Adelshochzeit 2
hatte. Sie sehnte sich nur noch danach, sich fallen zu lassen, nicht weiter über das drohende Unheil nachdenken zu müssen. In stummem Einverständnis schloss sie die Augen, und Mark verstand und drückte seine Lippen fester auf die ihren.
In ihrem Verlangen nach Schutz und männlicher Stärke schmiegte Emily sich dichter an ihn, und als er seine Hände über ihren Rücken gleiten ließ, sank sie aufseufzend an seine Brust. Erst als ein Flügel der Terrassentür ein schleifendes Geräusch machte, fuhr sie aus diesem Bann auf.
Unterdrückt fluchend schaute Mark sich um, dann murmelte er: „Es ist nichts. Da, ein großer Zweig, den der Wind gegen die Tür schlägt.“
Erleichtert atmete sie auf und gab sich erneut der tröstlichen Empfindung hin, von seinen starken Armen umfangen zu sein. Wie selbstverständlich drückte sie ihren Kopf an seine Schulter, doch obwohl sie sich danach sehnte, seinen Mund erneut zu spüren, wollten ihre Gedanken keine Ruhe geben. „Aber … was … was, wenn da wirklich ein Kind ist?“, fragte sie ein wenig hysterisch. „Was ist dann zu tun?“
Mit zitternder Hand erstickte Barbara Emerson ihr entsetztes Aufkeuchen und zog sich leise von der Tür zurück, bei der sie gestanden und gelauscht hatte. Von dem Moment an, da sie Mark und Emily Beaumont miteinander sah, hatte sie unbedingt wissen wollen, was da vor sich ging, denn ihr war die Anziehung, die Emily auf ihn ausübte, seit dem Tage bewusst, an dem sie sich vor dem Modesalon begegnet waren.
Barbara hatte nach dem Tode ihres Gatten nichts unversucht gelassen, um Mark wieder zu sich zu locken. Sie war damals überzeugt gewesen, dass sie sein Begehren irgendwann in Liebe umwandeln und ihn so weit bringen könnte, ihr die Ehe anzutragen.
Seitdem waren jedoch Jahre vergangen, und so sicher sie sich auch war, ihm von allen Frauen am meisten zu bedeuten, so war ihr doch mittlerweile klar, dass sie nicht die einzige war. Sie wusste von seinen vereinzelten Liaisons, ließ sich jedoch nie anmerken, wie sehr es sie kränkte. Umgekehrt räumte sie einigen Galanen Freiheiten ein und hatte hier und da eine Affäre – immer sehr diskret, da Mark sich von ihr nicht zum Gespött machen lassen würde.
Immer aber hatte sie die Überzeugung gehegt, sie allein besäße den Schlüssel zu seinem Herzen. Mochte er auch anderswo tändeln, der Fixpunkt in seinem Leben war sie, und sie hielt es für selbstverständlich, dass er sie eines Tages zu seiner Gemahlin machen werde. Nun aber fürchtete sie, dass er ihr entglitt und ihren ehrgeizigen Plan zunichte machte.
Wutentbrannt zog sie sich zurück. Sie wusste nicht, was alles zwischen Mark und Emily Beaumont vorgefallen war. Die Küsse und Zärtlichkeiten eben hatte sie allerdings mit eigenen Augen gesehen. Und dann hatte diese … diese Schlampe ein Kind erwähnt! Emily Beaumont schien zu glauben, dass sie von Mark guter Hoffnung war! Und nach Marks liebevoller Haltung diesem intriganten Frauenzimmer gegenüber zu urteilen, mochte er geneigt sein, es zu heiraten.
Vor Enttäuschung knirschte sie mit den Zähnen! All die Jahre hatte sie gehofft zu empfangen! Doch er hatte sich immer gehütet, es darauf ankommen zu lassen, und ihr so das Recht auf seinen Namen verweigert. Nun würde diese schlaue Hexe ihr den Platz als seine Gattin streitig machen. Grimmig wischte sie ihre Tränen fort. Die vielen Jahre, die sie hingebungsvoll an Mark gehangen hatte, durften nicht einfach verschwendet sein! Er gehörte ihr, und sie würde dafür sorgen, dass er es auch blieb.
In diesem Augenblick erspähte sie einen jungen Mann, der aus dem Musiksalon kam und suchend umherblickte. Sie erkannte ihn als das Schoßhündchen, das Emily Beaumont schon den ganzen Abend über schöne Augen gemacht hatte. Hieß er nicht Stephen Bond? Zweifellos hielt er nach seiner Dame Ausschau. Blitzartig wusste Barbara, was zu tun war.
Rasch näherte sie sich ihm, strahlte ihn an und sagte, während sie theatralisch ihren Fächer zum Einsatz brachte: „Es ist so schrecklich heiß, nicht wahr? Bestimmt sind Sie auch hinausgeschlüpft, um ein wenig frische Luft zu bekommen?“
Stephen nickte freundlich, aber unbestimmt und wollte seine Suche fortsetzen, doch Barbara schob ihre Hand in seine Armbeuge, als betrachtete sie seine Begleitung als selbstverständlich, und sagte: „Wollen Sie so freundlich sein, mich auf die Terrasse zu begleiten, Mr. Bond? Die kühle Nachtluft wird uns beiden gut tun.“
Zwar konnte Stephen seinen Unwillen
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