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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Hochzeitsfeier fand im Palas von Lare statt, die langen Tafeln waren reich gedeckt und Diener trugen ein Festmahl auf, das aus mehreren Gängen bestand. Alwina hatte die Bürde auf sich genommen, die Feier zu organisieren, obwohl der Graf eigentlich den Truchsess damit beauftragt hatte. Aber die Amme wollte zur Hochzeit ihres Lieblings nichts dem Zufall überlassen, und machte dem Küchenmeister mit ihren Extrawünschen das Leben schwer.
    Unter dem beifälligen Gemurmel der Gästeschar, die überwiegend aus den Familien der angrenzenden Grafschaften sowie deren Knappen und Hofdamen bestand, wurden gebratene Fasane, Gänse und Tauben, Hirschbraten und Wildschweinkeulen, gebackene Hechte und Forellen sowie eine Vielzahl von Pasteten aufgetragen. Dazu reichte man verschiedene feine Soßen und zum Eintunken kleine knusprige Weizenbrote, deren Inneres noch dampfte, wenn sie gebrochen wurden.
    Der Fußboden war frisch mit Binsen ausgelegt worden und zusätzlich mit Veilchen, Anemonen und Himmelsschlüsseln bestreut, die freilich sehr schnell zertreten waren. An den Wänden hatten die Knechte gerade ergrünte junge Birken aufgestellt, in deren Zweige die Mägde bunte Bänder hineingeflochten hatten. An der Seite neben dem Kamin saß eine Gruppe von Musikanten mit Geige, Fidel und Panspfeife und spielte lustige Weisen. Die Hundemeute des Grafen umrundete schwanzwedelnd die Tafel, auch für sie war heute ein Freudenfest, denn die Reste, die für die Tiere abfielen, waren mehr als üppig.
    Draußen auf der Vorburg wurde besonders stimmungsvoll gefeiert. Unter Zeltdächern waren bereits am Vortag Tische und Bänke für das Gesinde und die Bauern aus den umliegenden Dörfern aufgebaut worden. Gaukler und fahrende Sänger vertrieben den Gästen dort die Zeit und trotz des Aprilwetters herrschte frohe und ausgelassene Stimmung unter den Leuten. Eine herrschaftliche Hochzeit gab es nicht alle Tage. Essen und Trinken waren ausreichend vorhanden, freilich nicht ganz so erlesen wie bei den Herrschaften im Palas, doch für die einfachen Dorfleute, die als Hauptgericht über die lange Zeit des Winters nur Rübensuppe und Gerstenbrei kannten, waren Hasenbraten und Hühnerpastete, ja selbst ein Weißbrot willkommene Delikatessen. Der Ruf „Hoch leben die Brautleute“ erschallte immer wieder und bald tanzten Knechte und Mägde, Bauern und Bäuerinnen ausgelassen zur Musik der Spielmänner.
    Als das Fest im Palas am späten Nachmittag auf dem Höhepunkt war, erhob sich Dietmar vom Straußberg und prostete seinem Schwiegervater noch einmal zu, indem er ihm seinen silbernen Kelch entgegen hielt und eine Verbeugung andeutete. „Edler Graf und Eidam, ich danke Euch für die Ausrichtung dieses denkwürdigen Festes. Meine Gemahlin und ich, wir werden uns jetzt zurückziehen und zum Straußberg reiten. Dort ist alles vorbereitet für die Hochzeitsnacht.“
    Graf Beringer nickte wohlwollend und für Adelheid kam nun die Stunde des Abschieds. Tränenüberströmt stand Alwina am Ausgang und drückte sie an ihren breiten Busen.
    „Mach es mir nicht so schwer“, flüsterte Adelheid ihr ins Ohr, „ich komme dich doch besuchen, so oft ich will! Mit Diabolus schaffe ich das in einer halben Stunde!“
    Dann verabschiedete sie sich mit einer kurzen Umarmung von Ludwig und von ihrem Vater. Als sie ihm den Brautschmuck ihrer Mutter zurückgeben wollte, schüttelte er den Kopf. „Der gehört jetzt dir, Adelheid. Gib ihn an deine Kinder weiter.“
    Die Stallknechte hatten die Pferde gebracht. Ein Packwagen stand bereit, auf dem Adelheids Kleidertruhe, ihre Aussteuer sowie die Geschenke verstaut worden waren, die das Paar von den Gästen erhalten hatte.
    Als Diabolus vorgeführt wurde, stockte Adelheid der Atem. Er trug einen überaus prunkvollen Damensattel, aus kunstvoll mit Blumen bemaltem Buchenholz, vergoldete Sattelknöpfe glänzten in der Sonne. Unter dem Sattel hing eine lange Decke hervor, die das ganze Pferd einhüllte und mit Stickerei und Fransen verziert war. Der Brustriemen bestand aus dicker Goldborte, ebenso die Riemen, an denen fein ziselierte Steigbügel baumelten. Der Rappe tänzelte nervös umher, der Pferdejunge hatte große Mühe, ihn zu halten. Das war kein Wunder, denn der Hengst war noch nie mit so viel Ballast behängt gewesen und er hatte einfach Angst.
    „Wer hat das Pferd so zugerichtet?“, fauchte Adelheid den Jungen an, der ohnehin schon gehörig schwitzte und jetzt rot anlief. Der Marschalk war nicht in Sicht, er hatte

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