bitterer Miene. „Wer weiß, wie lange noch. Es heißt, Heinrich sei schwer krank. Geschwüre zerfressen seinen Körper. Vielleicht haben wir bald einen neuen, begabteren König.“
    Adelheid horchte auf. Etwas in seiner Stimme klang so freudig erregt, er sprach wie ein Kind, das ein großes Geheimnis verraten möchte, aber nicht darf.
    „Du meinst – Lothar wäre …?“
    Doch Ludwig schwieg und lächelte nur vielsagend, seine Augen allerdings leuchteten verheißungsvoll.

Anno 1125

    W arme Sommer vergingen in kühlen Herbststürmen, strenge Winter peinigten das Land und ein Jahr verscheuchte das andere. Trotz der vielen Hoffnungen, die in Adelheid erweckt waren, musste sie sich in quälender Geduld üben. Gott der Allmächtige rief seinen irdischen Stellvertreter Gelasius II. zu sich, bevor dieser eine Entscheidung in ihrer Sache treffen konnte und der Nachfolgepapst Calixtus II. wollte dem Kaiser Heinrich zunächst zuvorkommend begegnen. Er verhandelte in aller Ruhe und ohne Voreingenommenheit mit Heinrich V. und schien ihm vorerst wohlzuwollen. Der Kaiser triumphierte erneut und bereitete seine Rückkehr nach Deutschland vor. Allerdings war er tatsächlich schwer krank und seine Feinde verhielten sich abwartend. Die Zeit schien jetzt gegen Heinrich zu arbeiten.
    Inzwischen wurde Herzog Lothar besonders in Sachsen unter der Hand bereits als neuer König genannt. Der Kreis seiner Anhänger und damit auch sein Machtbereich wuchsen unversehens an.
    Doch allen Gerüchten zum Trotz blühte der schon totgesagte Kaiser noch einmal zu alter Stärke auf. Anno 1121 kehrte er nach Deutschland zurück, um in einem geschickten Schachzug auf dem Reichstag zu Würzburg mit den Reichsfürsten Frieden zu schließen. So mussten seine Gegner zwar keine Vergeltungsschläge mehr fürchten, waren nun aber auch verpflichtet, sich weiterhin ruhig zu verhalten.
    Anno 1122 gelang dem Kaiser gemeinsam mit Calixtus II. immerhin, woran fast niemand mehr geglaubt hatte: Sie beendeten den uralten Investiturstreit mit einem Kompromiss. Der Kaiser verzichtete auf sein Recht, als weltlicher Fürst Bischöfe einzusetzen. Er durfte nur noch bei ihrer Wahl anwesend ein. Sein von ihm ernannter Gegenpapst Gregor VIII. trat zurück und im Gegenzug wurde Heinrich wieder in die Kirche aufgenommen.
    Beobachter sahen im plötzlichen Unterhandlungswillen des Kaisers den schlüssigen Beweis dafür, dass Heinrich mit dem baldigen Tode rechnete.
    „Er hat Angst, im ewigen Feuer der Hölle zu schmoren“, spotteten seine Feinde. „Jetzt will er mit aller Macht seine Seele retten.“ Und wieder sollten sie sich täuschen. Zäh und rücksichtslos auch gegen sich selbst zog Heinrich, obwohl bereits von der tödlichen Krankheit gezeichnet, gegen Frankreich in den Krieg. Im frühen Sommer anno 1125 erlag er dann in Utrecht endlich seinem schweren Leiden.
    Es war, als ginge ein Ruck durch das Land,
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