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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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alles konnte sie nicht glauben, der Ritter ließ die Mädchen vor ihrer Hochzeit zu sich kommen, um sie zu entjungfern! Instinktiv legte sie den Arm um die junge Frau und schob sie aus der Sichtweite des Palas. Jeden Moment konnte Dietmar in die Tür treten und nach ihr Ausschau halten. Sie musste verhindern, dass dieses arme Ding ähnlich misshandelt wurde wie sie. Flüchtig glitt ihr Blick über die langen Haare des Mädchens, die so liebevoll hochgebunden waren und für einen kurzen Moment fühlte sie wieder den Schmerz auf ihrer Kopfhaut.
    Hinter ihrer gekrausten Stirn drehten sich die Gedanken im Kreis und fieberhaft suchte sie nach einer Lösung, Gunda zu helfen. Gernot fiel ihr ein, wie er mit List den Ritter ausgetrickst hatte.
    „Wo ist dein zukünftiger Mann?“, fragte sie, damit Gunda nicht das Gefühl bekam, irgendetwas sei nicht in Ordnung.
    „Er wartet draußen vorm Tor. Man wollte ihn nicht hereinlassen. Er bringt mich morgen früh wieder nach Hause.“ Das Mädchen schien genau zu wissen, was auf sie zukam.
    Die beiden Frauen standen im Torbogen, zu sehen nur für den, der direkt durch das Tor gehen wollte. „Woher weißt du, dass du erst morgen früh zurück kannst?“
    Gunda sah sie verwundert an. Was stellte die Herrin für seltsame Fragen!
    „Von den anderen Frauen aus dem Dorf. Sie waren alle beim Herrn, um sich das Einverständnis zu holen. Man bekommt am nächsten Morgen ein ordentliches Frühstück, dann kann man heimgehen.“
    „Und du weißt … was dich in der Nacht erwartet?“ Adelheid flüsterte es fast.
    Gunda nickte und ihre großen braunen Augen bekamen einen ängstlichen Ausdruck. Als sie schwieg, fasste Adelheid sie an den Schultern und drehte sie so, dass sie ihr direkt ins Gesicht sehen konnte.
    „Du musst es mir sagen, hab keine Angst. Ich bin hier die Herrin, verstehst du? Wenn du mir alles sagst, dann kannst du gehen, sofort!“
    Das Mädchen schluckte, fasste sich aber doch ein Herz. „Die Frauen im Dorf sagen, ich soll eben nur stillhalten. Ich darf mich nicht wehren. Wenn ich strampele oder schreie, dann …“ Auch ihre Stimme sank zu einem Flüstern. „… dann tut es weh. Aber wenn ich ganz still halte, dann … kann der Herr nicht, und er schläft ein.“
    „Wenn du ganz still hältst?“ Adelheid sprach es mehr zu sich, doch Gunda nickte eifrig und fühlte sich angespornt, noch mehr zu erzählen.
    „Sie sagen, er kann es nur mit Frauen, die Angst vor ihm haben. Deshalb darf man seine Furcht nicht zeigen.“
    „Gunda, du gehst jetzt mit deinem Hadamar zurück ins Dorf. Sage ihm, die Hochzeit kann stattfinden. Ich regele alles.“ Damit schob sie das verwunderte Mädchen zum Tor, an dem ein Wächter bereit stand, um es zu öffnen.
    „Aber was wird der Herr sagen, wenn …“ Gunda konnte es noch nicht glauben.
    „Lass das meine Sorge sein! Öffnet das Tor!“
    Draußen am Burggraben sah Adelheid einen jungen Bauern erstaunt aufspringen, als er das Mädchen erkannte. Sie wandte sich ab und ging zurück zum Palas. Unterwegs lachte sie laut auf. So lernte sie von einem Bauernmädchen, ihren eigenen Ehegemahl zu beherrschen! Man darf seine Furcht nicht zeigen … Nun, das hatte sie sowieso nicht vorgehabt.
    Die Glocke rief zum Abendessen, jetzt spürte sie ihren Hunger wieder. Im Saal herrschte munteres Treiben, die Wogen beim Würfeln schlugen bereits hoch. Offensichtlich spielten die Herren um hohen Einsatz, denn sie kommentierten Sieg oder Niederlage mit entsprechend lautem Gebrüll. An der Seite war eine Tafel für die Knechte und Mägde aufgebaut. Adelheid überlegte, wohin sie sich setzen sollte, reizte sie es doch sehr wenig, sich zu den angetrunkenen Rittern zu gesellen. Dann sah sie Johannes am Kamin, etwas abseits vom Trubel hatte er sein Essen bereits vor sich stehen. Sie ging zu ihm und ließ sich von Agnes Hühnchen mit Pfeffersauce auftragen. Dazu brach sie sich ein großes Stück Brot, um es in die Sauce zu tunken. Inzwischen war etwas Ruhe eingekehrt, die Herren hatten die Würfel beiseite gelegt und taten sich am Essen gütlich. Zum Nachtisch servierte Agnes einen Honigkuchen, der besonders gut schmeckte. Adelheid nahm sich im Stillen vor, die Magd nach der Zubereitung zu fragen. Dabei ertappte sie sich bei dem Gedanken, dass er dem Vater auch sehr gut schmecken würde, denn er hatte immer gern Süßes gegessen. Mit grausamer Wucht kam die Erinnerung an seinen Tod und nahm ihr die Luft. Eine tiefe Traurigkeit bemächtigte sich ihrer und sie

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