Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
mir mit Bruder Altfried nicht verderben, oft genug hat er meinen Mitstreitern und Freunden sicheren Unterschlupf gewährt.“
Der schwarze Hund hatte sich neben Lothars Platz zusammengerollt und schloss zufrieden die Augen. Aus alter Gewohnheit kraulte ihm der Herzog den Kopf und wandte sich jetzt direkt an Adelheid. „Verkennt den Abt von Huisburg nicht, hohe Frau. Er ist wahrlich ein sehr halsstarriger Mann, aber hat er nicht mit dieser eisernen Beharrlichkeit auch dem Kaiser getrotzt, Eurem Mann und Eurem Sohn ohne zu zögern Asyl gewährt?“
Beschwichtigend hob er die rechte Hand, an der ein schwerer goldener Ring mit einem großen Smaragd in der Mitte funkelte. „Ich weiß auch, dass er in letzter Zeit das Kruzifix mit einem Zepter verwechselt. Die vielen Jahrzehnte, die er das Kloster führt, haben ihn den festen Boden unter seinen Füßen vergessen lassen. Er ist wie ein alter Hofhund, dem die Zähne wackeln und der umso bissiger um sich geifert. Doch muss ich ihn mit Samthandschuhen greifen, denn ich brauche ihn noch immer.“
Er schwieg nachdenklich. Ein Diener trat an seine Seite, neigte sich ehrerbietig herab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Lothar zog die Augenbrauen nach oben, warf einen schnellen Blick über die Tafel und erhob sich. Auch der Hund sprang sofort auf.
„Entschuldigt mich, eine dringende Angelegenheit! Ich werde Eure Sache“, er verbeugte sich höflich vor Adelheid, „welche nun wohl auch die Eure ist, Bruder Bernhard, auf keinen Fall vergessen! Dafür wird schon meine ehrwürdige Gemahlin sorgen, die tief im Herzen eine glühende Anhängerin der Reformbewegung unseres Bruders ist.“ Lächelnd küsste er Richenza zum Abschied auf die Stirn und eilte hinaus.
Die Reformbewegung? Adelheids Interesse war erwacht. Sie musste die Gelegenheit nutzen und mehr über diesen neuen Orden erfahren. Vielleicht war es ein Zeichen Gottes, dass er ihr den weißen Mönch vor die Nase gesetzt hatte?
„Erzählt mir mehr von den Clunyanern, Bruder Bernhard! Was hat es mit diesem Orden auf sich?“
Der Mann nahm einen gewaltigen Schluck aus dem Becher und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Bevor er beginnen konnte, kam Richenza ihm zuvor. „Lasst mich erklären, bitte! So könnt Ihr gleich prüfen, ob ich Euch richtig zugehört habe!“
Bernhard grinste und der Schalk saß wieder in seinen Augen. „Oh bitte sehr, wir werden machen eine strenge Prüfung Eures Wissens!“
Doch Richenza war schon zu sehr bei der Sache, um den Spott herauszuhören. „Cluny ist eigentlich nur für die Vorgeschichte des neuen Ordens wichtig. Ansonsten gibt es kaum noch Gemeinsamkeiten. Doch ich will trotzdem von vorn beginnen. Die Klöster sind bekanntlich im Laufe der Jahrhunderte durch Schenkungen oder Zugewinn aus ihrer Bewirtschaftung immer reicher geworden. Nachdem sich die Mönche infolgedessen einen recht weltlichen Lebensstil angeeignet haben und immer mehr die eigentlichen Aufgaben ihres Standes vergessen, gibt es Bestrebungen einzelner, dem entgegenzuwirken. Cluny war eines der ersten Klöster, in denen eine echte Veränderung des Lebens der Mönche stattfand. Doch dem Abt Robert von Molesme genügte das noch nicht. Er bemühte sich in seinem Kloster um ein strenges Ordensleben im Sinne der frühen Regeln der Benediktiner. Leider verfielen auch in diesem Haus die Sitten zusehends, sobald der wirtschaftliche Erfolg eintrat. Also verließ Abt Robert vor zwanzig Jahren mit seinen Anhängern das Kloster und gründete in Citeaux ein neues in abgeschiedener Lage, um dort hart zu arbeiten und streng asketisch zu leben.“
Adelheid unterbrach sie überrascht: „Er hat sein Kloster einfach verlassen?“
„Ja, ganz schön mutig, nicht wahr?“ Richenzas Stimme klang munter, als spräche sie über einen Spazierritt an einem schönen Frühlingstag.
„Ein Jahr später musste er auf die Befehl des Heiligen Vaters gehorschen und zurückgehen in Molesme“, mischte sich Bruder Bernhard ein.
„Doch das neue Kloster war fast fertig und es durfte bestehen, sein Prior übernahm die Leitung. Noch besser: Es wurde sogar vom Papst bestätigt und stand unter seinem Schutz!“, triumphierte Richenza.
„Die Kloster von Citeaux bekam neue Ordenssatzung, die ist sehr streng! Schenkungen sind verboten jetzt und Mönsche dürfen nur alles selbst in Hand arbeiten!“, ergänzte Bruder Bernhard mit leuchtenden Augen.
Adelheid spürte, wie der freudige Enthusiasmus dieser beiden jungen Menschen, die so
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