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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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das bis dahin träge wie ein schlafender Hund abgewartet hatte. Ende August wurde Lothar, wie nicht anders erwartet, von den deutschen Fürstenhäusern zum König gewählt.

N ie würde Adelheid den 13. September des Jahres 1125 vergessen. Es war ein wunderschöner sonniger Tag, über dem Vorharzland lag dieses besondere Flimmern, hervorgerufen durch das goldene Licht der Herbstsonne und tausender feinster Fäden in der klaren Luft, die nach Äpfeln und reifem Getreide roch. Ein Reiter galoppierte im scharfen Tempo über die Brücke, sein Pferd trug das Brandzeichen Huisburgs. Adelheid legte die Hand über die Augen, um sie vor der bereits recht tief stehenden Sonne zu schützen. Er sprang von seinem schaumbedeckten Hengst, der erschöpft den Kopf hängen ließ und überreichte der Herrin von Lare zwei Schriftrollen. Eine war mit dem Siegelabdruck des Abtes versehen, auf der anderen erkannte sie Lack und Zeichen ihres Sohnes Beringar.
    Nervös befahl Adelheid einem Knecht, Pferd und Reiter zu versorgen. Dann ging sie zur Mauer, um allein zu sein. Zwar kletterte sie nicht mehr auf die Krone, wie in jungen Jahren, doch befand sich am dicken Stamm der Trauerweide längst eine kleine Holzbank. Unter den weit herabhängenden Zweigen des Baumes hatte sie schon manche Stunde gesessen, versunken in Erinnerungen oder vertieft in die Pläne Bruder Bernhards.
    Vorsichtig brach sie den Siegellack mit dem Abdruck von Altfrieds Ring. Es handelte sich um die Eigentumsurkunde über ihr Leibgedinge, der Abt hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine weitere Bemerkung oder Erklärung beizufügen.
    Ohne auch nur einen Gedanken an ihre Würde als Herrin zu verschwenden, sprang sie auf, rannte mit gerafften Kleidern über den Hof, die Treppen zum Saal hinauf und führte dort einen Freudentanz auf, den das Gesinde voller Verwunderung bemerkte, hatte es doch seine Herrin lange nicht mehr so vergnügt und gut gelaunt gesehen.
    Ludwig, der mit dem Vogt Robert am Kamin gesessen hatte, erhob sich und kam ihr erstaunt lächelnd entgegen. Sie drückte ihm mit triumphierender Miene die Rolle in die Hand. Während er las, entsann Adelheid sich des anderen Schreibens und brach auch hier das Siegel.
    Beringar schrieb lediglich das übliche. Mit einem wehmütigen Gefühl las Adelheid die Zeilen in der vertrauten steilen Schrift.
    „… liegt noch immer Gottes Segen über meiner Arbeit im Scriptorium. Vom Bruder Petrus, der die Schreibarbeiten des Abtes erledigt, weiß ich, dass König Lothar – Gott schütze ihn und halte seine Hand über ihm – das Kloster angewiesen hat, Euch Euer Land zu überlassen. Jetzt könnt Ihr Vaters Traum verwirklichen! Wie glücklich Ihr sein werdet. Wenn ich die Augen schließe, kann ich Euer Gesicht vor Freude lachen sehen. Ich bete für Euch und umarme Euch. Möge Gott der Barmherzige immer an Eurer Seite stehen. In Liebe Euer Sohn Beringar“
    In den nächsten Tagen gab es für Adelheid kein Halten mehr. Sie traf Reisevorbereitungen und jagte Zofen, Mägde und Knechte zwischen Kleidertruhen, Vorratskammern und Pferdestall hin und her. Ein schneller Reiter wurde nach Camp Altenfeld geschickt, um dem Abt des dortigen Zisterzienserklosters ihre Ankunft anzumelden. Ein berittener Begleittrupp musste zusammengestellt werden. Im Land herrschte Unruhe, nach dem Machtwechsel nicht weniger als vorher. Das mächtige Geschlecht der Staufer neidete Lothar die Königswürde und rasselte mit den Schwertern. Auch wegen der zahlreichen Straßenräuber war es nicht ungefährlich, eine so weite Reise zu machen, doch nichts konnte Adelheid jetzt davon abbringen.
    Ludwig versuchte es nicht, er kannte seine Mutter gut genug. Er wählte die besten Männer unter seinen Vasallen aus und war froh, dass Helisende mitreisen sollte. Seine Schwester ersetzte mit ihrem Mut und ihrer Findigkeit gut und gerne einen Soldaten. Außerdem war sie eine hervorragende Armbrustschützin und wusste mit dem Schwert umzugehen. Sie war oft genug mit ihm und seinen Vasallen zur Jagd geritten. Auch wenn manch einer der Edelleute zunächst skeptisch nach der Jungfer im Sattel geschielt hatte, spätestens wenn Helisende ihren ersten Hirsch zur Strecke gebracht hatte, glomm Ehrfurcht in ihren Blicken auf.
    Das meiste Kopfzerbrechen bereitete Ludwig die fortgeschrittene Jahreszeit. Noch war der Sommer angenehm warm, doch die Kraft der Sonne ließ nach, die Tage wurden deutlich kürzer. Abends deckte feuchte und neblige Luft die Täler zu und ließ die Bergsporne wie
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