Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
ihn das wittern, dann wird er wissen, dass du sein Freund bist.“
Der Alte nickte und ließ das Tuch in seiner schwieligen Hand verschwinden. Dann trollte er sich und folgte den Pferden in Richtung Stall.
Magdalena war inzwischen auch im Kernhof der Burg angekommen und schien heilfroh, wieder auf beiden Füßen zu stehen. Sie dirigierte das wenige Gepäck, das auf Mauleseln transportiert worden war, in den Palas. Eine dralle Magd half ihr dabei. Der Packwagen würde erst in einigen Stunden eintreffen. Adelheid sah, dass es für sie nichts zu tun gab und folgte zögernd dem Ritter, der oben auf der Treppe ungeduldig wartete.
Es war vollends dunkel geworden und Diener hatten Lampen in den Raum gebracht, der Adelheid und ihrer Zofe zugewiesen worden war. Es war ein kleiner Verschlag, nur durch einen schweren Vorhang von der Kemenate abgetrennt, in der sich die anderen Frauen der Burg mit ihren Kindern aufhielten. Magdalena half ihrer Herrin, sich auf die Nacht vorzubereiten. Sie bürstete ihr das Haar, das den ganzen Tag unterm Gebände versteckt gewesen war und ließ es locker über den Rücken fallen. Dann ging sie ihr beim Entkleiden zur Hand und holte warmes Wasser zum Waschen aus der Küche. Nachdem Adelheid ein leinenes Nachthemd übergestreift hatte, umarmte sie Magdalena noch einmal. Sie hatte gehofft, bei ihr ein wenig Stärke zu finden, aber in des Mädchens unergründlichen Augen spiegelte sich ihre eigene blanke Angst. Wortlos wandte sie sich ab, schlüpfte durch den Vorhang und öffnete die Tür, die aus den Kemenaten in den Saal führte. Dort warteten, wie es der Brauch wollte, bereits Freunde und Knappen des Ritters und brachten sie mit viel Gejohle und anzüglichen Scherzen zum Schlafgemach ihres Herrn. Ein Lautenspieler begleitete die lärmende Schar mit seinen Liedern, bis das frischvermählte Paar endlich nebeneinander lag und die Decke bis ans Kinn gezogen hatte. Zu guter Letzt trat noch der Burggeistliche, ein kahlköpfiger, hagerer Mann, an das Hochzeitsbett und sprach einen kurzen Segensspruch. Dann verschwand er mitsamt der lauten Festgesellschaft und ein Diener löschte im Hinausgehen das Licht.
Der Ritter hatte den ganzen Tag noch kein freundliches Wort an Adelheid gerichtet und hielt sich auch jetzt nicht damit auf. Kaum war draußen im Saal der letzte Laut verklungen, schlug er die Decken zurück und befahl ihr, das Nachthemd auszuziehen.
„Jetzt wollen wir doch einmal sehen, ob du wirklich eine so gute Reiterin bist“, hörte Adelheid ihn dicht an ihrem Ohr flüstern und säuerlicher Weindunst schlug ihr entgegen. Beim seltsam gepressten Klang seiner Stimme spürte sie, wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, sie konnte erkennen, dass er bereits nackt war und dass sein Glied unter dem feisten Bauch angeschwollen war. Betont langsam begann sie, an ihrem Nachthemd zu nesteln.
Niemand hatte ihr genau gesagt, was in dieser Nacht auf sie zukommen würde, aber sie war als wissbegieriges kleines Mädchen auf ihren Streifzügen durch die Burg Augenzeugin von allerlei seltsamen Verhaltensweisen geworden und sie hatte sich nach und nach vieles zusammengereimt. Sie hatte dem lahmen Stallknecht und der Gänsemagd im Stroh zugesehen, und sie hatte gespürt, dass die beiden etwas ganz besonders Schönes erlebten. Der Mundschenk und seine Frau liebten sich im Sommer hinter der Fliederhecke im Gemüsegarten und die Geräusche, die sie dabei von sich gaben, klangen wohlig aufregend. Sie hatte aufmerksam beobachtet, wie der Hengst die Stute besprang und sie dabei zärtlich ins Genick biss. Sie hatte nie den Eindruck bekommen, dass es für die Beteiligten etwas Unangenehmes sein könne. Umso größer war der Schock, der sie jetzt erwartete.
Während sie noch mit zitternden Fingern an den Schnüren ihres Hemdes zummelte, spürte sie plötzlich seine groben Hände an ihrem Körper, ungeduldig zerrte er ihr das Kleidungsstück über den Kopf, wobei er ihr büschelweise das Haar ausriss, das sich in der Schnürung verfangen hatte. Sie schrie auf und schlang die Arme um den Kopf, um ihr Haar vor weiterem Schaden zu schützen.
„Ja mein Täubchen, wehr dich nur, das wird dir nichts nützen, denn ab heute gehörst du mir!“ Seine Stimme klang überaus zufrieden, als ob er nur auf ein solches Missgeschick gewartet hatte.
Während Adelheid versuchte, ihre Haarsträhnen aus der Verknotung zu befreien, packte er sie mit beiden Händen an
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