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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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einen Rachezug der Mülhuser befürchten. Sie begegneten bereits auf dem Gelände der Vorburg Bauern aus Naschhusen, Pustleben und Schierenberg, die den Zehnt ablieferten. Alle verneigten sich tief vor der jungen Frau und murmelten Beileidsbekundungen. Offensichtlich waren die Neuigkeiten in den Dörfer bereits in aller Munde. Die Gebraer Bauern hatten daran sicher keinen geringen Anteil, waren sie doch stolz auf ihren frisch erworbenen Kampfesruhm.
    Der Alltag schien eingekehrt auf dem Wirtschaftshof, doch waren am Tor die Kontrollen strenger als sonst. Es wurden nur Bauern eingelassen, die den Wachen persönlich bekannt waren. Auch standen mehrere Leute oben im Torhaus, die den Zufahrtsweg zur Burg genau in Augenschein nahmen. Selbstverständlich war der Bergfried besetzt, die Wächter konnten meilenweit ins Land sehen und größere Truppen sofort ausmachen.
    Gleich zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise hatte Johannes ihr sein Bedauern über das Verhalten seines Oheims ausgedrückt. Doch Adelheid beruhigte ihn, sie wusste ohnehin, dass Johannes aus anderem Holz war als der Ritter. Sie trug ihm nichts nach, war er es doch gewesen, der sich durch besonderen Mut ausgezeichnet hatte, als er Godhart mit den Bauern gemeinsam in die Flucht schlug.
    Ohne Magdalenas Maulesel im Schlepptau konnten die beiden Pferde auf dem Waldweg nach Straußberg wieder ungehindert ihre Kräfte messen. Diabolus war heute allerdings nicht besonders ehrgeizig, offenbar hatte er Gefallen an der Fuchsstute gefunden und lief am liebsten neben ihr her anstatt vornweg. Den Männern des bewaffneten Gefolges war dies sehr recht, denn sie hätten viel Mühe gehabt, den beiden Ausreißern zu folgen.
    Je näher sie dem Straußberg kamen, umso nervöser wurde Adelheid. Konnte sie dem Ritter wirklich gegenübertreten, als wäre nichts geschehen? Würde er nicht erst recht misstrauisch werden, wenn sie allzu unbefangen wirkte?
    Johannes begann mehrmals ein Gespräch, das jedoch ob ihrer Einsilbigkeit schnell wieder einschlief. Schließlich gab er auf und versank selbst in Gedanken.
    Als sie endlich das Haupttor der Burg passierten, schien alles wie immer. Doch Adelheid fiel auf, dass hier ebenfalls die Wachen am Tor und auf dem Bergfried verstärkt waren. Das Gesinde war bei der täglichen Arbeit und warf nur ab und zu neugierige Blicke herüber. Auch auf Straußberg war Zehnttag und Ritter Dietmar war damit beschäftigt, die Abgaben seiner Bauern in Empfang zu nehmen und zu kontrollieren. Neben ihm beugte ein Mönch seine Tonsur über einen kleinen Tisch und kratzte mit einer Gänsefeder eifrig schwungvolle Zahlen auf eine Rolle Pergament. Adelheid übergab Diabolus an den herbeigeeilten Rodin, der auch die Fuchsstute mitnahm. Der Ritter hatte sie zwar ankommen sehen, täuschte aber Geschäftigkeit vor und sah erst auf, als sie ihn laut begrüßte.
    „Gott zum Gruße, Herr Ritter. Warum habt Ihr die Wachen verstärken lassen?“ Am liebsten hätte sie sich gleich auf die Lippen gebissen, weil sie den Mund doch nicht hatte halten können.
    Dietmar sah verwundert aus, er hatte gewiss mit irgendwelchen Vorwürfen gerechnet, stattdessen kam diese unerwartete Frage.
    „Nun, die Zeiten sind unsicher, wie Ihr wisst! Ihr selbst seid heute in bewaffneter Begleitung geritten! Sogar einen Sattel hattet Ihr unter dem Hintern!“
    Ungeduldig winkte er den nächsten Bauern heran. „Was bringt Er heute?“
    Der Bauer reichte einen großen Korb mit Eiern über den Tisch, wo ihn eine Magd abnahm und vorsichtig entleerte. Der Mönch fragte ihn nach seinem Namen und kritzelte etwas in seine Liste. Nachdem der Bauer seinen leeren Korb zurückerhalten hatte, druckste er herum und blieb vor dem Pult stehen.
    „Was will Er noch?“, herrschte der Ritter ihn an.
    „Hoher Herr, verzeiht!“ Der Mann verbeugte sich. „Meine Tochter Gunda möchte den Jungbauern Hadamar freien. Ich bitte Euch um Eure Zustimmung!“
    In den Augen des Ritters leuchtete etwas auf, das Adelheid sehr bekannt vorkam und das ihr das Gefühl vermittelte, als richteten sich ihre Nackenhärchen auf.
    „Sie soll heute Abend zwei Stunden vor Sonnenuntergang hier erscheinen. Dann werden wir sehen, ob ich die Zustimmung geben kann!“
    Damit winkte er den Mann weiter, der mit unglücklichem Gesicht seinen Korb davontrug.
    Bevor Adelheid überlegen konnte, was diese Antwort zu bedeuten hatte, wandte sich ihr Gemahl an sie: „Das mit Eurem Vater – ähm – tut mir leid. Die Mülhuser waren weitaus in der

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