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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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Steine aus einem Bach herausragen. Ein gelber Hauch lag über den Buchenwäldern, ein einzelner Ahorn am Bergkamm gegenüber leuchtete bereits in kräftigem Rot, als wolle er alle anderen Bäumen mahnen, es ihm gleich zu tun. Wenn der Winter vor der Zeit hereinbrach, würde Adelheid nicht rechtzeitig zurück sein. Sie war zwar voller Energie und bis auf den trockenen Husten, der sie seit dem letzten Winter immer wieder quälte, auch noch von robuster Gesundheit, nur war sie nicht mehr die Jüngste. Doch das konnte er ihr unmöglich sagen, sie hätte ihn ausgelacht.
    Eine Woche, nachdem der Bote mit der guten Nachricht auf Lare eingetroffen war, verließ der Reisewagen mit vier Pferden und einem Begleittrupp von zehn kräftigen jungen Bewaffneten die Feste. Hinter der Kutsche liefen zwei Ersatzpferde mit leichtem Gepäck.
    Das Wetter zeigte sich vorerst sonnig und mild. Als hielte der Herr seine Hand über die kleine Reisegesellschaft, blieb sie unbehelligt von Wegelagerern und fremden Soldaten. Die Wege führten fest und trocken über abwechslungsreiches Land, die Pferde liefen willig und ausdauernd. Sie fanden die Herbergen sauber und die Wirte zuvorkommend, guter Wein und deftiges Essen taten ein Übriges. So kamen sie gut voran und erreichten am Nachmittag des neunten Tages erschöpft und staubbedeckt, aber zufrieden Camp Altenfeld.
    Der Klostervorsteher war überrascht, sie so bald nach der Ankunft des vorausgeeilten Boten zu sehen. Nachdem Adelheid und Helisende sich im Hospiz erfrischt hatten, empfing er sie in einem karg eingerichteten Raum, der offensichtlich sein Arbeitszimmer war. Unter einem einfachen Holztisch, auf dem Pergament, Feder und Tintenfass eine gefügige Ordnung bildeten, ragte ein dreibeiniger Schemel hervor. Die hintere Wand wurde verdeckt von einem wuchtigen Regal, wo sorgfältig übereinander geschichtete Rollen wahrscheinlich Kontrakte, Abrechnungen und ähnlich wichtige Dinge griffbereit speicherten.
    Abt Robert erinnerte Adelheid nicht nur wegen der weißen Kutte sofort an Bruder Bernhard. Sie empfand auf den ersten Blick Sympathie für den großen Geistlichen mit weizenhellem Haar, der ihr mit offenem Blick entgegentrat und sie begrüßte. Aufmerksame Augen über einer schmalen Nase musterten sie mit Güte und Wohlwollen. Obwohl der Mann sicher gute zwanzig Jahre jünger war als sie, strahlte seine Persönlichkeit so viel Würde und Lebenserfahrung aus, dass Adelheid sich wie ein kleines Mädchen fühlte. Fast war sie enttäuscht darüber, in seinen herzlichen Worten die lustigen kleinen Versprecher zu vermissen, die den burgundischen Zisterzienserbruder so liebenswert gemacht hatten.
    „Herzlich willkommen, hier in unserem bescheidenen Hause, hohe Frau Adelheid und Jungfer Helisende! Ich hoffe, Eure weite Reise war erträglich. In jedem Falle seid Ihr erstaunlich gut vorangekommen. Wir haben nicht vor übermorgen mit Euch gerechnet.“
    „In der Tat, Bruder Abt, die Reise verlief sehr gut. Wir haben ausgezeichnete Pferde, die ausdauernd und schnell laufen.“ Dankbar nickend nahm Adelheid auf einer Bank Platz, die an der Wand gegenüber dem Arbeitstisch stand. Helisende setzte sich nach kurzem Zögern neben sie.
    Der Abt hob die Augenbrauen. „Pferde! Ein ausgezeichnetes Gesprächsthema! Gute Pferde sind außerordentlich wichtig. Ich bin neugierig und gespannt auf Eure Tiere. Wir sind an Erfolgen in der Bewirtschaftung von Feld und Stall interessiert, denn wie Ihr vielleicht wisst, versorgen wir unsere Klöster mit allem selbst. Wir erproben unsere Fähigkeiten in sehr vielen Dingen, sei es in der Haltung von Schweinen, im Anlegen von Fischteichen oder in der Aussaat von Getreide. Warum nicht auch in der Pferdezucht?“
    Helisende grinste still vor sich hin. Dieser Abt war der Richtige, dafür würde sie ihre rechte Hand opfern. Adelheids Herz hatte er bereits gewonnen, spätestens nach seinem Bekenntnis zu den Pferden. Sie war froh darüber, denn sie hoffte, dass die Verhandlungen über die Klosterstiftung ein schnelles Ende finden würden. Sie hatte ihrem Bruder Ludwig vor der Abreise versprochen, entweder sehr bald zurückzukehren oder die Mutter zu überreden, den Winter im Kloster zu verbringen und erst im Frühjahr aufzubrechen. Doch der Sinn stand ihr nicht nach einem längeren Aufenthalt in diesen tristen Mauern. Auf gar keinen Fall wollte sie während der kalten und dunklen Wintermonate hier eingesperrt sein. Die Gebäude waren zwar größtenteils neu und in einem sehr
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