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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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glaubte an ihm kleben zu bleiben, als er nach einer kleinen Ewigkeit wieder losließ. Fragend blickte sie ihren Vater an. Was sollte das alles?
    Der Ritter deutete ihr Zaudern richtig und hob eine Augenbraue: „Ihr habt es Eurer Tochter noch nicht gesagt?“
    „Wann sollte ich? Sie ist eben erst nach Hause gekommen. Sie war mit ihrem Pferd unterwegs.“
    Ein unwilliger Schatten legte sich auf das rotgeäderte Gesicht des Ritters. Kritisch blickte der Mann an ihr herunter und schien erst jetzt ihre ungewöhnliche Kleidung zu bemerken. Aus rehbraunem Leinen großzügig geschnitten sah das Reitgewand auf den ersten Blick wie ein sonst üblicher Weiberrock aus, doch spätestens beim Aufsitzen auf das Pferd erkannte ein zufälliger Betrachter den Unterschied: Sowohl Ober- als auch Untergewand waren tief geschlitzt und ergaben somit zwei Teile, ähnlich den Beinkleidern der Männer, so dass Adelheid bequem auf einem Männersattel sitzen konnte. Niemals hätte sie sich oder Diabolus einen dieser würdelosen und noch dazu unbequemen Damensättel zugemutet.
    „In diesem Aufzug?“ Der Ritter keifte plötzlich wie eine alte Vettel. „Eine Frau sollte sich um Haus und Hof kümmern und nicht im Männergewand durch die Gegend reiten!“
    Adelheid holte tief Luft und wollte zu einer scharfen Entgegnung ansetzen, als ihr Blick den des jungen Mannes traf, der still neben dem Ritter saß und ihr nicht vorgestellt worden war. Er schien mit seinen sanften grauen Augen sprechen zu können. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und bedeutete ihr zu schweigen. Adelheid saugte sich fest an diesen Augen und fragte stumm: Was wollen die alle von mir? Doch da drang die Stimme ihres Vaters an ihr Ohr.
    „Tochter, hör mir zu! Der Ritter vom Straußberg, unser wehrhafter Nachbar im Osten, hat mich um deine Hand gebeten.“
    Gebieterisch hob er seine Rechte, als Adelheid entsetzt nach Luft schnappte, und fuhr fort: „Diese Verbindung ist eine überaus vernünftige, mein Kind. Du weißt selbst, dass der Südosten unser strategisch schwächster Punkt ist. Die einzige Richtung, aus der Feinde überhaupt eine Chance hätten, unbemerkt in die Nähe unserer stolzen Feste zu gelangen, wird von der Burg Straußberg zuverlässig überwacht werden, vor allem wenn du erst die Herrin dort bist.“
    „Aber, Vater …!“
    „Schweig, Adelheid!“, unterbrach sie der Graf mit leise aufkeimendem Zorn in der Stimme. Er ahnte wohl, was seine Tochter vorzubringen hatte. „Geh hinüber zu Alwina und denk über meine Worte nach. Es ist beschlossene Sache. Morgen wird es öffentlich verkündet!“
    Der drohende Unterton ließ tatsächlich keine Gegenrede zu. Hilflos und verwirrt drehte Adelheid sich um und stolperte wie betäubt in Richtung Tür. Sie fühlte zwei große graue Augen voller Mitleid in ihrem Rücken. Als sie den Raum verließ, hörte sie das metallische Aneinanderstoßen der Kelche und vernahm noch des feisten Ritters Stimme: „Viel ist ja nicht dran an ihr …“, was wieder dröhnendes Gelächter auslöste, dann fiel die schwere Tür ins Schloss.
    Bei Alwina, die in der Kemenate saß und im letzten Tageslicht am Fenster Schafwolle verspann, löste sich Adelheids Erstarrung: „Stell dir vor, ich soll diesen Fettsack heiraten! Diesen klebrigen, wabbligen Trunkenbold. Der kommt noch nicht mal allein auf ein Pferd! Geschweige denn in eine Rüstung! Nie, nie, niemals!“
    Die alte Amme schob das Spinnrad beiseite und zog ihr Ziehkind an sich. Mitleidsvoll strich sie ihr übers Haar und jetzt löste sich der erstickende Kloß in Adelheids Kehle. Die Frau schwieg und tröstete allein durch ihre vertraute Gegenwart. Als Alwinas Schulter feucht von Tränen war, fühlte das Mädchen sich etwas besser. Jetzt galt es, in Ruhe zu überlegen.
    „Was soll ich tun? Kannst du nicht mit Vater reden?“
    Die Alte schüttelte bekümmert den Kopf. „Ich fürchte, nein. Was dein Vater sich einmal vorgenommen hat, das führt er auch aus. Du kennst ihn. Er hat dem Ritter sein Wort gegeben, jetzt muss er dazu stehen, das ist er seiner Ehre schuldig. So leid es mir tut, du wirst dich fügen müssen.“
    Für die Amme war das Problem damit erledigt. Sie wusste, wie hart die Entscheidung des Grafen ihrem Liebling vorkommen musste, der bisher frei wie ein Vogel gelebt hatte. Aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ein heiratsfähiges Mädchen ohnmächtig den Entscheidungen der Eltern ausgeliefert war. Oft wurden bereits kleine Kinder einander versprochen, die sich

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