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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Laufschritt verfallen. Im Stall war Rodin gerade dabei, die leeren Boxen auszumisten. Er hielt verdutzt inne, als er die junge Frau wie einen Wirbelsturm hereinlaufen sah. Ohne ihn zu beachten, warf sie dem begeistert wiehernden Diabolus blitzschnell ein Halfter über, das zufällig an einem der Stützpfeiler hing und schwang sich mit einem tollkühnen Satz auf das hochbeinige Pferd. Magdalena hielt geistesgegenwärtig die Stalltür auf und Augenblicke später verklangen die Hufschläge des Rappen vorm Burgtor.
    Wenn nicht die verstörte Zofe am Stalleingang gewesen wäre, dann hätte Rodin berechtigte Zweifel gehabt, ob er das alles wirklich gesehen hatte. Wie die kleine zarte Frau in der Zeit eines Wimpernschlages auf das mannshohe Tier sprang, sich in der Mähne verkrallte und ohne Sattel davonstob … Spät am Abend bei einem Krug Wein würde er die Geschichte immer wieder erzählen müssen, und jedes Mal würde sie ihm unglaubwürdiger erscheinen.
    Adelheid hingegen ritt ohne nachzudenken den Männern hinterher, deren Spur zu finden leicht möglich war. Die gepanzerten Pferde mit den schwer bewaffneten Reitern hinterließen deutliche Narben im Gras. Schwere Hufspuren, noch tiefer als damals im Wald …
    Damals? So lange war es nicht her. Erneut dachte sie daran, dass sie sich um die Aufklärung der furchtbaren Tat kümmern müsste. Doch jetzt galt es, den Vater zu warnen. Wie von selbst fiel Diabolus in scharfen Galopp, er witterte die Pferde, die kurz vorher den gleichen Weg genommen hatten. Die Spuren führten direkt auf das Tal des Helbeflusses zu. Auf einem seiner nördlichen Kämme lag das Dorf Schierenberg. Umgeben von undurchdringlichen Wäldern war die kleine Ansiedlung inmitten saftiger Weiden gelegen, welche die Bauern durch Brandrodung dem dichten Urwald abgerungen hatten. Gesundes und kräftiges Vieh war ihr Lohn für die mühevolle Arbeit. Die Bauern selbst hatten beim Bau der Burg Frondienste leisten müssen und führten nun mit ihrem Lehen ein bescheidenes Leben. Neben den Früchten ihrer Felder nutzten sie auch die reichen Fischgründe der Helbe. Ein Fährmann verdiente sich ein Zubrot mit dem Übersetzen von Reisenden, denn auf der Heeresstraße zwischen Mülhusen und dem Wippertal war das Floß über den Feuergrundsee eine willkommene Abkürzung.
    Kurz vor der Weggabelung, an der ein Hohlweg nach Schierenberg führte, während der Hauptweg weiter über Keula nach Mülhusen verlief, vernahm Adelheid Lärm und Waffengeklirr. Sie zügelte den Hengst und lauschte auf die Geräusche, doch sie schienen friedlicher Art zu sein. Kein Kampfesgeschrei drang zu ihr, stattdessen hörte sie scherzhafte Rufe und Gelächter. Pferde schnaubten. Diabolus wurde unruhig und legte die Ohren an, was nur bedeuten konnte, dass der Grauschimmel des Ritters in der Nähe war. So wenig ihr es auch gefiel, ihrem Ehemann zu begegnen, war sie doch froh, nicht auf feindliche Horden oder Wegelagerer zu treffen, denn sie hatte während ihres übereilten Aufbruchs nicht einmal eine einfache Waffe mitgenommen und hätte ihr Heil in der Flucht suchen müssen.

    Die Krieger ihres Vaters waren nicht so unvorsichtig gewesen und hatten rings um das kleine Lager Wachen aufgestellt. Eine von ihnen vertrat Adelheid jetzt mit einer gespannten Armbrust den Weg und rief: „Wer da?“
    Dann erkannte der Mann die Tochter des Grafen, verneigte sich und ließ sie passieren. Adelheid ließ den Blick über die Lichtung schweifen, wo die Männer in ihren Tätigkeiten innehielten und erstaunt aufblickten. Ihren Vater sah sie nirgends. Es war Ritter Dietmar, der ihr schließlich entgegentrat und sie verblüfft fragte, was sie denn um Himmels Willen hier wolle.
    „Ich muss dringend mit Graf Beringer sprechen!“, antwortete sie und war froh, vom Pferd herab mit ihm reden zu können. Dass sie auf ihn hinabsehen konnte, machte es wesentlich leichter.
    „Ihr Vater ist nach Schierenberg geritten, um die Bauern aufzubieten. Wir warten hier auf ihn und reiten dann weiter zur Keulenburg. Was ist denn so wichtig, dass Ihr uns ohne Sattel und ohne Begleitung bis hierher folgen musstet?“
    Adelheid überlegte, ob sie ihm wenigstens in dieser Hinsicht vertrauen konnte. Ihr Vater tat es immerhin auch. Schließlich gab sie sich einen Ruck. Was konnte sie schon verlieren?
    „Magdalena hat große Gefahr für meinen Vater vorausgesehen. Ich wollte ihn warnen. Ihr müsst auf ihn Acht geben. Ich bitte Euch!“
    Auf dem feisten Gesicht des Ritters malte sich erst

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