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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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begeistert hinter den neuen Ideen standen, langsam von ihr Besitz nahm. Sie fühlte eine frohe und hoffnungsvolle Stimmung in sich wachsen, die ihr Mut und Zuversicht gab.
    „Und sie bekamen einen eigenen Namen: Sie nennen sich Zisterzienser. Es gibt drei wichtige Stützen auf die sich der neue Orden gründet: das göttliche Offizium, welches sich durch Kürze und Einfachheit auszeichnet, die lectio divina , also die geistlichen Lesungen und die labor manuum. “

    „Die Handarbeit!“, übersetzte Adelheid in wehmütiger Erinnerung an die Lateinstunden, in denen sie vor vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder Ludwig unter Pater Caesarius’ strengem Blick Vokabeln auf ihr Wachstäfelchen gekritzelt hatte.
    „Wir arbeiten alles in die Hand und haben keine lange Chorgebete mehr. Alles ist ganz einfach und schlicht, auch unser Bauten! Keine Malerei, keine bunte Fenster, keine kunstvolle und teure Steinschlägerei.“
    Adelheid lächelte wieder einmal über die lustige Ausdrucksweise des burgundischen Mönches.
    „Was führt einen Zisterziensermönch so weit weg von seinem Kloster?“, konnte sie sich nicht enthalten zu fragen.
    Bernhard beugte sich über den Tisch, um ihr zu antworten, denn der Lärm der anderen Gäste schwoll wieder einmal beträchtlich an. „Wir suchen tatsächlisch geeignete Land für neues Kloster, möglichst weit ab von menschliche Siedlung. Es ist ein Zeichen von die Herrn gewiss, dass ich treffe Eusch hier.“
    Richenza runzelte die Stirn und sah sich um. „Lasst uns in der Fensternische Platz nehmen, dort ist es ruhiger. Meine Anwesenheit am Tisch ist nicht mehr dringend erforderlich.“
    In dem geräumigen Erker gab es vor den mit einfachen kleinen Scheiben verglasten Fenstern eine halbrunde steinerne Bank, auf der sie sich niederließen. Tatsächlich waren sie hier etwas abgeschirmt vom Lärm der inzwischen zum größten Teil betrunkenen Edelleute. Doch bald spürte Adelheid die zugige Kälte vor den großen Fenstern, die am Rahmen nur notdürftig mit Werg abgedichtet waren, was besonders unangenehm war, nachdem sie vor dem Kamin so wohlig warm gesessen hatte.
    Bruder Bernhard berichtete mit Begeisterung, welche Erfolge der neue Orden bereits in Burgund erzielt hatte und mit welchem Elan er sich jetzt nach Osten hin ausbreitete. Er malte ein anschauliches Bild von weiten Pferdekoppeln und silbernen Fischteichen, blühenden Obsthängen und fruchtbaren Weinbergen, ja sogar von Erzminen weit unter der Erde und all das nur von den fleißigen Händen der Zisterziensermönche geschaffen.
    Als Adelheid später mit eiskalten Gliedern in ihrem Bett lag, wollte der lang ersehnte Schlaf nicht kommen. Zuviel neue Eindrücke schwirrten ihr durch den Kopf. Wenn jetzt Folkmar neben ihr wäre! Er würde ihre Füße wärmen und mit ihr gemeinsam das neue Kloster planen. Wie fröhlich er sein konnte, wenn er etwas Neues ausgeheckt hatte! Genau wie Richenza, so jung und unbeschwert.
    Irgendwann gegen Morgen gingen ihre Gedanken nahtlos in Träume über. Sie stand am Waldrand von Walkenried und sah weit über das sumpfige Tal hinweg. Überall bewegten sich weiße Flecken über das Gelände, die sie schließlich als Mönche erkannte. Sie hatten hölzerne Hacken in den schwieligen Händen und zogen mühsam Wassergräben in den morastigen Boden. Ihre Kutten trugen sie hochgeschürzt und sie wateten knöcheltief im kalten Wasser. Adelheid fühlte schmerzhaft die Kälte in ihren eigenen Beinen hinaufkriechen und sah an sich herunter. Auch sie war barfuß und der Boden unter ihr war morastig und weich. Plötzlich gab er nach und sie fühlte, wie ihr Körper langsam und unaufhaltsam einsank. Panisch blickte sie sich nach einem Halt um, doch kein kräftiger Baum, kein Busch, nicht einmal ein karger Strauch standen in der Nähe. Der eklige, nach Tod und Fäulnis stinkende Moder sog sie schmatzend in sich hinein. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, die Mönche auf sich aufmerksam zu machen, doch kein Laut drang aus ihrer Kehle. Als sie bis zur Hüfte im kalten Morast stak, hob einer der Mönche den Kopf, zog seine Kapuze aus dem Gesicht und winkte ihr zu. Es war Folkmar, der mit großen Augen traurig zu ihr herüber sah. Noch während sie erfreut die vertrauten und geliebten Gesichtszüge erkannte und Hoffnung schöpfte, wandelten diese sich plötzlich. Die leuchtend blauen Augen wurden grau wie Felsgestein und das liebe Gesicht verzerrte sich zu dem verwitterten Antlitz des Abtes von Huisburg, der in

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